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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 1
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G.: Neuerwerbungen des Louvre
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0059

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EDOUARD MANET, BILDNIS MALLARME

NEUERWERBUNG DES LOUVRE

NEUERWERBUNGEN DES LOUVRE

T angsam sammeln sich im Louvre Werke der großen Mei-
•*—' ster französischer Malerei des neunzehnren Jahrhunderts.
Man kann kaum sagen, sie werden gesammelt, denn sie
kamen zumeist, wie der Zufall der Schenkungen sie brachte.
Besäße der Louvre nicht die Sammlung Camondo und die
Sammlung Moreau-Nelaton, wäre ihm nicht die Erbschaft
Zolas zugefallen und so manche andere Gabe noch, so stände
es schlecht um die Vertretung der Meister, die man die Im-
pressionisten nennt. Die Meister der ersten zwei Genera-
tionen des neunzehnten Jahrhunderts haben es besser ge-
habt. Man kann weder Ingres noch Delacroix, weder Corot
noch Courbet an anderer Stelle so gut kennen lernen wie
in Paris und wie im Louvre. Erlaubte es der Wunsch der
Stifter, Zusammengehöriges zu vereinigen, so könnten Säle
mit den Werken dieser Meister gebildet werden, in denen
der großartige Reichtum des Museums erst vollends zur Gel-
tung käme. Und es würde, wenn das gleiche für die Im-
pressionisten geschähe, wenn sogar die Bestände des Luxem-

bourg mit denen des Louvre vereinigt würden, was doch
einmal geschehen muß, im Gegensatz sich zeigen, daß hier
Unterlassungssünden begangen wurden, die nun, da derWett-
bewerb der gesamten Welt zu bestehen ist, niemals wieder
gutgemacht werden können.

Der Maler Daumier wurde zu spät erkannt. Keiner der
großen Sammler, die dem Louvre ihre Schätze vermacht
haben, hat sich seiner angenommen. Sucht man Versäumtes
nun nachzuholen, so bleibt hier noch fast alles zu tun. Das
Bild zweier Jahrmarktsgaukler und die Wäscherin, die kürzlich
erworben wurden, sind eine glückliche Bereicherung des noch
allzu geringen Bestandes. Besser steht es um die Vertretung
Manets, von dem doch ein paar Hauptwerke dem Museum
gehören. Um so schwieriger aber wird es sein, die Samm-
lung um würdige Stücke zu bereichern, da der französische
Privatbesitz, wie die Ausstellung bei Bernheim zeigte, er-
schreckend arm an Werken des Meisters ist. Unter den
Neuerwerbungen des Louvre befindet sich ein kleines Juwel,

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