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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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Glaser, Curt: Die Van Gogh-Affäre, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0160

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DIE VAN GOGH-AFFÄRE

VON

CURT GLASER

l^\ie Gerüchte über die Zweifel an der Echtheit
gewisser Bilder, die bei Gelegenheit der Be-
sprechung von de la Failles kritischem Katalog der
Werke van Goghs im vorigen Hefte leise ange-
deutet wurden, haben sich inzwischen zu einem
sehr lauten Presseskandal ausgewachsen.* Herr de la
Faille hat, dem Wunsche folgend, der hier aus-
gesprochen wurde, selbst das Wort genommen,
aber er hat es leider unterlassen, den materiellen
Beweis für die Fälschung der 33 beanstandeten
Bilder anzutreten. Nun steht Behauptung gegen
Behauptung, und zwar die Behauptung I des Ex-
perten de la Faille gegen die Behauptung II des
gleichen Experten, Das erschwert den Fall und
stiftet doppelte Verwirrung. Es weiß niemand mehr,
was er glauben soll, und hätte nicht der Kunsthänd-
ler Wacker, durch dessen Hände die beanstandeten
Bilder sämtlich in die Öffentlichkeit gelangt sind,
durch sein seltsames Verhalten seine Position er-

* Kunst und Künstler, Heft III, Seite 110 und III.

schwert, so würde sich nicht gegen ihn, sondern
gegen den so rasch seine frühere Meinung verleug-
nenden Experten die ganze Entrüstung der betroffe-
nen Kreise gewendet haben. Aber es muß verdächtig
stimmen, wenn Herr Wacker sich hinter ein Ehren-
wort verschanzt, um zu begründen, daß er die
Namen der einstigen Eigentümer der Bilder zu
nennen sich weigert. Es macht ebensowenig
einen günstigen Eindruck, wenn ein Geschäfts-
mann erklärt, er habe die gesamte Korrespon-
denz, die sich auf den Kauf der Bilder bezieht,
vernichtet. Auch daß der große Unbekannte, ein
russischer Sammler, der in der Schweiz lebt, sich
auf Reisen befinden und unerreichbar sein soll,
während in ganz Europa die Presse sich mit sei-
nen Bildern beschäftigt, klingt ein wenig märchen-
haft. Trotzdem hielten andere Experten, die früher
für die Bilder eingetreten waren, weiter an ihrer
Echtheit fest. Bremmer äußerte sich in diesem
Sinne, und Meier-Graefe, der die Bilder ebenfalls
 
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