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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 7
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Orlik, Emil: Maskenfeste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0312

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das Bild und den Rang solch eines Festes als die
Veranstalter.

Einst — ach es ist ja nicht so lange her —
schmückten Meister Slevogt, Walser und manch
anderer Fabulierer mit dem Pinsel die Wände der
Festräume und die Kunstjünger wetteiferten heiter
miteinander im Verbrauch riesiger Mengen der
schön leuchtenden Leimfarbe.

Das Schneidern im Hause und Erfinden, Zu-
sammenstellen des bunten Tands, dieses Kombi-
nieren von Farben und verschiedenem Material
erscheint mir als etwas sehr Schätzenswertes, irgend-
wie Rührendes, das selbst den Feind solchen Ge-
triebes, des sich Verkleidens, Maskenmachens in
seinen Anschauungen freundlicher stimmen, viel-
leicht sogar aus einem Saulus einen Paulus machen
kann. Denn hier blüht ein schöner Dilettantismus

auf, eine künstlerische Betätigung im Hause, die,
obgleich das Objekt oft nicht länger lebt als eine
Eintagsfliege, doch nicht verachtet werden soll.
Denn es gibt heute leider fast keine Dilettanten
mehr. Schon der geringste Ansatz zu einem Ta-
lent oder eine mäßige Fähigkeit, mit dem Hand-
werksmaterial der Kunst umzugehen, führt heut-
zutage den Besitzer dieser bescheidenen Gaben zur
Kunstschule. Die Liebe zum Basteln, im guten
Sinne des Wortes, die besonders dem Deutschen
angeboren ist (und die Mutter des häuslichen
Dilettantismus genannt werden könnte), ist so selten
geworden, daß man sich herzlich freut, wenn sie
wieder im Hause eine Tätigkeit anregt, die außer-
halb des „Ukiyo" des „täglichen elenden Lebens"
die Menschen beglückt und in die Nähe jenes
Erhobenseins bringt, das die schönste Gabe der
Götter für den Künstler ist.

EMIL ORLIK, DER ANGLER

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