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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Das Berliner Museumschaos
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0289

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MUSEUMSNEUBAU IN BERLIN. MITTELBAU, HAUPTSAAL: DER PERGAMONALTAR

MODELL FÜR DIE AUFSTELLUNG. DER ALTAR WIRD, MIT AUSNAHME DES FIGURENFRIESES, EINE REKONSTRUKTION SEIN. ABER NUR DIE BEIDEN FRONTTEILE
DES ALTARS SOLLEN NACH DEN LETZTEN PLÄNEN DEN ORIGINALFRIES ZEIGEN, FÜR DIE SEITEN SIND GIPSABGÜSSE VORGESEHEN. DTE MAUERN WERDEN GEPUTZT,

OBEN WIRD EINE STAUBDECKE EINGEZOGEN

bau sprach. Das eben bezogene Haus wurde um
so enger, als die neugeschaffene, aus einer Schen-
kung Friedrich Sarres entstandene islamische Samm-
lung mit der großen Mschattafassade hineinge-
nommen wurde und als die Sammlung deutscher
Skulpturen, die Theodor Demmler leitet, bald sehr
umfangreich wurde. Bodes nächstes Ziel war ein
„Deutsches Museum", wohinein alle germanische
Kunst, vom Alt-Germanischen bis zur Kunst des
achtzehnten Jahrhunderts kommen sollte, Bilder
und Skulpturen, Originale und Abgüsse. Das
Kaiser-Friedrich-Museum sollte ganz der italieni-
schen Renaissance reserviert bleiben.

Dieser Drang zur Quantität begegnete einem
verwandten Willen zur Expansion auf selten der
Archäologen. Diese gruben, unter dem Beifall,
unter begeisterten Zurufen vor allem sämtlicher
deutscher Bildungsenthusiasten in Kleinasien antike
Bauteile aus der Erde und hielten alles so Gewon-
nene für wichtig genug, um es im Museum auf-
zustellen. Der Leiter der Antikenabteilung forderte
das ganze Alte Museum Schinkels, den größten

Teil des Neuen Museums Stülers und kolossale
Räume für den Pergamonaltar und für die spä-
teren Ausgrabungen. Da auch die ägyptische Ab-
teilung über Platzmangel klagte, und da die in
Vorderasien ausgegrabenen Kunstwerke und Kultur-
dokumente (die einen wurden und werden beständig
mit den andern verwechselt) ebenfalls aufgestellt
werden sollten, so entstand der Plan eines Neu-
baues, der alle gewaltsam übersteigerten Bedürf-
nisse mit einem Schlage befriedigen sollte.

Als Bauplatz wurde der leere Raum auf der
Museumsinsel zwischen Neuem Museum und
Kaiser-Friedrich-Museum ausersehen. AlfredMessel,
dem die Aufgabe übertragen wurde, dachte zuerst
an Barackenbauten. Das war eine gesunde Idee, weil
es sich durchaus um das Hinterland des Alten Muse-
ums handelt. Dieser Absicht widersprachen jedoch
alle Beteiligten: der Kaiser, Bode und die zumeist
interessierten Abteilungsdirektoren. Darum entwarf
Messel den künstlerisch nicht reizlosen, in Anbe-
tracht aller Verhältnisse aber monströsen Plan eines
kolossalen Monumentalbaues, mit der breiten Front

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