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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 3
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0150

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HANS DÜRER, DIE HEILIGE FAMILIE. TRIPTYCHON
VERSTEIGERUNG MARCELL v. NEMES. MITTELBILD 121:82 cm, DIE SEITENBILDER 121: 35 cm

560OO gulden

UKTIONSNACHRICHTEN

Die Versteigerung von Kunstwerken
aus den Beständen Leningrader Mu-
seen und Schlösser, die am 6. u. Y.No-
vember durch die Firma Lepke er-
folgte, war an Sensationen reich. Ein
üppig ausgestatteterKatalog,mit dem
das Berliner Auktionshaus seine 2000. Versteigerung feierte,
hatte die Erwartungen hoch gespannt. Diese wurden denn auch
von den kunstgewerblichen Teilen der Sammlung nicht ent-
täuscht, während allerdings unter denGemälden sichkaumStücke
hohen Ranges befanden. Eine heftige Agitation in russi-
schen Emigrantenkreisen hatte im letzten Augenblick den
Erfolg, daß die gerichtliche Beschlagnahme einer nicht un-
erheblichen Zahl von Gegenständen verfügt wurde. Es wer-
den hier noch sehr knifflige Rechtsfragen zu lösen sein. Es
scheint uns allerdings fraglich, ob deutsche Gerichte den
Vorbesitzern das Eigentum an Kunstwerken zusprechen kön-
nen, die durch Gesetz der Sowjetregierung zum Nationalgut
erklärt worden sind. Daß die Versteigerung solcher gewalt-
sam enteigneter Gegenstände in einem Lande, das den
Grundsatz der Unverletzlichkeit des Privateigentums aner-
kennt, nicht ohne Peinlichkeit ist, wurde an dieser Stelle
bereits ausgesprochen. Es schien uns aber mehr eine Takt-
als eine Rechtsfrage vorzuliegen, und auch das Gericht hat
sich reichlich spät zum Einschreiten entschlossen, so daß
die beschlagnahmten Gegenstände zum Teil schon versteigert

waren, zum Teil im letzten Augenblick zurückgezogen wer-
den mußten.

Unter ungewöhnlich starkem Andrang des Publikums und
unter außerordentlicher Beteiligung der gesamten Kunstwelt,
Sammlern, Museumsdirektoren und Händlern, nahm die Ver-
steigerung, von der viele sich Überraschungen aller Art ver-
sprochen hatten, einen durchaus ruhigen Verlauf. Es kam
weder zu den vorhergesagten Zwischenfällen, noch wurden
sensationelle Preise erzielt. Teuer waren vor allem die klei-
nen Stücke mittlerer Qualität, Sitzmöbel und Tischchen, die
um ihrer Provenienz willen über ihren Wert bezahlt wurden.
Dagegen blieben die Möbel von David Roentgen, von denen
am meisten geredet wurde, und von denen man sich viel ver-
sprochen hatte, zum Teil recht erheblich unter den Taxpreisen
zurück. Allein der reich eingelegte Sekretär erzielte mit
73000 Mark den vollen Schätzungspreis und kann als sehr
gut bezahlt gelten, ebenso wie die große Kommode von
Joseph Baumhauer, die 60000 Mark brachte, während eines
der vornehmsten Möbel der Sammlung, die Servante von
F. Schwerdtfeger statt der erwarteten 60000 nur 44000 Mark
erzielte. Recht hoch waren im ganzen die Preise, die für
das elegante Goldbronzegerät, Uhren, Vasen, Kandelaber,
Kronleuchter, bezahlt wurden. Ein Paar Porphyrvasen in
Bronzefassung, die mit 8000 Mark bewertet waren, stiegen
bis auf 16000 Mark, und wenn dieser Preis auch einen Re-
kord bedeutete, so bezeichnete er doch die Stimmung, die

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