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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 3
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Echt oder Unecht?
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0136

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EDOUARD MANET (?), SKIZZE ZUM „FRÜHSTÜCK IM GRASE"
(SIEHE DEN AUFSATZ „ECHT ODER UNECHT?'')

ECHT ODER UNECHT?

T Iber falsche und verfälschte Kunstwerke ist in diesen
Heften in letzter Zeit manches gesagt worden. Es
schien nötig, weil das Kunstleben fortgesetzt ernstlich be-
unruhigt wird durch dunkle Machenschaften, in denen auch
das Expertisenwesen eine Rolle spielt. Leider ist es nur
selten möglich, das zu tun, was am wichtigsten wäre: kon-
krete Fälle zu behandeln und jedes falsche oder unent-
schuldbar verfälschte Kunstwerk öffentlich festzustellen. In
der Art etwa, wie Emil Waldmann es an dieser Stelle vor
Jahren mit den Leibi-Fälschungen gehalten hat. In den
meisten Fällen ist es einem schwer, wenn nicht unmöglich,
seine Überzeugung objektiv zu beweisen und gegebenenfalls
vor Gericht zu vertreten. Man müßte sein Leben in den
Dienst der Nachforschung stellen, müßte etwas wie ein
Kunstdetektiv werden, und würde am Ende doch nur ver-
hältnismäßig wenige Fälschungen unwidersprechlich auf-
decken können.

Darum ist praktisch so wenig zu erreichen. Es wird viel

gemunkelt, Gerüchte gehen von Mund zu Mund, Verdacht
wird ausgestreut und das Vertrauen wird erschüttert. Es
werden zuweilen ganze Gruppen von modernen Bildern,
vor allem französische, versteigert, auf deren Falschheit man
nicht nur schwören, sondern sogar wetten möchte, obwohl
Expertisen nicht selten mitgeliefert werden. Und doch läßt
sich eigentlich nichts gegen den Unfug tun. Zur Abhilfe
sind Verzeichnisse echter Kunstwerke empfohlen worden.
In Paris war einmal die Rede davon, eine Stelle zu schaffen,
wo jedes Werk lebender Künstler in einem Katalog aufgenom-
men werden sollte. Der Apparat wäre aber zu groß. Und
es hinge der Erfolg von der Zuverlässigkeit der Anmeldun-
gen ab, die obendrein von Photographien begleitet sein
müßten. Man darf überzeugt sein, daß weder van Gogh
noch Cezanne ihre Bilder angemeldet hätten. Derselbe Ge-
danke ist jetzt auch in Amerika aufgetaucht. Doch wird
er auch dort wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Was wirklich helfen könnte, wären zuverlässige Oeuvre-
 
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