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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 10
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Scheffler, Karl: Die Galerie des neunzehnten Jahrhunderts in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0404

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DIE GALERIE DES NEUNZEHNTEN JAHRHUNDERTS

IN WIEN

VON

KARL SCHEFFLER

Tn dieser seit fünf Jahren im schönen Barockbau
des Oberen Belvedere untergebrachten Galerie
moderner Kunst wird man an die geistreiche Be-
merkung Max J. Fricdländers erinnert, unter den
Museumsbauten seien die die besten, die nicht für
Museumszwecke gebaut wären. Man wird nicht
behaupten dürfen, daß dieses Schloß aus dem acht-
zehnten Jahrhundert schlechthin ideale Räume
für die Ausstellung moderner Bilder enthält, ob-
wohl die Säle angenehme Abmessungen haben,
die Wände gute Hintergründe geben, die Auf-
stellung alle Kunstwerke zur Geltung bringt und
das hohe Seitenlicht den Bildern wohltätig ist. Den-
noch kann sich kaum eines der für die Ausstel-
lung von Kunstwerken erbauten Häuser auch im
Praktischen mit diesem herrlichen Bau messen, den

Anmerkung der Redaktion: Dem Verlag Anton
Schroll, Wien, verdanken wir die hier reproduzierten Photos.
In diesem Verlag ist auch der große illustrierte Katalog der
Galerie erschienen.

Johann Lucas von Hildebrandt für den Prinzen
Eugen errichtete und der später in den Besitz des
Hofes überging, um die Kaiserliche Gemäldegalerie
— die um 1890 in das Kunsthistorische Museum
überführt wurde — aufzunehmen. Wo bleibt, mit
diesem Gebäude verglichen, das Kaiser-Friedrich-
Museum oder die Nationalgalerie! Wo bleibt selbst
ein angeblich ganz sachlich gebautes Museum wie
die Hamburger Kunsthalle! Wie peinlich wirkt
im Vergleich das Amsterdamer Reichsmuseum,
die Londoner National Gallery und gar erst das
Kunsthistorische Museum in Wien! Die Ursache?
Der Baumeister des Belvedere hatte sehr viel Talent,
seine ganze Zeit hatte das Talent zum Bauen. Wie
man sieht, bedarf es keines Programms, um ein
gutes Museum zustande zu bringen. Programme
sind stets Talent-Ersatz. Lucas von Hildebrandt
hat schöne Räume geschaffen; in ihnen sehen gute
Bilder gut aus.

Und nun erst das Repräsentative! Kein Mu-

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