Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Kunstherbst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ADOLF OBERLANDER, HUHNER. BLEISTIFTZEICHNUNG

AUSGESTELLT IN PER AKADEMIE DER KÜNSTE. AUS DEM OBERLÄNDER-ALBUM. VERLAG BRAUN & SCHNEIDER, MÜNCHEN

K U N STH E R B ST

VON

KARL SCHEFFLE R

Die Jahresaüsstellungen folgen einander und
gleichen sich. Sie werden in Gegenwart von
Staats Vertretern festlich eröffnet, und werden ge-
schlossen, ohne recht gewirkt zu haben. Das Pu-
blikum kümmert sich nicht groß mehr um Kunst-
veranstaltungen. Kunstinteresse war vorhanden, als
die Pariser Manets „Frühstück im Grase" zu zer-
stören drohten. Dieser Aufruhr war das Gegenteil
von Gleichgültigkeit; das Publikum spürte in der
neuen Malerei neue Weltanschauung, es revoltierte
gewissermaßen gegen die eigenen Zukunftsinstinkte.
Das kommt bei Bürgern oft vor. Auch sind vor
zwanzig Jahren die Sezessionsausstellungen in Berlin
mit echtem Interesse besucht worden. Damals gab es
noch eine kunstfreundliche Gesellschaft. Sie ist
mit dem alten Besitz verschwunden. Heute be-
suchen nur wenige die Ausstellungen, es herrscht
Gleichgültigkeit auf der ganzen Linie.

Von den periodisch wiederkehrenden Ausstel-
lungen sind die der Akademie der Künste am le-
bendigsten und gründlichsten. Die Herbstausstellung
am Pariser Platz, die Aquarelle, Pastelle, Zeich-
nungen, Graphik und Plastik umfaßt, beweist es
aufs neue. An die Spitze hat sich die Akademie
gestellt durch eine höchst liberale Anwendung ihres
Einflusses. Was in der deutschen Kunst der Gegen-
wart wesentlich ist, wird von der Akademie immer
früher oder später in geschmackvoller und kriti-
scher Weise gezeigt. Freilich muß viel Überkom-
menes mitgeschleppt werden, und darum geraten
die Ausstellungen stets zu umfangreich. Besser
können Ausstellungen, die die Jahresproduktion
zeigen, aber kaum sein, denn Besseres als das in
der Akademie Gezeigte ist nicht vorhanden. Eines
nur läßt zu wünschen: die Akademie scheut sich
zu sehr vor der Internationalität. Es ist allerdings

90
 
Annotationen