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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 4
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0198

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Havemeyer in New York befindlichen Gemälde „Christus mit
Engeln" durch Testament in den Louvre gekommen und
jetzt dort ausgestellt sind, war im Nachlaß des großen Ro-
manciers an Kunst nicht mehr viel übrig. Das Interessanteste
ein Aquarell von Cezanne, früh, aus dem Jahre 1869 „Die
Fabrik", eine Arbeit, die Cezanne für den Nähtisch der
Mme. Zola gemacht hatte. Es wurde mit 9700 frcs. verkauft.
Eine Skizze von Berthe Morisot „Frau und Kind", brachte
5700 frcs. Drei Blatt Graphik von Edouard Manet, in frühen
Abzügen, nämlich die Farbenlithographie „Polichinelle" und
die beiden Radierungen „Lola de Valence" und der „Tote
Torero" zusammen 5000 frcs. = 850 Mark.

Van Goghpreise. In der Auktion Gieseler bei Mak in
Amsterdam am 27. Oktober wurden für van-Gogh-Bilder
folgende Preise notiert:

Nr. 123. Rückkehr vom Felde, nach Millet: 11 600 Gulden.
Ein ähnliches Bild hatte bei der Versteigerung der Samm-
lung Stern im Jahre 1916 in Berlin 16000 Goldmark gekostet.

Nr. 33. Mittagssonne: 11 000 Gulden. — Nr. 32. Sonnen-
untergang: 1700 Gulden. — Nr. 30. Der Weber: 2300 Gulden.

Versteigerung der Sammlung Paul Poiret, Paris,
18. November 1925 durch Georges Bernheim und
Jo seph Hessel.

Der bekannte Schneider und Kleiderkünstler Paul Poiret
ließ einen Teil seiner ausgesprochen modernen Bildersamm-
lung versteigern. Die höchsten Preise wurden für Gemälde
von Dunoyer de Segonzac erzielt, nämlich:

Nr. 102. Die Trinker: 90100 frcs. Poiret hat dieses Bild
im Jahre 1912 im Herbstsalon für 900 Goldfranken ge-
kauft, also damit eine fast zwanzigfache Wertsteigerung er-
lebt. — Nr. 101. Dorfstraße: 67000 frcs. — Nr. 98. Land-
schaft: 22 500 frcs. — Nr. 97. Der Teich: 22 500 frcs. —
Zeichnungen von Segonzac kosteten zwischen 1000 und
2000 frcs. Der Segonzac-Rummel kann beginnen. Herr
Diaghilef hat soeben eine neue Ausstattung für sein russi-
sches Ballett bei Utrillo bestellt; er wird sich beeilen müssen
ein Segonzac-Ballett vorzubereiten.

Von den Preisen der Auktion seien erwähnt:

Matisse, Ansicht von Collioure: 16500 frcs. — Picasso,
Stilleben: 11 200 frcs. — Picasso, Harlekin: 11 500 frcs. —
Utrillo, Kirche in St. Denis: 19000 frcs. — Utrillo, Rue Mont
Cenis: 17000 frcs. — Suzanne Valadon (die Mutter Utrillos),
Dorfkirche: 600 frcs. — Rouault, Mädchen: 3000 frcs. —
Derain, Bildnis Paul Poiret: 8000 frcs. — Derain, Stilleben:
6000 frcs. — Derain, Frauenkopf: 9500 frcs. — Derain, Die
Straße: 11 000 frcs. — Derain, Landschaft: 10000 frcs. —
Van Dongen, Comoedia: 4950 frcs. — Van Dongen, Vor-
zimmer: 6000 frcs. — Marquet, Schneebild: 11 800 frcs. —
Vlaminck, Landschaft: 5000 frcs. —Vlaminck, Haus im Walde:
5000 frcs. — Vlaminck, Chemin de la defense: 6800 frcs. —
Vlaminck, Blumen: 4000 frcs. — Othon Friesz, Der Krug:
3200 frcs.

