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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 3
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0147

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R. RIEMERSCHMID, SCHLAFZIMMER. AUS DEM „PLATTEN-
HAUS" DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN, HELLERAU

KARL BERTSCH, DIELE. AUS DEM „PLATTENHAUS"
DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN, HELLERAU

plattenarbeiter und Wandplattenarbeiter; dann brauchen wir
nur die Tischler, die den Innenausbau arbeiten. Die Fuß-
bodenplatten werden mit Wasserzu- und ableitungen versehen,
die Deckenplatten mit Lichtleitungen. Das Plattenhaus ist
vollkommen fugenlos. Die ganze Fußbodenfläche eines Ge-
schosses ist fugenlos, wie eine furnierte Tischplatte."

Von außen sehen die aus Eternit-Asbest-Zementplatten
zusammengesetzten Wände mit ihren Fugen, die nicht be-
tont und auch nicht unsichtbar gemacht sind, etwas sonder-
bar aus. Im Innern ist das Haus mit seinen sauber ge-
strichenen Wänden und Möbeln, eingebauten Schränken
und gepflegten Einzelheiten ein Muster künstlerisch-hand-
werklicher Arbeit. Im Äußeren ist Bruno Paul mit Geist
ein wenig der kubistischen Modeform gefolgt, im Innern
verrät das Talent dieses Künstlers von neuem, warum es
der Frau, der Dame so gut gefällt. Das ganze helle, zart
getönte Haus ist damenhaft. Es ist ebenfalls recht eng, ist
auf den Zentimeter ausgerechnet; es soll ein Dauerhaus
sein, wirkt jedoch mehr wie ein Sommerhaus. Wohlfeil
ist auch dieses Haus nicht, kann es bei so guter Arbeit
nicht sein. Als Versuch aber, den Hausbau zu typisieren,
ein Material für eine gesunde Formalisierung zu finden, ist
das ,,Plattenhaus"recht lehrreich. NebenTessenows Zimmern,
ist dieses Haus Bruno Pauls das Beste der Ausstellung.

Karl Scheffler.

LEIPZIG

Der Leipziger Kunstverein eröffnete am 25. Oktober die
Ausstellung der Goethe-Sammlung Professor Anton Kippen-
bergs. Der Unkundige mag fragen, ob es berechtigt sei,
die Zeugnisse einer Dichterpersönlichkeit, eines im wesent-
lichen geistigen Schaffens an dieser Stätte bildender Kunst
zu zeigen. Aber aus den Tausenden von Objekten, über
die weiten Räume des Kunstvereins hinausquellend, ersteht
der stärkste bildhafte, rein sinnliche Eindruck. Bücher und
Handschriften wirken hier als der dunkler gefärbte Hinter-
grund, von dem die künstlerischen Selbstzeugnisse der
Goethe-Welt sich als blühendes Bild abheben. Was in
einem Vierteljahrhundert mit unablässigem Eifer, mit siche-
rem Gefühl für Qualität und innere Bedeutung zusammen-
getragen wurde, das stellt sich nun dar als ein organisch
Gewordenes. Nicht Spürsinn des Sammlers, nicht zähe
Ausdauer, nicht Gunst der Glücksgöttin, so sehr sie alle
sich hilfreich erwiesen, konnten Kippenberg dieses Ziel er-
reichen lassen. Der stärkste Bundesgenosse war die in-
brünstige Liebe zu dem Einzigen, die ihn in der Hingabe
sich immer inniger zueignete und alles wie mit magnetischer
Gewalt heranraffte, was dieser Sehnsucht Genüge zu
schaffen vermochte.

Indessen handelt es sich hier um kein andächtig Schwär-
men, um keinen Reliquienkult. Ein Denken Diltheyscher
Art wirkt von innen bestimmend. Das Erlebnis des großen

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