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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Vergleichende Kunstanschauung in der Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0371

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WOLF RÖHRICHT, STAATSSEKRETÄR DR. OSKAR MEYER

Menzels Bilder nicht eben glücklich gewählt sind
und — mit Ausnahme der „Aufbahrung" — etwas
spitz anmuten. Es gibt Arbeiten von Menzel, die
den Vergleich mit Daumier sehr lehrreich machen
würden. Der Märker würde freilich immer einen
schweren Stand haben, da Daumier mit zwei aus-
gezeichneten Bildern, vor allem mit der „Last"
glänzend vertreten ist. Leibis „Dorfpolitiker" und
„Frau Gedon" — um hierauf zurückzukommen —
hängen zwischen Manets „Maja" auf dem rot-
braunen Sofa und der „Familie Claude Monet im
Garten", einem Bild, das etwa die Haltung hat
wie die „Kroquetpartie" im Frankfurter Museum.
Wie drüben Courbet, so tritt hier Manet in einen
höchst aufschlußreichen Gegensatz zu Leibi. Iso-
liert man das Porträt der Frau Gedon, so erscheint

es unübertrefflich; neben der
„Maja" aber wirkt es wie
edelstes Atelier neben dem
herzhaften Leben. Obwohl
Manet das dargestellte Mäd-
chen verkleidet hat. Und das
Verhältnis zwischen den Dorf-
politikern und dem Garten-
bild ist nicht anders.

Von Marees wird das in
letzter Zeit oft ausgestellte
Bildnis der Frau Koppel-Ell-
feld gezeigt. Neben Courbets
„Venus und Psyche", einem
großen, etwas galeriemäßigen,
aber, vor allem im Körper
der Liegenden, wahrhaft ma-
gistral gemalten Werk, wirkt
das goyahaft erfaßte Bildnis
Marees1 ziemlich flach und
tastend. Uberraschend gut
hält sich Rayski mit einem
Männerbildnis. Auch diese
Arbeit hat einen Goyazug,
wenn auch in anderer Weise.
Unmittelbar daneben hängt
ein Frauenbildnis von Goya.
Sehr schön! doch nicht per-
sönlichster Goya, sondern
mehr im Sinne der englischen
Porträtkunst. Für Hans Thoma
ist es nicht leicht, neben einer
der schönsten und klarsten
Landschaften von Cezanne das Recht seiner Eigenart
zu behaupten. Selbst ein Ruisdael würde aber von
einem solchen Cezanne distanziert werden. Für
Renoirs Bilder — besonders schön ist der „Knabe
mit Katze", doch scheint er ungünstig zu hängen
— fehlt es an deutschen Vergleichsobjekten; ebenso
für Lautrecs schönes Cafebild. Vor Trübners Bildern
spürt man es ebenfalls, daß bei den Deutschen die
naive Sinnlichkeit immer irgendwie gehemmt ist.
Doch wirkt die „Dame in Grau" durch eine schöne
Kraft und eine fast klassische Einfachheit, wenn-
schon die Kraft etwas plebejisch anmutet. Die drei
Bilder von Krüger übertreffen Menzel. Was aber
wiederum nur beweist, daß Menzel nicht seinem
Range nach vertreten ist.

Nicht leugnen läßt sich, daß im ganzen ein

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