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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 5
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Julius Hühner in der Nationalgallerie
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0220

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JULIUS HÜBNER, GARTEN DER VILLA BENDEMANN. ZEICHNUNG. 1831

JULIUS HÜBNER IN D

Die in den Apsisräumen des obersten Stockwerkes ver-
anstaltete Ausstellung von Arbeiten Julius Hübners ver-
dankt ihr Bestes der Pietät des Enkels Heinrich Hübner.
Sie interessiert nicht so sehr durch die Bilder — am we-
nigsten durch die „Kompositionen" —, sondern vielmehr
durch die Zeichnungen, Entwürfe und Illustrationen, die sich
im Besitz der nächsten Verwandten befinden und zum Teil
noch nie gezeigt worden sind. Mit seinen offiziellen Ar-
beiten hat Hühner der stilistischen Voreingenommenheit sei-
ner Zeit gehuldigt. Nur in den Bildnissen bewegt er sich
freier. Zeichnend hat er sich mehr seiner lyrischen Gefühls-
seligkeit hingegeben und ist so unvermerkt in die Nähe
Schwinds geraten. Die Form ist in ihrer artigen Akuratesse
immer ängstlich; doch ist sie in den Zeichnungen zuweilen

ER NATIONALGALERIE

auch voller Empfindung, leicht beschwingt und wie von
einem unschuldigen gütigen Lächeln erhellt. Mir schul-
mäßigen Mitteln ist eine gehobene Stimmung des Gefühls
ausgedrückt: das gibt den Nebenarbeiten ihren Wert und
rechtfertigt die Ausstellung in der Nationalgalerie.

Julius Hübner wurde 1806 geboren, entschied sich 1821
für die Malerei, ging 1826 mit Wilhelm Schadow als dessen
Schüler von Berlin nach Düsseldorf, heiratete dort eine
Schwester seines Freundes, des Malers Bendemann, lebte
von 1829 bis 1831 in Rom und war in Düsseldorf und
Berlin tätig, bis er im Jahre 1841 Akademieprofessor in
Dresden wurde. Als Direktor der Dresdner Gemäldegalerie
ist er 1882 gestorben.

UNSTAUSSTELLUNGEN

B E R LI N

Wir geben einige Abbildungen der
französischen Seidenstoffe, die im De-
zember bei Herrmann Gerson ausge-
stellt waren und im vorigen Heft
schon kurz angezeigt worden sind.
Die Muster dieser Stoffe erinnern unmittelbar an den
sogenannten Jugendstil: in der lauten Schmuckfreude, in
der starken, etwas barocken Linienführung, in dem deut-
lichen ostasiatischen Einschlag und in der dekorativen Far-
benlust. Sie stehen aber über den meisten Arbeiten des
Jugendstils, weil gewissermaßen die Erfahrung und Ge-
schmackschulung der Zwischenzeit hinzugekommen ist. Diese
Erzeugnisse, für die die Lyoner Seidenfabriken verantwort-

lich zeichnen, ohne die Namen der Musterzeichner zu nen-
nen, sind ebensogut als Dessins wie als technische Leistun-
gen. Sie gehören zum Besten, zu dem Wenigen, was das
Kunstgewerbe heute noch lebendig hervorbringt. Merkwür-
dig ist es, daß die Franzosen noch jetzt aber auch erst jetzt
Neigungen nachgehen, die in Deutschland vor fünfund-
zwanzig Jahren Erfolg hatten. Die ganze Pariser Ausstel-
lung des Jahres 1925 stand ja im Zeichen einer neuen Art
von Jugendstil. Es ist dieses aber kein Nachhinken; es
weist diese Erscheinung vielmehr darauf hin, daß in dem
Wollen, dessen Wortführer in Deutschland und Belgien vor
allem van de Velde gewesen ist, eine Kraft enthalten war,
die sich noch nicht ausgelebt und erschöpft hat.

K. Sch.

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