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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 9
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Waldmann, Emil: Eine Leibl-Fälschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0394

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EINE LEIBL-FÄLSCHUNG

VON

EMIL WALDMANN

Auf der Leibi-Ausstellung der Akademie war das lebens-
große Bildnis eines „Bayrischen Offiziers" im Katalog
beschrieben unter Nr. 70 und auf Tafel 48 abgebildet. Signiert
rechts unten „W. Leibi".

BILDNIS EINES BAYRISCHEN OFFIZIERS

Das Bild war bis zum Jahre 1928 als Leibi unbekannt;
es ward damals durch einen deutschen Sammler von einem
deutschen Kunsthändler in Rom erworben. Die Photo-
graphie gab, wenn auch Haltung und Ausdruck des Dar-
gestellten ungewöhnlich schienen, zu
Bedenken keinen Anlaß und das Bild
wurde einstweilen in die Ausstellung
aufgenommen. Aber Zweifel an der
Urheberschaft Leibis stellten sich
doch bald ein, und Autor wie Ver-
leger des gerade für die Neuauf-
lage in Arbeit befindlichen Gesamt-
kataloges Leibis beschlossen, das
Bild in die Neuauflage nicht auf-
zunehmen.

Da meldete sich der Künstler,
der das Bild wirklich gemalt hat:
Professor Hans Blum in München.
Ein Maler und einstiger Lehrer an
der Münchener Kunstgewerbeschule,
geboren 1858, ehemals Schüler
der Münchener Akademie unter
Löfftz und Lindenschmit. Der er-
klärte kategorisch, dieses Bildnis
hätte er im Jahre 1880 gemalt, der
Dargestellte wäre ein Beamter der
Geschützgießerei in Ingolstadt ge-
wesen, namens Stadelmann. Und
das Bild wäre im Juli 1924 auf einer
Auktion bei Helbing in München
zum Ausgebot gekommen, damals
noch mit der Signatur Hans Blum
versehen. Da es das Limit von
tausend Mark nicht erreichte, wäre
es als unverkauft zurückgezogen.
Gehört hätte es damals der Schwie-
gertochter des Dargestellten.

Diese Angaben trafen zu. Im
Auktionskatalog der Firma Helbing
war bei der Beschreibung auf die
technische Verwandtschaft der Ma-
lerei mit der Art Leibis und Trüb-
ners hingewiesen.

Im August des Jahres hat dann
die Firma Helbing das Gemälde an
einen Münchener „Kunstmaler", des-
sen Name festgestellt ist, für 800 Mark
verkauft. Wer die Änderung der
Signatur vorgenommen hat und wann
und wo diese Urkundenfälschung vor
sich ging, ist Sache des Staats-
anwaltes.

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