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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 10
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Uhde-Bernays, Hermann: Unbekannte und unveröffentlichte Bilder Anselm Feuerbachs
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0433

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zog. Er hat vieles verloren — das erkennen wir
an den Studienköpfen, die er in Venedig gemalt
hat. Von Palma, Tizian, Veronese abhängig, arbei-
tete er an der für seine Zukunft wichtigen, für seine
Kunst belanglosen „Poesie" und gleichzeitig an dem
Bilde eines Modells, das uns ebenfalls durch eine
Zeichnung schon bekannt ist. So leicht und ge-
schmackvoll auch das dunkle Spitzentuch vor dem
hellen Kleide und dem blauen Grunde sich abhebt,
die ganz akademische Ausführung (sie zeigt, wie rasch
und sicher Feuerbach die zeichnerische Klassizität der
Renaissancemeister zu erfassen vermochte) der Ar-
beit erinnert uns an die Worte der Mutter Hen-
riette, die einsichtsvoll geschrieben hat: „In Paris
war Anselm Meister, in Venedig wieder Schüler."
Erst in Rom, zwei Jahre später, seit der Vollen-
dung des Dantebildes, folgte dann Feuerbach der
geraden Richtung des neu von ihm eingeschlagenen
Weges, auf dem er geschwankt und gezögert hatte.
Ein reizvolles Kinderbildnis aus dieser Zeit darf
daher freundlich vermittelnd an den Schluß der
ersten Reihe unveröffentlichter Bilder Feuerbachs
treten, die soeben besprochen wurde.

(Eine zweite Reihe wird folgen.)

Nachträgliche Bemerkung: Während dieses im Satz
stand, hatHerr Professor Biermann sich abermals über Feuerbach
geäußert. Er hat durch einen „Schweizer Gewährsmann" die
in Paris gefundenen Studien und Bilder diskreditieren lassen.
Als ob es in der Schweiz anonyme „Gewährsmänner" gäbe!
Dieser Gewährsmann schreibt das nämliche schöne Deutsch
Biermanns, ist ebenso phantasievoll wie dieser, da er den
Pariser Fund einer Portiersloge zuweist, und kann eben-
sowenig richtig lesen. Er hat nicht bemerkt, daß dem
von ihm zitierten Satz aus dem Vorwort meines Feuerbach-
Bandes ein zweiter Satz unmittelbar folgt, aus dem zu ent-
nehmen ist, daß der Band nach dem Verzeichnis Allgeyer-
Neumann zusammengestellt worden ist; die erst nach Er-
scheinen meines Buches aufgefundenen Bilder habe ich wohl
nicht aufnehmen können. Außerdem erklärt Biermann zwei
nach Provenienz und Signatur einwandfreie figürliche Ent-
würfe Feuerbachs als irrtümliche Zuschreibungen. Biermann
hat aber ein sehr kurzes Gedächtnis: die Photographien
eben dieser Bilder hat er selbst bei unserem letzten Zu-
sammentreffen am 10. August 1919 mit Begeisterung be-
trachtet und zur Publikation im Cicerone von mir erbeten;
als ich dies ablehnte, hat er eine ohne meinen Namen er-
schienene, von mir verfaßte Notiz der Münchener Neuesten
Nachrichten über die erfolgte Restaurierung der Bilder unter
Hinzufügung meines Namens im Cicerone abgedruckt
(Februarheft 1920, Seite 173)!! — Man wird es begreiflich
finden, wenn ich nach dieser zweiten Publikation Biermanns
nicht auf den Inhalt und die deutliche Absicht seiner
Meinungsänderung eingehe.

ANSELM FEUERBACH, RÖMERIN

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