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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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ALTE ZEIC

Des weitaus bedeutendsten Ereignisses auf dem Gebiete
der Zeichnungskunde, der Entdeckung von acht Zeichnungen
des Matthias Grünewald durch Max J. Friedlaender, ist im
vorigen Heft schon gedacht worden und wird später, bei
Erscheinen der Friedlaenderschen Publikation, nochmals aus-
führlich gedacht werden.

Uber einige wichtige Zeichnungspublikationen wird im
folg enden eingehend berichtet. Ergänzend sei auf einige
andere Veröffentlichungen noch hingewiesen. Die Marees-
Gesellschaft hat zwei neue Mappen herausgebracht, in denen
wieder das Erdenkliche an täuschender Wiedergabe geleistet
ist. Die eine Mappe bringt Zeichnungen deutscher Meister
des sechzehnten Jahrhunderts „von Schongauer zu Holbcin"
mit einer Einleitung von Max J. Friedlaender, die andere
Tuschzeichnungen von Claude Lorrain, mit einführendem
Text von Curt Gerstenberg.

Im Verlage Paul Cassirer erschien als dritter Band der
von Detlev von Hadeln herausgegebenen Reihe veneziani-
scher Zeichnungen eine aufschlußreiche Veröffentlichung
von Zeichnungen des Quattrocento, in der die noch wenig
bekannte Zeichenkunst von Meistern wie Giovanni Bellini
zum ersten Male eingehend beleuchtet wird.

Die im Auftrage des deutschen Vereins für Kunstwissen-
schaft von Paul Ganz besorgte Veröffentlichung der sämt-
lichen Zeichnungen Hans Holbeins d. J. ist nach langer
Stockung fortgeschritten. Einen Auswahlband mit Zeich-
nungen Holbeins hat Curt Glaser im Verlag Bruno Schwabe
in Basel herausgegeben. In ähnlicher Form veröffentlichte
A. E. Brinckmann Michelangelo-Zeichnungen bei R. Piper.
Von einem Korpus der Rembrandtzeichnungen, das in der
Folge „Klassiker der Kunst" in der Deutschen Verlagsan-
stalt erscheint, gab W. R. Valentiner den ersten Band heraus.
Einen Versuch, das Ofsett-Verfahren der Nachbildung von
Zeichnungen dienstbar zu machen, unternahm der Propyläen-
Verlag mit einer Reihe von Heften, die einzelnen Meistern
gewidmet sind: Raffael, Lionardo, Fragonard und Goya.
Eine Bücherserie des Delphin-Verlages faßt größere Gruppen
zusammen. In der Reihe der „Deutschen" erschienen Ro-
kokozeichnungen, von Martin Weinberger bearbeitet, und
Jüngst die „Deutschen Barockzeichnungen", von Muchall-

Viebrock herausgegeben. D. Red.

*

Prestel-Gesellschaft. VIII. Veröffentlichung. 1924.
Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg.
Niederländer. Herausgegeben von Gustav Pauli.

Die Faksimile-Reproduktion ist für die bildende Kunst
das gleiche wie das Grammophon für die Musik, eine ebenso
erstaunliche wie nützliche Erfindung, der man aber nicht
zu viel zumuten, und von der man nicht zu viel erwarten
sollte. Das letzte an täuschender Wiedergabe zu leisten,
ist leider, vom Standpunkte der Technik, glücklicher-
weise, vom Standpunkte der Kunst — nicht möglich. Es
bleibt immer ein Rest, und es hängt von dem Grade der
Empfindlichkeit des Auges oder des Ohres ab, wie stark
dieser Rest wahrgenommen wird. So sehr aber dieser Rest

HNUNGEN

zusammenschrumpfen mag, er ist entscheidend, da es in
Dingen der Kunst immer nur auf das allerletzte ankommt,
jedes Beinahe, jedes Ungefähr dem Nichts gleich wird.

Diese Bemerkung soll nicht die vortreffliche Leistung
der Prestel-Gesellschaft herabsetzen, deren neueste Ver-
öffentlichung hier angezeigt wird, sie soll nur vor einem
übertriebenen Glauben an das Surrogat der Technik war-
nen, dessen Sinn und Zweck es immer nur sein darf, auf
das Original hinzuweisen, niemals, es zu ersetzen. Für das
vergleichende Studium sind solche Reproduktionen dagegen
ein unschätzbar wertvolles Material, und wie sie der Er-
kenntnis dienen, so vermögen sie die Liebe zu wecken,
die in zunehmendem Maße der Zeichnung sich zugewandt
hat. Die Prestel-Gesellschaft hat dieses Ziel, das von ande-
ren zuweilen verkannt wurde, niemals aus dem Auge ver-
loren, da sie es sich immer zur Aufgabe machte, die noch
ungehobenen Schätze weniger bekannter Sammlungen ans
Licht zu bringen, indem sie, in Mappen vereinigt, die besten
Blätter, die sich im Besitz der kleineren Kupferstichkabinette
Deutschlands befinden, publiziert. Auf Weimar, Bremen,
Braunschweig folgt jetzt eine erste Hamburger Mappe, für
die Gustav Pauli einen Teil der niederländischen Zeichnun-
gen ausgewählt hat, eine stattliche Sammlung, die eine
gute Vorstellung der Bedeutung des im wesentlichen auf
Harzens Hinterlassenschaft begründeten Besitzes gewährt.

Die Mappe ist nicht eben reich an Überraschungen, sie
bietet dem Kunsthistoriker wenig Probleme, dafür aber eine
erwünschte Bereicherung des von vielen Seiten nun schon
zusammengetragenen Materials zum Studium der holländi-
schen Zeichnung. Gerade weil es aber um ein so verdienst-
liches Unternehmen sich handelt, soll ein Bedenken nicht
verschwiegen werden, das sich gegen die äußere Auf-
machung der neuen Mappe richtet. Die schweren Passe-
partouts scheinen mir keine Bereicherung zu bedeuten, sie
machen die Blätter vielmehr unhandlich, und sie passen
schlecht für ein so sachlich wissenschaftliches Unternehmen,
wie die Prestel-Gesellschaft, da es in ihrer Tendenz liegt,
eine Täuschung zu vollenden, die hier gewiß am wenigsten
beabsichtigt ist. Glaser.

Handzeichnungen alter Meister aus deutschem
Privatbesitz. Herausgeg. von G.Swaszenski, bearbeitet von
E. Schilling. Frankfurt a.M. 1924, Frankfurter Verlagsanstalt.

Der Versuch, aus deutschem Privatbesitz eine gewählte
Ausstellung von Zeichnungen zu bilden, den das Städelsche
Institut in den Sommermonaten unternahm, hat sich ergiebig
erwiesen. Es kam ein reiches und zum großen Teil unbe-
kanntes Material zusammen, erstaunlich besonders in der
Abteilung der Altdeutschen, für die vor allem die Dresdener
Sammlung Lahmann kostbare Stücke beisteuern konnte.
Ein Band mit wohlgelungenen Wiedergaben von 64 der
ausgestellten Blätter hält die Erinnerung an die Veranstal-
tung fest und vermittelt einen Eindruck auch denen, die
ihr fernbleiben mußten. Einige der seltenen Originalzeich-
nungen des deutschen fünfzehnten Jahrhunderts machen den
Beginn. Von Dürer wird ein Blatt des niederländischen

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