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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Curt Glaser: zu seinem fünfzigsten Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0353

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SEIFFERT-WATTENBERG, HANNOVER,
SCHLAFENDES KIND

AUSGESTELLT IM KUNSTVEREIN HANNOVER
AUSGEZEICHNET MIT DEM N. N.-PREIS

MAX NEUMANN, BERLIN,
KLOSTER IN PALERMO

AUSGESTELLT IM KUNSTVEREIN HANNOVER
AUSGEZEICHNET MIT DEM GÜNTHER-WAGNER-PREIS

CURT GLASER

ZU SEINEM FÜNFZIGSTEN GEBURTSTAGE

T"\ie besondere Stellung, die Curt Glaser unter seinen Kol-
legen, den Kunsthistorikern, und in der Öffentlichkeit
einnimmt, ist einmal auf die Universalität seiner Interessen
zurückzuführen und zum andern darauf, daß er sich gleich
intensiv mit der alten und mit der modernen Kunst be-
schäftigt. Gegenwärtiges und Vergangenes, Fernes und
Nahes ist ihm nicht zweierlei; für ihn ist große Kunst den
Bedingtheiten von Zeit und Raum im Kern nicht unterworfen.

Bezeichnend für Glaser ist, daß er den medizinischen
Doktorgrad erwarb, bevor er sich dem Studium der Kunst-
geschichte zuwandte. Als Kunsthistoriker horte er zuerst
bei Wölfflin und beschäftigte sich zunächst mit der alten
deutschen Kunst. Seine Doktorarbeit galt dem älteren Hol-
bein. Die Hauptfrucht ist aber das im Verlage Bruckmann
in mehreren Auflagen schon erschienene Buch über „Die
altdeutsche Malerei". In diesem sehr gründlichen Werk zeigt
Glaser aufs schönste seine Gabe, zu ordnen, Einzelergebnisse
in einen klaren Bezug zueinander zu bringen und aus den
Teilen ein Gesamtbild zu gestalten.

Von der Theorie ging Glaser zur Museumspraxis über,
als er Assistent Max J. Friedländers am Staatlichen Kupfer-
stichkabinett wurde. Dort beschäftigte er sich aber nicht mit
der altdeutschen Graphik; er hatte vielmehr die Abteilung
für moderne Graphik zu betreuen. Das führte ihn zum Studium
der europäischen Graphik des neunzehnten und zwanzigsten
Jahrhunderts und setzte ihn in den Stand, entscheidend teil-
zunehmen am Ausbau dieser Sammlung im Berliner Kupfer-
stichkabinett, die heute vielleicht die beste ihrer Art in
Deutschland ist. Die Erfahrungen wurden wieder in einem
Buch niedergelegt, in der „Graphik der Neuzeit", die im
Verlag Bruno Cassirer erschienen ist. Auch in diesem Buch
herrscht der geborene Ordner, der den Erscheinungen den
rechten Platz anzuweisen versteht. Es kommt um so über-
zeugender zum Ausdruck, als dieser Stoff der Ordnung hart-

näckig widerstrebt und als er nicht nur nach Ländern und
Zeiten, sondern auch nach Techniken zu sichten war.

Noch vor dem Krieg unternahm Glaser eine Reise nach
Ostasien. Er kehrte als ein vorzüglicher Kenner der inzwischen
zu hohem Ansehen gekommenen Kunst Chinas und Japans
zurück. Immer mehr erwarb er sich die Gabe, durch das
nur Stilistische auf das entscheidend Künstlerische zu blicken.
Kunstgeschichte treiben, das hieß für ihn: Historische Er-
scheinungen lebendig machen. Und auch jetzt gab er der
Öffentlichkeit wieder Rechenschaft in schönen Büchern, die
im Insel-Verlag, in der Bücherreihe des Verlages Bruno Cassirer
„Die Kunst des Ostens" und in einem Sammelwerk Springers
erschienen sind.

Aus der berufsmäßigen Beschäftigung mit modemer Gra-
phik erwuchs dann von selbst die mit der Malerei der Leben-
den. Die Frucht ist ein Buch über die Malerei des neunzehnten
Jahrhunderts, das nächstens im Propyläen-Verlag erscheinen
wird. Der Kunsthistoriker wurde zum Kunstschriftsteller.
Dabei folgte Glaser der Regel, wonach fast jeder Kunst-
schriftsteller einen Künstler hat, den er besonders verehrt
und propagiert. Sein Held wurde Edvard Münch; ihm galt
seine ganze Liebe. Darum wurde er nicht nur zu einem
Sammler Munchscher Graphik im Kupferstichkabinett und
zum Sammler von Bildern des Norwegers in seiner Wohnung,
sondern auch zum deutschen Biographen Münchs. Sein im
Verlag Bruno Cassirer erschienenes Buch ist so erschöpfend,
daß es andere Biographien eigentlich ausschließt.

Nach dem Kriege wurde Glaser die Leitung des Kupfer-
stichkabinetts in Dresden angeboten. Er entschied sich aber
für die Nachfolge Peter Jessens, der eben damals von der
Leitung der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums zurücktrat.
Da das Kunstgewerbemuseum ins Schloß verlegt wurde,
konnte sich diese meistbesuchte und populärste unter den
Berliner Bibliotheken nun selbständiger machen. Der Name

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