Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0294
DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:Goldschmidt, Adolph: Russische Ikonen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0294
HEILIGE. XIV. JAHRHUNDERT. PSKOWER SCHULE
AUS DER AUSSTELLUNG „DENKMÄLER ALTRUSSISCHER MALEREI'1, BERLIN
RUSSISCHE IKONEN
VON
ADOLF GOLDSCHMIDT
T Tnsere Bildung liegt begründet in dem Griechen-
^-^ tum. Griechische Literatur und griechische
Kunst sind auf dem Wege über Rom und durch
orientalische Quellen dem übrigen Europa über-
mittelt worden. Das Wissen des Mittelalters fußt
auf den Erkenntnissen des klassischen Altertums.
Zu diesem Erbe der Antike aber kamen neue
Kräfte aus dem Norden hinzu, Kräfte ganz anderer
Art, der germanischen und keltischen Stämme.
Eine andere Erfassung der Natur, andere Lebens-
bedingungen machten sich geltend, und die Kunst
des Mittelalters gilt als eine der Antike völlig ent-
gegengesetzte.
Es mag daher seltsam erscheinen, wenn man
den Satz aufstellt, daß auch das ganze Mittel-
alter, nicht nur seine Anfänge, unter direktem
griechischen Einfluß stand, nur war es nicht das
klassische Griechenland, sondern das mittelalterliche,
das oströmische oder griechische Kaiserreich mit
seiner Hauptstadt Byzanz, das beständig diesen
Einfluß ausübte.
Byzanz war die Erbin der griechisch-römischen
z65
AUS DER AUSSTELLUNG „DENKMÄLER ALTRUSSISCHER MALEREI'1, BERLIN
RUSSISCHE IKONEN
VON
ADOLF GOLDSCHMIDT
T Tnsere Bildung liegt begründet in dem Griechen-
^-^ tum. Griechische Literatur und griechische
Kunst sind auf dem Wege über Rom und durch
orientalische Quellen dem übrigen Europa über-
mittelt worden. Das Wissen des Mittelalters fußt
auf den Erkenntnissen des klassischen Altertums.
Zu diesem Erbe der Antike aber kamen neue
Kräfte aus dem Norden hinzu, Kräfte ganz anderer
Art, der germanischen und keltischen Stämme.
Eine andere Erfassung der Natur, andere Lebens-
bedingungen machten sich geltend, und die Kunst
des Mittelalters gilt als eine der Antike völlig ent-
gegengesetzte.
Es mag daher seltsam erscheinen, wenn man
den Satz aufstellt, daß auch das ganze Mittel-
alter, nicht nur seine Anfänge, unter direktem
griechischen Einfluß stand, nur war es nicht das
klassische Griechenland, sondern das mittelalterliche,
das oströmische oder griechische Kaiserreich mit
seiner Hauptstadt Byzanz, das beständig diesen
Einfluß ausübte.
Byzanz war die Erbin der griechisch-römischen
z65