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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 7
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0322

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WOLF ROHKICHT, BLUMENSTILLEBEN

AUSGESTELLT IM KUNSTSALON VIKTOR HARTBERG, BERLIN

CHRONIK

In Paris ist eine Diskussion im Gange über gewisse üble
Gepflogenheiten bei Kunstversteigerungen, die im übrigen so
alt sind wie die Auktionen selbst. Nimmt die Öffentlichkeit
jetzt ein besonderes Interesse an diesen Dingen, so ist das
nur ein Symptom für die Beteiligung weiterer Kreise an den
Versteigerungen im Hotel Drouot, die als eine der bekannten
Folgeerscheinungen der Inflation zu buchen ist. Die Jagd
nach Sachwerten, die man in anderen Inflationsländern längst
hinter sich hat, grassiert nun in Paris, und die neuen Käufer-
schichten beklagen sich über die Unsitten gewisser Händler-
kreise, mit denen die alten, erfahrenen Sammler längst zu
rechnen gewohnt waren. Eine besondere Erscheinung der Zeit
sind nur jene eigens für die Auktion zusammengestellten
Sammlungen zweifelhafter Ware, die man auf diesem Wege
heut rasch an den Mann zu bringen hofft, und eine Speziali-
tät für sich bilden die Versteigerungen von Sammlungen
moderner Kunst, die sich neuerdings auffallend häufen, meist
recht kurzlebiger Sammlungen offenkundig spekulativen Cha-
rakters. Daß diese Versteigerungen eine Gefahr für den
soliden Handel und letzten Endes für die Künstler darstellen,
deren Werke einem sehr unsicheren Schicksal überliefert

werden, wenn nicht der Handel selbst wiederum regulierend
eingreift, liegt auf der Hand. So war der Rekordpreis von
über iooooofrcs., den ein Segonzac auf der Auktion Poiret
erzielte, ebenso irreführend wie der Minimalpreis von 25 fres.
für eine Zeichnung von Albert Andre auf einer Versteigerung,
die im Dezember stattfand. Auf der gleichen Auktion brachte
ein Aquarell von Segonzac 2000 fres., ebensoviel kosteten
Aquarelle von Max Jacob, und man kann hinzufügen, daß
Aquarelle von Delacroix nicht höher im Preise standen.
Zwei Jugendarbeiten von Picasso wurden für 9500 (Au Bar)
und 6500 fres. (Au Moulin-Rouge) verkauft. Ein kleines
Frauenporträt von Derain brachte 6800 fres., ein Stilleben
von Braque 7000 fres., ein Dufy 5500, ein Friesz 3800, ein
Coubiene 1700, Bilder von Camoin nur 700 und 800 fres.
Utrillo erzielte mit 12000 fres. den höchsten Preis. Erstaun-
lich war, daß eine Landschaft von Bouche, der noch vor
gar nicht langer Zeit überhaupt keinen Markt hatte, mit über
2000 fres. bewertet wurde. Aber man weiß, daß Alphonse
Kann sich neuerdings für den Künstler interessiert und kennt
damit des Rätsels Lösung. Der neueste Tip aber ist Boyer,
im Zivilberuf Marchand de pommes frites und die Hoffnung

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