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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 5
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Wertheimer, ...: Die Kleinplastik der deutschen Renaissance in Holz und Stein: zu dem Werk von E. F. Bange im Kurt-Wolff-Verlag, München
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Glaser, Curt: Die Van Gogh-Affäre, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0235

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Manieristen, der den Spätstil Meits repräsentiert, gegeben
hat. Überhaupt wäre das Bild dieses Bandes noch geschlossener
geworden, wenn auch die niederländische Kleinplastik mit
aufgenommen worden wäre; denn man vermißt ungern eine
Abbildung der weiblichen Statuette der Sammlung B. Oppen-
heim. Dankbar wird der Kenner die in neuer Auswahl ge-
gebene Zusammenstellung von Kunstkammerstücken begrüßen.

Der bleibende Wert des Buches liegt in dem Gesamt-
bild, das uns das Material von deutscher Renaissance ver-
mittelt, entscheidend, daß es ein ganz neues Bild dieser
Epoche ist. Hierin sehe ich den Anlaß, unsere Vorstellung
und unsere Begriffe von deutscher Renaissance gründlich zu
revidieren. Der Vorstoß, den Heinrich Wölfflin in seiner
Münchener Akademierede „Die Architektur der deutschen
Renaissance" im November 1914 unternommen hat, blieb
ohne wesentlichen Nachhall. Zu sehr ist die Beurteilung der
deutschen Renaissance von der traditionellen Architektur-
geschichte abhängig, insofern, als der Übernahme italienischer

Formelemente ein zu großes Gewicht gegeben wurde. Aber
in dem gesamten kleinplastischen Werk, das Bange uns vor-
legt, ist kaum eine Figur, die in einen unmittelbaren Zu-
sammenhang mit italienischen Werken gebracht werden
könnte. Dieser Band ist eine Bestätigung der vom Ver-
fasser mehrfach vertretenen These, daß es im Norden eine
autochthone Entwicklung gegeben hat, die von sich aus
und ohne wesentliches Zutun von Seiten Italiens zu einer
Klärung des Bildgehaltes geführt hat. Diese Renaissance-
kunst ist unmittelbar aus der vom Humanismus bereiteten
Kulturschicht herausgewachsen. Es ist zu hoffen, daß Bange
sich dazu entschließt, dieses Material auch „wissenschaft-
lich" auszuwerten.

Der Verlag hat alles unternommen, um dem Buch eine
würdige Ausstattung zu verleihen. So wünscht man dieser
wertvollen Neuerscheinung weiteste Verbreitung auch in
Liebhaberkreisen.

Wertheimer.

ZUR VAN GOGH-AFFÄRE

In dem Aufsatz von Curt Glaser „Die van Gogh-Affäre" im
vorigen Heft ist ein Satz enthalten, dei gedeutet werden
könnte, als hätte J. Meier-Graefe die beanstandeten Bilder
für echt erklärt. Daß dieses nicht gesagt werden sollte, geht
aus der folgenden Zuschrift Curt Gla-
sers hervor:

»In dem Aufsatz, den ich unter
obigem Titel im letzten Heft von
„Kunst und Künstler" veröffentlicht
habe, wird gesagt, daß „Meier-Graefe
sich öffentlich auf die Seite Wackers
gestellt habe, indem er bekannte, es
könne ihn nur ein positiver Beweis
der Fälschung davon überzeugen, daß
er geirrt und Wacker nicht in gutem
Glauben gehandelt habe". Herr Meier-
Graefe ersucht mich nun um eine
Berichtigung dieser Auslegung seines
am 1. Dezember im „Berliner Tage-
blatt" erschienenen Aufsatzes, die
ich um so lieber gebe, als sie zur
weiteren Klärung der Angelegenheit
beizutragen geeignet ist. Es ging aus
dem Aufsatz hervor, daß erst auf
Meier-Graefes Initiative die ganze
Frage aufgerollt worden war. Er hatte
de la Faille mitgeteilt, daß er auf
Grund der dunklen Herkunft sowie
anderer Umstände, die erst durch die
Publikation des Kataloges offenkun-
dig geworden waren, an der Echtheit
der Bilder zweifle und eine erneute,

sehr eingehende Untersuchung für notwendig halte. Erst dar-
aufhin hatte de la Faille erklärt, daß auch ihm Zweifel ge-
kommen seien, und hatte sich Zu der Notwendigkeit einer Klä-
rung des Sachverhaltes bekannt. Soviel zur Vorgeschichte der
Angelegenheit.Tatsache ist, daßMeier-
Graefe verschiedene derWackerschen
Bilder für sehr Zweifelhaft hält und
den Besitzern dieser Bilder, die ihn
gefragt haben, seine ernsten Bedenken
schriftlich mitgeteilt hat. Dagegen
hält er es bis auf weiteres nicht für
zulässig, Wacker der Fälschung zu be-
zichtigen, da die Möglichkeit besteht,
daß dieser im guten Glauben gehan-
delt habe. Wacker hat zugesagt, den
Nachweis der Herkunft zu erbringen,
soweit dies in seinen Kräften steht,
und wie verlautet, verhandelt er ge-
genwärtig darüber mit dem Vorbe-
sitzer der Bilder. Es sind Wacker für
seine Bemühungen sehr enge Fristen
gestellt. Erst nach ihrem Ablauf kann
man zu der Rolle Wackers in dieser
Angelegenheit Stellung nehmen. Im
übrigen schließt sich Meier-Graefe
meinem Vorschlage an, der dahin
ging, möglichst alle Bilder aus dem
Besitz Wackers zur Untersuchung
hierher kommen zu lassen. Er hat
dies auch bereits verschiedenen ame-
rikanischen Besitzern nahegelegt, die
seinem Wunsche folgen werden.«

GÜNTHER MARTIN, GRABFIGUR

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