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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 3
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0153

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Querformat, vor einer Land-
schaft für Previtali oder, bei
Adolfo Ventuii für „Amico di
Giambellino". Der Principe
schuldete dem Staat für die
Ausfuhrerlaubnis des Tizian
etwa 200000 Mark. Wenn
ein Bildnis von Bellini heute
also 70000 Mark wert ist und
ein Madonnenbild, das aber
nicht sicher von Bellini ist,
mit 200000 Mark „verrechnet"
wird, bleibt für die Bezeich-
nung hochherziges Geschenk
nicht mehr viel übrig.

Die große Wertschätzung,
deren sich Aelbert Cuyps Land-
schaften in England immer er-
freuten, hält an. Sein signier-
ter „Blick auf die Ufer der
Maas" brachte 78000 Mark,
die Bilder mit Figuren 30000
Mark, also so viel wie ein
guter Ruisdael kostete. Zeich-
nungen von Boucher waren
weit teurer als ähnliche Dinge
bei der Auktion Michel Lcvy:

zwei Pastelle „Junge Frau im Park" und „Sitzende junge
Frau" wurden mit 20000 Mark das Stück zugeschlagen; bei
Levy hatte ein schöner stehender Frauenakt mit Draperie
6000 Mark erzielt.

VOM DEUTSCHEN KUNSTMARKT

Es gibt auch einen deutschen Kunstmarkt, obgleich man
von ihm allerdings weniger hört. Denn der deutsche
Kunstbesitz bedient sich mit Vorliebe anderer Kanäle als
der öffentlichen Versteigerung, um seinen Weg außer Lan-
des zu suchen. Den Sammlern, die ihr Eigentum von allerlei
Stacheldrähten gesetzlicher Bestimmungen bedroht sehen,
scheint es richtiger, ihren Besitz langsam und in möglichster
Stille aufzulösen. So verschwand die bedeutendste Sammlung
alter Skulpturen, die Herrn Benoit Oppenheim gehörte, nicht
ohne allerdings einige ihrer Hauptstücke dem Kaiser-Fried-
rich-Museum zu überlassen. So beginnt jetzt die Auflösung
der einstmals berühmten Sammlung Kappel, die als Ganzes
der Berliner Gemäldegalerie testamentarisch vermacht war,
ehe die Inflation solche schöne Hoffnungen zunichte machte.
Herr Bachstitz, der auch den Dessauer Rogier ins Ausland
bringen will, hat, wie man hört, Rembrandis bärtigen Greis
von den Kappeischen Erben erworben und damit die erste
Bresche in das Ausfuhrverbot gelegt, das den Verkauf der
Sammlung erschwerte.

Kunstgewerbliche und graphische Sammlungen, die an-
ders schwer zu veräußern sind, kommen noch auf den

LORE FELDBERG,ELBLANDSCHAFT

AUSGESTELLT BEI J. CASPER, BERLIN

Auktionsmarkt — Cassirer und Lepke kündigen Versteige-
rungen von Porzellan, Boerner von Kupferstichen an —,
aber Gemäldeauktionen, wie die der Sammlung Kaven bei
Lepke, der Sammlung Schwarz bei Graupe, Zeichnungen,
wie sie Herr D. L. bei Amsler und Ruthardt ausbieten ließ,
sind nicht bedeutend genug, um beiden heutigen schwierigen
Geldverhältnissen Käufer anzulocken. Waren diese Auktionen
schwere Fehlschläge, so wäre es falsch, den Schluß zu
ziehen, daß der Kunstmarkt überhaupt in Stagnation ver-
fallen sei. Nur für mittlere Ware sind nicht leicht mehr
Käufer in Deutschland zu finden, und das Ausland hat
keinen Grund mehr, sich für solche Versteigerungen zu
interessieren, auf denen es nicht einmal mehr billig kauft
wie zur Zeit der Millionenziffern. Denn dies war charakte-
ristisch für die letzten Versteigerungen, daß im allgemeinen
die Ausrufpreise zu hoch gegriffen waren, und die Limiten
nicht erreicht wurden. Die Preise müssen herabgesetzt
werden, wenn wieder ein Anreiz zum Kauf geschaffen
werden soll. Auktionen, auf denen wenig verkauft wird,
pflegen ein teurer Spaß zu sein. Wird hier und da ein
Stück gut und sogar über dem Preise verkauft, wie man
es gelegentlich beobachten konnte, so wiegt es noch nicht
den Verlust auf, den die vielen Nieten verursachen. Eine
Senkung des Preisniveaus wäre also im wohlverstandenen
Interesse der Verkäufer, und sie würde überdies auch die
Stimmung beleben, die bei den letzten Versteigerungen
beinahe drückend geworden war.

VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, DRITTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. NOVEMBER. AUSGABE AM 1. DEZEMBER
NEUNZEHNHUNDERTFÜNFUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG
 
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