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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 7
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Friedländer, Max J.: Über Wilhelm v. Bode
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0284

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UBER WILHELM v. BODE

VON

MAX J. FRIEDLÄNDER

V'Joch stehen wir der Persönlichkeit Bodes allzu
^ nahe, erblicken viele kleine Züge, die nicht
zueinander passen, und ahnen nur den ragenden
Umriß. Der trotzig gegen die Schwäche des Alters
Ankämpfende steht im Vordergrund unserer Er-
innerungen.

Im Auslande, wo man ihn ehemals oft und
überall getroffen hatte, seit 1914 aber kaum noch
zu sehen bekam, war seine Gestalt mythisch ge-
worden. Mit einem Respekte, dem Staunen bei-
gemischt war, sprach man von dem Unermüd-
lichen als von einem preußischen Despoten und
Diktator. Der Typus, den Bode weithin sichtbar
vertrat — der gelehrte Staatsbeamte als Kunst-
sammler —, gilt als ein deutscher Typus. Die mit
behördlicher Autorität gepanzerte Kennerschaft
war einer humanen und demokratischen Welt-
anschauung befremdlich, wenn auch der geniale

Ausnahmefall anerkannt wurde. Bode war eine
Herrennatur, aber weder körperlich noch seelisch
robust. Wenn er mit schneidigem Ubermut auf-
trat, verhüllte er damit Behinderungen, die er inner-
lich zu überwinden trachtete. Ehrgeizig war er,
aber nicht eitel. Zu stolz, sich mit amtlicher Würde
zu decken, gab er sich rückhaltlos aus. Man kann
die Frage stellen, ob der Motor seiner unerschöpf-
lichen Willenskraft persönliches Machtbedürfnis
oder Leidenschaft für die Sache zu nennen sei, doch
gibt es keine Antwort auf diese Frage, weil seine
Person mit der Sache völlig eins geworden war.

Er fühlte sich scheinbar immer im Recht.
Und darin lag zum guten Teile das Geheimnis sei-
ner antreibenden Wirkung. Er war positiv, opti-
mistisch und lenkte in den vielen Jahren des Glücks
— diplomatisch aus Instinkt, nicht aus Berech-
nung — Fürsten, Minister, Sammler und Archi-

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