Versteigerung von alter Graphik bei Boerner
in Leipzig, 23. und 24. November.

Bei der Versteigerung der alten Kupferstiche, die aus
drei deutschen Privatsammlungen stammen, ergab sich, daß
die Preise für beste Qualität der großen Meister im allge-
meinen die Höhe der Vorkriegspreise behaupten und in
manchen Fällen über den Preisen der Davidsohn-Versteige-
rung liegen. Dürers „Ritter Tod und Teufel" in besonders
schönem Abzug erzielte 10000 Mark, während das Exemplar
bei Davidsohn, das vielleicht nur weniger geringer an Druck-
qualität war, 5000 Goldmark kostete. Die Reihe der 40 Holz-
schnitte von Altdorfer, Fall und Erlösung der Menschheit,
brachte 580 Mark, die 10 Blatt von H. S. Behams Bauern-
fest 500 Mark. Das sind annähernd Vorkriegspreise. Ein
Probedruck aus Burkmairs „Weißkunig", aus der Sammlung
Davidsohn, stieg bis auf 755 Mark. Preisminderungen waren
bei Dürerblättern von nicht allerbester Qualität zu ver-
zeichnen. Die „Geburt Christi", die vor dem Kriege bei
Boerner einmal in einem allerdings ganz einzigartig frischen
Abdruck 10000 Mark gekostet hatte, brachte bei immer noch
ansehnlicher Qualität 4000 Mark, der „Verlorene Sohn", der
bei Davidsohn 4000 Goldmark gekostet hatte, konnte es,
wohl wegen nicht tadelloser Erhaltung (eine Ecke war aus-
gebessert), nicht ganz auf 1000 Mark bringen. Das seltene
Blatt in Kaltnadel, B. 21, „Schmerzensmann" mit gebundenen
Händen, das auch Davidsohn in guter Qualität nie hatte
an sich bringen können, kostete in einem Abdruck auf
Ochsenkopfpapier (nur solche sind gut) 2300 Mark. Schon-
gauer stieg mit dem heiligen Martin (B. 57, Lehrs 62) auf
4650 Mark, ein Probedruck eines ersten Zustandes von
van Dyck, Bildnis Jean de Wael, auf 5600 Mark.

Auch bei Rembrandt waren die Preise je nach der Druck-
qualität sehr verschieden; Sammler alter Graphik wissen
was sie wollen.

Selbstbildnis zeichnend, B. 22, vierter Zustand von
sechsen: 1250 Mark; Anbetung der Hirten bei Laternenlicht,
vierter Zustand: 1800 Mark; Jan Lutma der Ältere, zweiter
Zustand: 3000 Mark; Ephraim Bonus, mit breitem Rand
und viel Grat: 3750 Mark; Die drei Hütten: 2700 Mark.

Aus dem fast vollständig vorliegenden Oeuvre von Ostade
war der fünfte Zustand (von zehn Zuständen) des „Malers"
(B. 32), das selbst Davidsohn fehlte, mit 1400 Mark am
teuersten. Die andren Blätter blieben sämtlich unter
500 Mark.

Unter den frühen Italienern seien erwähnt: Benedetto
Montagna, Christus am Ölberg, erster Zustand: 1700 Mark. —
Andrea Mantegna, Die Grablegung: 6000 Mark; Die Vor-
hölle: 1600 Mark. — Domenico Campagnola, Die Schlacht:
800 Mark.

An den folgenden Tagen wurden englische und franzö-
sische Stiche und Farbstiche des 18. Jahrhunderts, aus dem
Besitz des Königs von Sachsen, versteigert, Blätter von meist
hervorragender Frische und Erhaltung. Die Preise waren
manchmal höher als für die entsprechenden Blätter auf der
Versteigerung der Albertina-Doubletten. E. W.

VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, VIERTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. DEZEMBER. AUSGABE AM 1. JANUAR
NEUNZEHNHUNDERTSECHSUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G. M. B. H., LEIPZIG
 
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