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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 8
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Felixmüller, Conrad: Als ich Max Liebermann zeichnete
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0342

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CONRAD FELIXMÜLLER, MAX LIEBERMANN. HOLZSCHNITT

ALS ICH MAX LIEBERMANN ZEICHNETE

VON

CONRAD FELIXMÜLLER

Tch bin sehr pünktlich — doch als ich für n Uhr
mit Max Liebermann, um sein Porträt zu zeich-
nen, verabredet war — wollte ich ganz besonders
pünktlich u Uhr klingeln und eintreten können.
Etwas zu früh vor dem Hause, wartete ich und
fror mir mit meinem fest unter den Arm ge-
klemmten Zeichenblock fast die Finger ab.

Die Autoflut durchs Brandenburger Tor, der
historische Boden, der sonnige Januarmorgen und
die bevorstehenden Stunden mit dem großen Maler
brachten meine gesamte Gefühls- und Gedanken-
welt in gehobene Stimmung. Schließlich war es
Ii Uhr, ich klingelte und wurde gleich in sein
Atelier geführt. Der durch Liebermanns Kunst
bekannte Dackelhund immer auf meinen Fersen.

Jetzt stand ich vor Max Liebermann, der behend
seine Palette und Pinsel weglegte. Er war beim
Malen — umgeben von neuen, großen Bildnissen.
„Jetzt störe ich Sie in der Arbeit." — „Ach wo
— was soll ich denn tun — ohne Arbeit wäre
das Leben doch trostlos."

„Kann ich sofort mit Zeichnen beginnen",
frage ich ihn, denn er steckte sich eine Zigarette
an — mit einem Papierfidibus das Feuer aus seinem
Dauerbrenner angelnd. Dabei in einem Fluß redend,
er, der mit seiner körperlichen Fixigkeit keine
78 Jahre erkennen läßt. „Natürlich, fangen Sie
an, Ihre Zeit ist doch kostbar — sitze ich so gut,
stört es, wenn ich rauche, wollen Sie rauchen" —
und immer im Gespräch erleichterte er mir durch

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