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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 3
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Chronik
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0142

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Das Museum in Turin hat ein Bild von Modigliani dem
Vernehmen nach für 400000 Franks erworben. Vor wenigen
Jahren ist das gleiche Bild in einer Pariser Galerie für
200 Franks zu haben gewesen. Man darf sich demnach nicht
wundern, wenn ein Bild von Nolde, wie man hört, für
30000 Mark angeboten wird.

Rembrandts Bildnis der Hendrickje ist vonDuveen, der
es auf der Auktion Huldschinsky für 570000 Mark ersteigerte,
für 40000 Pfd. Sterl. an Sir Alfred Mond verkauft worden.
Denselben Preis soll übrigens jede der vier kleinen Tafeln
des Duccio gebracht haben, die Duveen im vergangenen
Jahre mit der Sammlung Beuson erworben hat. Wir haben
auf Seite 121 des vorigen Jahrgangs darüber berichtet, daß
die Firma Duveen die Sammlung, die 114 Bilder enthielt,
für im ganzen 500000 Pfd. Sterl. gekauft hat. Zwei der
Tafeln des Duccio sind an der gleichen Stelle abgebildet.

Sustermaus' Porträt des Gian Carlo de'Medici, der in
der Holford-Auktion den unbegreiflich hohen Preis von
etwa einer viertel Million Mark gebracht hat, ist jetzt durch
die Vermittlung der Firma Knoedler & Co. in den Besitz
eines amerikanischen Sammlers übergegangen.

Der Verkauf des sogenannten Wiener „Kaiserteppichs",
der im Frühjahr bei Christie etwa eine halbe Million Mark
brachte, hat seinerzeit viel von sich reden gemacht. Es
handelte sich in der Tat gar nicht um den wirklichen
„Kaiserteppich", den berühmten, seidengeknüpften Jagd-
teppich aus ehemals kaiserlichem Besitz, der sich seit dem
Umsturz im Wiener Kunstindustriemuseum befindet, sondern
um einen allerdings auch sehr kostbaren, großen Jagdteppich,
von dem das Wiener Museum noch ein zweites Exemplar
besitzt. Dieser Teppich ist jetzt durch die Vermittlung von
Arthur Upham Pope für den Riesenpreis von 200000 Dollar
in den Besitz eines amerikanischen Sammlers gelangt.

Das Metropolitan-Museum hat erneut eine Riesen-
stiftung zu verzeichnen. George Blumenfeld hat eine Million
Dollar für die Sammlungen geschenkt.

Noch fürstlicher ist die Stiftung, mit det Sir Joseph
Duveen die englischen Museen bedacht hat. Sie beträgt
nicht weniger als eine halbe Million Pfund Sterling. Es
soll aus diesen Mitteln zunächst ein neuer Flügel an die
National Gallery angebaut werden, um die Gemälde der
italienischen Schule unterzubringen. Ferner sollen weitere
Anbauten die Täte Gallery erweitern. Für die Parthenon-
Skulpturen und das Nereiden-Monument, deren Aufstellung
im British-Museum nicht befriedigt, sollen ebenfalls Neu-
bauten errichtet werden. Endlich soll durch Erweiterung der
National Portrait Gallery der dort chronischen Raumnot ge-
steuert werden.

Es wird interessieren, bei dieser Gelegenheit etwas über
die Herkunft der Dynastie Duveen zu erfahren. Der Vater
Sir Josephs landete vor fünfzig Jahren als einfacher Schmiede-
geselle in Hüll. Joseph Joel Duveen gründete zuerst einen
kleinen Antiquitätenladen, befaßte sich bald im besonderen
mit chinesischem Porzellan. Blauweiß war seine Spezialität.
Später ging er zu französischen Tapisserien, Möbeln und
Bildern über, verkaufte englische Porträts des achtzehnten
Jahthunderts. Etwa zehn Jahre nach seiner Niederlassung
übersiedelte er nach London und starb dort vor zwanzig
Jahren als der führende Kunsthändler Englands und Be-
herrscher des amerikanischen Marktes. Sein Sohn Sir Joseph
hat das väterliche Geschäft nochmals weiter zur Höhe ge-
führt. Er ist heute der Diktator des Marktes, dessen Macht
in dem absoluten Vertrauen seiner Kundschaft begründet
ist. Sir Joseph bestimmt, was von den großen Sammlern
Amerikas gekauft wird. Sein Geschmack ist absolut maß-
gebend. Ein Kunstwerk, das Duveen für würdig hält, durch
seine Hand zu gehen, ist gleichsam selbst geadelt, und den
Preis für den Adelsbrief hat der Käufer zu zahlen. Man er-
zählt, wie er einmal einem sehr reichen Kunden ein sehr
teures Bild vorführte, der es wagte, zu fragen, ob der Preis,
der genannt war, der letzte sei. Sir Joseph rief den Haus-
diener herein: „Nehmen Sie das Bild fort. Es ist nichts
für diesen Herin,"

UN STAUSSTELLUNGEN

BERLIN
In Königsberg arbeitet eine Maler-
schule, die in einer natürlichen Weise
geschlossen und gesund anmutet. Mit-
telbar haben Corinth und Woldemar
Rösler stark auf ihre Landsleute ge-
wirkt, unmittelbar hat es Artur Deg-
ner getan, der sein Lehramt leider durch dumme äußere
Verwickelungen vorzeitig aufgeben mußte. Ein großes füh-
rendes Talent ist unter den jüngeren lebenden Ostpreußen
nicht, auch Degner ist es nicht; doch herrscht ein gutes
Niveau, eine unbekümmerte sinnliche Malfreude regiert. Der

Beweis wurde jetzt wieder in der Ostpreußen-Ausstellung
der Kunstkammer erbracht.

Erich Behrendt ist stark von Degner beeinflußt; doch
fühlt man überall auch das ernste, selbständige Naturstudium.
Karl Eulenstein sucht in der Landschaft das, was man Stim-
mung nennt, aber ohne die Natur zu vergewaltigen. Julius
Freymuth ist der begabteste und geschickteste von allen;
in seinen Landschaften ist eine entschiedene malerische Kraft.
Und Hans Laskowski weiß sich neben diesen Genossen mit
Ehre zu behaupten. Etwas abseits steht Felix Mesek; seine
Naturempfindung liegt etwa zwischen Trübner und Karl
Haider. Max Neumann war schon vor zwanzig Jahren ein

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