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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 3
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0134

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ERNST FRITSCH, CAFE SOLTSCHEK IN CAPUTH

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

Die Mehrzahl der ausgestellten Öfen sind Ende des acht-
zehnten Jahrhunderts entstanden — bis auf einen, der mit
1682 datiert ist und außer dieser Jahreszahl noch eine in-
teressante Kachel besitzt, die neben einer alten Inschrift die
zweite Jahreszahl 1770 trägt. — Ein schöner, großer, weiß
glasierter Kachelofen stammt aus dem Jahre 18 31.

DRESDEN
Bei Gutbier sah man deutsche und französische Maler
des neunzehnten Jahrhunderts. Am Anfang der Deutschen
Böcklin und Feuerbach mit einem Teil ihrer lange ver-
schollenen, durch Zufallsfügung fast gleichzeitig wieder ent-
deckten Bilder aus den fünfziger Jahren. Es folgte die
Gruppe Leibi, Trübner, Schuch, Haider und sodann Lieber-
mann, Uhde, Corinth, Slevogt mit zum Teil bekannten
Werken. — Daneben eine Reihe guter französischer Bilder,
die, da sie in Deutschland noch nicht gezeigt worden sind,
erhöhtem Interesse begegnen. Das früheste unter ihnen
war ein kleines Stück von Delacroix mit der Darstellung
zweier sprungbereit sich anfauchender Löwen. Dann von
Diaz eine „Sitzende Frau im Park" sehr lebendig in dem
Kontrast des lichterfüllren Freiraums und der in weiches
Halbdunkel gebetteten Hecken. Eine hügelige Wiesenland-
schaft mit Bäumen und Felsblöcken gehört dem reifen, fer-
tigen Courbet an; überraschender war ein Frühwerk Courbets
vom Jahre 1845, das den Maler ganz im Banne romantischer
Sentimentalität zeigt. Dargestellt ist ein Jüngling an einer
Waldquelle, sehr preziös und geschraubt in der Pose und
von schwärmerisch schmachtendem Ausdruck. Wichtiger
als einige Pissaros erscheinen zwei Monets, eine im Mor-
genglanze funkelnde südfranzösische Landschaft und eine

1882 entstandene Meeresküste von großer
Unmittelbarkeit in der Schilderung der von
leichten Dünsten erfüllten frischen Seeluft.
— Das Schönste sind zwei Bilder von Re-
noir: ein „Südliches Flußufer" und eine son-
nige Wiesenlandschaft mit der ruhenden
Familie. Raum und Körper, Körper und
Farbe und Licht, bei der Mehrzahl der Mei-
ster isoliert, erscheinen hier in der wunder-
samen Einheit, zu der Renoir diese Dinge
hat verschmelzen können. K. W. J.

An die Stelle Otto Gußmanns, der das
Atelier für Monumentalmalerei an der Dres-
dener Akademie leitete, ist Otto Dix berufen
worden.

Als Nachfolger Heinrich Tessenows, der
einem Rufe an die Hochschule in Char-
lottenburg folgte, ist Wilhelm Kreis ge-
wählt worden.

D ÜSSELDORF
Der Maler Fritz Feigler in Düsseldorf,
auf den im Junihefte dieser Zeitschrift hin-
gewiesen wurde, ist als Professor an die
staatliche Hochschule für bildende Kunst in
Weimar berufen worden. Damit verliert
Düsseldorf seine ursprünglichste Malbega-
bung. Gleichzeitig nahm der Maler Fritz Burmann einen Ruf
an die Kunstakademie in Königsberg an.

An die Kunstakademie in Düsseldorf werden als Pro-
fessoren berufen die Maler Heinrich Campendonk, Krefeld,
und der Düsseldorfer Werner Heuser.

BASEL

Zum Gedächtnis des Schweizer Landsknecht-Malers Urs
Graf hatte die Basler Kunstsammlung seine Zeichnungen
ausgestellt, die zum allergrößten Teile ihr gehören, und
ihr Kustos Dr. Hans Kregler hat einen beschreibenden
Katalog mit vielen Tafeln und einer ausgezeichneten Ein-
führung geschrieben. Man kann zum Lobe dieses Kataloges
etwas sagen, was von solchen Arbeiten sehr selten zu be-
haupten ist: daß dem Leser durch ihr Wesen und Gestalt
des Helden lebendig wird, daß er in einem Ton verfaßt
ist, der auf eigentümliche Weise dem maßlosen selbstherr-
lichen gewaltmännischen Wesen jenes Zeichners und Kriegs-
knechtes kongenial ist. Dies ist in jeder Beziehung positiv
gemeint. Ebenso solide in wissenschaftlicher Beschreibung
und Aufklärung wie großartig und einfühlend im Stil: so
tritt uns Kreglers Arbeit entgegen. Und wer die merkwür-
dige, ihrer Zeit völlig verbundene und im künstlerischen Re-
sultat doch zeitlos wirkende Erscheinung des Urs Graf noch
nicht kannte oder ungenügend kannte, der findet sie in
diesem Bändchen prall und allseitig begriffen vor sich. Der
tolle Abenteurer und geniale Mensch (von dem fast nur
Graphik und Handzeichnungen auf uns gekommen sind, und
der dennoch ein ganzer Kerl war auch im Nebenprodukt
seines wilden Daseins, der Kunst) spiegelt sich in einem
kongenialen Interpreten von echt schweizerischem Geist. Ein

HO
 
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