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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 4
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Waldmann, Emil: Die Verschwörung des Julius Civilis von Rembrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0166

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ABBILDUNG 2

DIE VERSCHWÖRUNG DES JULIUS CIVILIS

VON REMBRANDT

VO N

EMIL WALDMANN

I

TT^in Nachtstück. Um einen Tisch sind die elf
-*-J Verschwörer versammelt. Links hinter dem
Tisch steht der Bataverhäuptling Gaius Julius Ci-
vilis, einäugig und rötlichblond, mit einer gold-
bereiften Tiara und Hermelin geschmückt und hält
das breite römische Kurzschwert festen Griffes vor
sich hin. Die anderen haben sich erhoben und
schwören durch Anlegen ihrer Hände oder ihrer
Schwerter und schauen gespannt auf den Häupt-
ling. Nur die zwei ganz rechts nehmen nicht in
feierlichem Sinne teil, der stehende blickt halb
seitwärts und der sitzengebliebene Greis grinst kin-
disch und trottelhaft vor sich hin. Einer hält der
feierlichen Handlung grüßend eine flache tönerne
Schale entgegen.

Ein furchtbares, unheimliches Bild, voll ge-
spenstiger Dämonie. Unheimlich als ob es das
Mahl des Belsazar wäre, unheimlich wie das Grauen-,

härteste von Shakespeare, wie König Lear oder
Macbeth, die Gesichter von einer Jenseitigkeit, die
nicht nur erschüttert, sondern quält wie ein Alp-
druck. Todernste Züge, und daneben dann links
der Miles gloriosus mit dem judasroten Schnurr-
bart und dem wahnsinnigen Blick von einer fast
schauerlichen Konventionalität des Habitus; und
rechts der grinsende Greis, der das Ganze nicht
mehr versteht und nur so, wer weiß weshalb, dabei
ist. Aber daß er und sein abgelenkter Nebenmann
dabei sind, gibt dem Ernst und dem erregten Teil-
nehmen der anderen noch mehr Wucht und Be-
deutung.

Den Vorgang, aus dem Jahre 69 nach Christus,
erzählt Tacitus. Die Bataver waren empört über
den harten Druck der römischen Herrschaft, be-
sonders darüber, daß die Römer bei den Soldaten-
aushebungen so rücksichtslos vorgingen, selbst

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