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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 11
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Veth, Cornelis: Jan Steen: (1626-1679)
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0455

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seiner eigenen Stimmung und nach der Auffor-
derung des Subjekts. Aus der Tatsache, daß ein
Bild Brouwers das Zehnfache einbrachte, ein Gerard
Dou noch viel mehr, geht wohl hervor, daß er
es weder den damaligen Kunstsnobs noch den
Philistern recht gemacht hat und seine Gönner
unter dem anspruchslosen Mittelstand fand, der
sich keine Kunst und nichts Kunstfertiges, son-
dern etwas recht Amüsantes kaufen mochte. „Ce-
lare artem summa ars."

Ich glaube, daß die Kenner und Liebhaber Jan
Steens über seine Bedeutung ohne Mühe und
Streit im klaren sein können. Er hat sich voll-
ständig ausgesprochen. Er ist keiner von den großen
Einsamen, kein Titan, kein Olympier. Von der
großen Phantasie eines Pieter Bruegel, die einer
heroischen Weltanschauung dient, auch mit den

Mitteln des Realismus und in der Laune des Hu-
mors, hat er nichts. Das rhythmische, dekorative
Element fehlt ihm, man möchte lieber sagen, ist
seiner unmittelbaren Sachlichkeit fremd. Aber auch,
wenn man die Reihe derjenigen übersieht, die das
Schauspiel des menschlichen Treibens mit denselben
humorvollen und kühlen Augen betrachtet und in
gleich unbefangener Weise darzustellen versuchten
— ich nenne einen Debucourt, einen Wilkie, einen
Chodowiecki, die besten Illustratoren des englischen
Punch, wie Charles Keene, einen Spitzweg —, so
bleibt nur er als der klassische Meister dieses Stils
vor uns stehen. Keiner möchte wohl behaupten, daß
diese fröhliche Natürlichkeit der Höhepunkt aller
menschlichen Weisheit sei oder diese schöne Ma-
lerei der Zenit malerischer Fähigkeiten. Aber ein gro-
ßer Maler ist er gewesen und ein ganzer Mensch.

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JAN STEEN, DIE KRANKE

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