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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Die Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0374

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HANS PURRMANN, INTERIEUR MIT AUSSICHT AUF HAFEN

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

lung ein Gesicht zu geben. Die schon bekannten Maler
sind durchweg nicht zum besten vertreten, auch leiden ihre
Bilder zum Teil darunter, daß im allgemeinen nicht günstig
gehängt worden ist. Hübsch sind die Bilder von Crodel,
doch bleibt er bedenklich lange auf einer Zwischenstufe
stehen; der begabte Degner wirkt, wie fast immer in Aus-
stellungen, nicht so gut wie er wirken könnte, die Sonder-
ausstellung von George Grosz betont nicht das Beste dieses
sich selber feindlich gesinnten Talents, Jaeckel bleibt mit
seinen Bildnissen etwas hinter früheren Leistungen zurück,
wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß ein Gruppenbildnis
wie das der Brüder Ullstein große, heute kaum überwind-
bare Schwierigkeiten bietet; Kokoschkas Bildnis Leo Kesten-
bergs ist witzig, aber zu umfangreich für etwas Witziges, Ru-
dolf Levy erscheint mit seinen drei Bildern allzu atelierhaft,
Pechstein beginnt schon sich selbst in einer derben Weise
zu kopieren und G. W. Roeßner ist in diesem Jahr ziem-
lich matt, trotz einer gewissen forcierten Pikanterie. Lang-
sam aber stetig vorangekommen ist Wilhelm Schmid, in
einer angenehmen Weise bringt sich Bernhard Hasler in Er-
innerung und amüsant wirkt Ringelnatz mit seinen ironisch-
romantischen Phantasien. Über die älteren Akademiemit-
glieder ließe sich nur oft Gesagtes wiederholen.

Von den Plastiken gefällt am besten
der redlich gearbeitete Kopf eines Jüng-
lings von Scheibe. Kolbe hat eine große
„Kriechende" in Gips ausgestellt, ent-
täuscht aber damit, weil die rodinhafte
Bewegtheit der Gestalt nicht einheitlich
durchgeführt werden konnte.

Die Ausstellung wird in der Öffent-
lichkeit nicht gut beurteilt. Sie ist auch
nicht so gut, wie sie immerhin sein
könnte. So schlecht, wie sie gemacht
wird, ist sie aber auch nicht. K. Sch.

BERLIN
Jörg Klemm versucht in der Galerie
Neumann-Nierendorf für Bildnisse zu
interessieren, die auf Leichtmetallplatten
gemalt sind, unmittelbar in die Mauer
eingelassen und als Wandmalereien wir-
ken sollen. Die Versuche machen mit
einem sowohl künstlerisch wie hand-
werklich vortrefflich geschulten Talent
^^^H bekannt und sind offenbar das Resultat
gründlicher Arbeit; der Künstler versteht
von den großen Franzosen in einer freien
Weise zu lernen, und der Handwerker,
der Technologe erzwingt sich eine nicht
geringe Achtung. Dennoch ist es un-
wahrscheinlich, daß die Malerei auf die-
sem Wege weiter gelangen wird. Ein
ernsthafter Mensch, der künstlerisch und
technisch viel kann, gibt sich Experi-
menten hin, die nicht überzeugen. Es
soll den Bildern Dauerhaftigkeit gegeben
werden. Bei welchen Bildern unserer
Zeit ist diese äußere Dauerhaftigkeit aber wünschenswert?
Wieviele haben die innere Dauerhaftigkeit?

Heinz Battke, der in derselben Galerie ausstellte, ist ein
junger Maler, dessen Stärkstes in der Zeichnung liegt und
in dessen Begabung mancher schöne Ansatz sichtbar wird.

Weiterhin waren zwei Räume mit Bildern Adolf Dietrichs
gefüllt. Es wird stark betont, daß er Holzfäller in einem
Dorf am Bodensee ist. Das ist menschlich interessant, hat
mit dem Wert der Bilder aber nichts zu tun. Unter den
primitiv gemalten Bildern sind zwei oder drei, in denen
eine naive Begabung zaghaft zum Vorschein kommt, auch
sind einige Bilder da, in denen der Charakter der Boden-
seelandschaft gut erfaßt ist. Das meiste ist aber in einer
reinlichen, menschlich sympathischen Weise konventionell.
In dieser Malerei ist einThomazug; es ist, als sei Dietrich
oft nach Karlsruhe gefahren, um sich dort die Bilder von
Thoma anzusehen und als hätte er das Gesehene so gut
nachempfunden und nachgemacht wie er konnte. Als Kurio-
sität hat diese Ausstellung ihren Wert; daß süddeutsche Ga-
lerien die Bilder aber kaufen, in der Meinung, auch Süd-
deutschland müsse seinen Henri Rousseau haben, bleibt un-
verständlich. Natürlich ist auch schon ein Buch über den
Maler erschienen. Ohne das geht es heute nicht mehr ab.

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