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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 6
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Tietze, Hans: Georg Kars
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Herrmann, Wolfgang: Hochhäuser am Kleistpark
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0268

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Gefühlsbetonung wird verzichtet, die Verwirklichung des
Dargestellten in seinem Lebensganzen durch malerische
Mittel wird immer vorbehaltloser das Ziel.

Kars' Meisterschaft als Zeichner ist seit Jahren klar ge-
worden. Sein Strich hat eine zügige Festigkeit, die aber
nicht eine Silhouette herausschneidet und eine umrissene
Partie isoliert; seine Zeichnung setzt nicht graphisch in die
Fläche um, sondern modelliert plastisch. Die damit ver-
bundene Gefahr, in eine prahlerische und gedunsene Formen-
athletik zu verfallen, hat Kars durch eine zunehmende Ver-

feinerung seiner koloristischen Mittel überwunden. In der
mehrfigurigen Komposition, diesem wahren Prüfstein für
einen Maler seiner Richtung, sieht Kars eines seiner Ziele;
in mehreren in langen Vorstudien sorgfältig vorbereiteten
Bildern dieser Art hat er das volle Ausmaß seines großen
Könnens gegeben. Daneben pflegt er Landschaft und Still-
leben, beides mit zunehmender Fähigkeit der Vereinfachung
und gleichzeitig wachsender Leichtigkeit der Farbe.

An diesem Punkt sieht heute Kars der breiten Ernte
sorgsam gehegter Aussaat entgegen.

GEORG KARS, STILLEBEN

HOCHHAUSER AM KLEISTPARK

VON

WOLFGANG HERRMANN

Bis vor kurzem wurde noch viel die Frage diskutiert, ob
es erwünscht sei, Hochhäuser in Berlin zu bauen. Eine
mehr äußerlich eingestellte Gruppe befürwortete den Hoch-
hausbau mit Hinweis auf Amerika, das unglückseligerweise
hie und da zum Vorbild genommene Land; eine andere
Gruppe glaubte wegen der engen Grenzen der City an eine
zwangsläufige Entwicklung zum Hochhausbau. Und schließ-
lich wies man auch auf die städtebauliche Wirkung von
Turmbauten hin. Dieser letzte Grund mag den meisten
deutschen Städten ausschlaggebend für die Errichtung solcher
Turmbauten gewesen sein, und, da Berlin städtebaulich wie
propagandistisch am wenigsten leistet, auch der Grund, wes-
wegen erstaunlicherweise nur Berlin, trotz vielfacher Befür-
worrung, bisher keinen Turmbau aufgeführt hat.

Die Frage ist immer noch nicht entschieden. Da aber
das amerikanische „Vorbild" nur abschreckend wirken dürfte

und auch die erhöhte wirtschaftliche Ausnützung eines Grund-
stückes durch den Hochbau nach neusten statistischen
Untersuchungen ziemlich minimal ist — der Leerraum
(Treppen, Lifts usw.) vermindert, je höher ein Gebäude ge-
führt wird, um so stärker die Fläche des gewonnenen Nutz-
raums —, so werden es, neben der beengten Lage der City,
wirklich hauptsächlich ästhetische Gründe sein, die zum
Hochhausbau eventuell führen könnten.

Und ästhetische Ursachen sind es nun tatsächlich, die
Berlins ersten Hochhausbau entstehen lassen. Neben den
alten Königskolonnaden von Gontard aus den Jahren 1777—80,
die höchst unglückselig im Kleistpark in der Potsdamer
Straße „abgestellt" wurden, sind zu beiden Seiten zwei
Grundstücke frei, die in privater Hand liegen. Die Gefahr
der Bebauung und damit der noch größeren ästhetischen
Schädigung der feingliedrigen Gontardkolonnaden lag also

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