Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JULIUS HÜBNER, TOBIAS. ZEICHNUNG. 1823

Ernst Fritsch veranstaltete eine Kollektivausstellung in
der Neuen Kunsthandlung. Der Gesamteindruck ist, daß
ein entschiedenes und lebendiges Talent zwischen Anschauung
und begrifflichem Wissen den Ausgleich nicht überzeugend
rindet. Der Fall ist recht uninteressant. Ein von Natur
nicht naiver Mensch zwingt sich zu einer Naivität im Sinne
Henri Rousseaus. Was dabei herauskommt, lehrt, zum Bei-
spiel, ein Herrenbildnis, auf dem die Hand und das Buch,
das sie hält, sehr schön, aber ganz anders gemalt sind als
der Kopf und als der Hintergrund. Das eine ist gesehen,
das andere begriffen. Alles Begriffene sieht hölzern, ge-
schnitzt, skulptural, plastisch starr, gewaltsam sachlich und
absichtsvoll aus; das Gesehene jedoch ist zu guter Malerei
geworden, ist lebendig räumlich und überzeugend. In jedem
Bild fast ist eine Stelle, die den geborenen Maler verrät,
während das Ganze sich bemüht, den Maler zu verleugnen.
Unmittelbares und Mittelbares geht durcheinander. In den
Bildern; die Zeichnungen sind spontaner und einheitlicher.
Beim Zurückdenken an die Ausstellung, der ein Achtungs-
erfolg stets und überall sicher ist, denke ich an das schön
gemalte Buch, an einen Wagen, der hinten in einer Allee
fährt und den Raum gewissermaßen zum Klingen bringt, an
ein paar Figuren- und Landschaftszeichnungen, in denen die
primitive Hieroglyphe lebendig geblieben ist, kurz an Detail-
zügen. Es steckt ein Maler in Fritsch; aber der hat sich
selbst in Prison genommen.

In Plastiken und Bildhauerzeichnungen von Herbert Garbe,
die zugleich ausgestellt waren, tritt eine ehrliche und feine
Gesinnung zutage, doch bleiben sie immer etwas farblos.

K. Sch.

Der Kunstsalon Ilartberg zeigte Bilder von Weisgerber,
zum Teil aus Privatbesitz, zum Teil aus dem Nachlaß. Es
konnte unlängst in demselben Ausstellungsraum festgestellt
werden, daß Waldemar Rößler sich der Zeit gegenüber be-
hauptet; Weisgerber tut es nicht im se'V-en Maße. In dieser
Ausstellung wenigstens erscheint er sehr „münchnerisch", im
Sinne von atelierhaft und galeriemäßig, er erscheint zu natur-
fern. Es liegt zum Teil daran, daß er — außer einem großen
Herrenbildnis — durch Hauptarbeiten nicht vertreten war,
es liegt zum Teil aber auch in der Begabung Weisgerbers.

Einen guten Gesamteindruck machte die neue Ausstel-
lung in der Galerie von Neumann und Nierendorf. Im ersten
Raum wirkten vor allem, neben Arbeiten von Otto Müller,
Kerschbaumer und Kaus, die feinen und gefälligen Aquarelle
von Heckel aus der Schweiz. Ein farbig edel kultiviertes,
etwas akademisch gezeichnetes, trotz einer grobenVorzeichnung
sehr harmonisch wirkendes Damenbildnis in Wasserfarben,
gibt eine gute Vorstellung von dem Höchsten, dessen das
Talent Heckels fähig ist. Im zweiten Raum waren Aquarelle
von Schmidt-Rottluff ausgestellt, die nicht Zu interessieren
vermögen, so tief der Pinsel auch in „glühende" Farben ge-
taucht wird, geschickte Aquarelle von Loulou Lazard und
Zeichnungen von Herber, die ein ernsthaftes Naturstudium
verraten. Der dritte Saal enthielt Zeichnungen und Aquarelle
von Groß, Dix und Schlichter, Arbeiten, die grundsätzlich
miteinander verwandt und dennoch persönlich stark geschie-
den sind. Über Groß als Zeichner, der der weitaus beste ist,
soll hier nächstens ausführlicher gesprochen werden. Dix
würde als moderner Präraffaelit in England sein Glück machen.
Der letzte Raum war Pechstein für eine Kollektion italie-
 
Annotationen