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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 2
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0107

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iüKTIONSNACHRICHTEN

BERLIN
Versteigerung von Gra-
phik und Handzeichnungen
modern erMeister (Sammlung
L.L. Breslau) bei PaulGraupe,
Berlin, II. und 12. September 1925.

Der Hauptteil der Sammlung setzte sich zusammen aus
Arbeiten von Corinth, Liebermann und Slevogt, meist gra-
phische Blätter, aber auch, besonders bei Corinth, Zeich-
nungen. Von Corinth 337 Nummern, davon 70 Zeich-
nungen, von Liebermann 343 Nummern, alles Graphik bis
auf 2 Zeichnungen, und von Slevogt nur Graphik und
illustrierte Bücher, 279 Nummern. Daß einem so großen
Angebot gegenüber der Markt nicht aufnahmefähig war,
in einem Augenblick wo der Kunsthandel eine Krise durch-
macht, versteht sich, und so waren die Preise, auch wo es
sich um Probedrucke oder Korrekturdrucke oder frühe Zu-
standsdrucke handelte, meistens bescheiden. Schon im
Jahre 1912 konnte man einen signierten Auflagedruck einer
guten eben erschienenen Radierung von Corinth nicht unter
50 Mark haben. Jetzt gingen viele ansehnliche Blätter für
30 Mark und noch weniger fort. Dabei ist zu bedenken,
daß Corinths Graphik jetzt, kurz nach dem Ableben des
Meisters, verhältnismäßig lebhaftes Interesse fand und von
seinem Hauptverleger der Sache wegen gestützt wurde.
Die Qualität der Blätter war etwas ungleich, und die Aus-
wahl reichlich zufällig. Aber auch so große Seltenheiten
wie die „Tragikomödien" ergaben keine hohen Preise.
Josephs Traumdeutung (Schwarz Nr. 5 , VI) brachte es in
einem signierten Probedruck des III. Zustandes auf Japan
nicht über 145 Mark und die Weiber von Weinsberg, sig-
niert, numeriert und legendiert, auf 200 Mark. Wenn man
sich erinnert, daß noch vor ungefähr einem Jahre Probe-
drucke von Hans Meid mit 900 Goldmark bezahlt wurden,
kann man den Grad der Depression ermessen, unter der
augenblicklich der Kunstmarkt leidet. Auch die öffentlichen
Sammlungen konnten diese Gelegenheit, ihre Bestände vor-
teilhaft zu ergänzen, offenbar aus Mangel an Mitteln, nicht
benutzen. Nur das Kupferstichkabinett in Chemnitz erwarb
eine schöne SammlungLiebermannscherRadierungen. Durch-
schnittlich kosteten gute Blätter von Corinth zwischen 40
und 80 Mark, Probedrucke nur wenig mehr, manchmal aber
auch weniger. Der liegende weibliche Akt (Schwarz 90),
Radierung, Probedruck in grünlich-schwarzem Ton z. B.,
wurde schon bei 30 Mark zugeschlagen. Der lithographierte
Stierkopf (Schwarz 92), Probedruck des III. Zustandes, kostete
dagegen 72 Mark, die 26 Lithographien zum „Hohen Lied"
in Probedrucken 430 Mark. Trotzdem die Taxate äußerst
vorsichtig abgefaßt waren, wurden sie in vielen Fällen nicht
erreicht.

Unter den Zeichnungen und Aquarellen Corinths waren
nur wenige von wirklich hervorragender Qualität. Eine der
schönsten, ein Studienblatt mit Hunden, Bleistift, aus dem
Jahre 1896, kostete 200 Mark, ein Aquarell, liegender weib-
licher Akt von 1915, wurde für 150 Mark von der National-

Galerie erworben. Die teuerste Corinth-Zeichnung, ein
Frauenraub vom Jahre 1910, Kohle, 69:51 cm, stieg bis auf
300 Mark.

Bei Liebermanns Graphik bedauerte man, daß nicht alle
Serien von Zuständen einer Platte, etwa der Radierung „Im
Garten" (Schiefler 107) oder des „Selbstbildes im Profil"
(Sch. 224), die in vollständiger Reihe, mit Variationen, zum
Teil auch mit handschriftlichen Korrekturen vorlagen, von
den öffentlichen Kabinetten übernommen wurden. Die Ent-
stehungsgeschichte einer Platte, wie etwa auch die der
„Mutter und Kind" (Sch. 225), würde man gern in ihren
12 bekannten Stadien in einem Kupferstichkabinett studieren
wollen; oder das radierte Bildnis Richard Strauß (Sch. 318),
von dem 7 Probedrucke und der endgültige Zustand aus-
geboten wurden. Diese Serie kostete zum Beispiel etwas
über 300 Mark, und dieser Durchschnittspreis von 40 Mark
für einen Probedruck von Liebermann war durchaus der
übliche. Nur selten ging einmal ein Blatt über 100 Mark,
Widmungsexemplare des „Polo" (Sch. 68) und das „Juden-
viertel in Amsterdam" (Sch.71) stiegen auf 135 und 145 Mark;
dagegen waren so kostbare Dinge wie die frühen Kalt-
nadelarbeiten von 1895, etwa die „Strandhäuser" oder „In
den Dünen" (Sch. 45) in frühen Abdrucken für 70 und
80 Mark zu haben.

Die Slevogt-Preise bewegten sich auf ähnlichem Niveau,
die ja nicht sehr zahlreichen Einzelblätter standen, von
Kleinigkeiten abgesehen, zwischen 30 und 80 Mark, der ra-
dierte „weiße dAndrade mit Taschentuch", Probedruck des
I. Zustandes, kostete 120 Mark. Die Probedrucke der Litho-
graphien zu „Achill" und zu „Hektor" schwankten zwischen 70
und 120 Mark, die billigsten zum Lederstrumpf kosteten
etwa 40 Mark, die teuersten das Dreifache. Die 39 Sonder-
drucke zum Sindbad brachten 390 Mark, Probedrucke zu
,,Wak-Wak" zwischen 40 und 70 Mark, nur einige Blätter
mit mehreren Darstellungen brachten 160 und 200 Mark,
Probedrucke und Sonderdrucke der selten vorkommenden
Holzschnitte aus der Nibelungensage 30—50 Mark. Unter
den Mappenwerken stand das eine der fünf Luxusexemplarc
der „Gesichte" mit 2400 Mark obenan, den zweithöchsten
Preis brachten die 52 Vollblätter zum Lederstrumpf (ohne
Text) mit 1400 Mark, Cellini folgte mit 900 Mark, ein Vor-
zugsexemplar des Cortez kostete 685 Mark, die Märchen, wie
Königssohn, Fitchers Vogel, Löweneckerchen, Drosselbart,
zwischen 80 und 150 Mark, die 6 Blatt Rennskizzen (Lithos)
85 Mark, das Trabrennen (13 Lithos) 100 Mark.

Von ausländischen Graphikern war Delacroix am teuer-
sten. Eine sehr schöne, nur noch in 3 weiteren Abzügen
bekannte Lithographie, Giaur und Pascha, Probedruck des
I. Zustandes mit den Randeinfällen, wurde von einem Ber-
liner Sammler für 930 Mark ersteigert, der III. Zustand des
liegenden Tigers von demselben Sammler für 200 Mark,
ein Probedruck zu Hamlet brachte 240 Mark, die Probe-
drucke zum Faust schwankten zwischen 320 und 585 Mark;
Preise, die in Paris heute nicht gezahlt werden. Manets
Knabe mit Degen (III. Zustand) kostete 125 Mark, ebenso-
viel wie die seltene Autographie „Auf der Galerie", das

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