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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 11
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Troendle, Hugo: Das Erbe Poussins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0454

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NICOLAUS POUSSIN, ACHILLES UNTER DEN TÖCHTERN DES LYCOMED. ZEICHNUNG

PARIS, LOUVRE

DAS ERBE POUSSINS

VON

HUGO TROENDLE

Tange als Akademiker gescholten, warPoussin und
' sein Werk nur einem kleinen Kreise wirklich
bekannt; den meisten war er nur ein ungefährer
Begriff. Wenn man aber in den nachgelassenen
Schriften, Tagebüchern und Aufzeichnungen großer
französischer Maler liest, oder wenn man noch das
Glück gehabt hat, mit diesen persönlich zu sprechen,
so stößt man immer wieder auf den Namen Poussin.
Mit großer Ehrfurcht wird von diesem Meister
gesprochen; mit Verehrung, Liebe und ungeheurer,
fast feierlicher Achtung begegnet uns der Name
in den schriftlichen und mündlichen Äußerungen
von Delacroix und Ingres, von Manet und Cezanne,
Degas und Renoir.

Große Künstler, die Antipoden waren und sich
bekämpften: in der Verehrung Poussins fanden sie
sich, fanden sie etwas alle Verbindendes.

Für mich, den Deutschen, war das Werk
Poussins eines der merkwürdigsten Erlebnisse in
Frankreich. Ich schaute zurück, um einen ähn-
lichen deutschen Meister zu finden, der für viele
ein gemeinsames und lebendiges Ideal sein könnte.
Aber wir haben nichts, gar nichts dieser Art,
keinen gemeinsamen Ruhepunkt und keine Eini-
gung; die Begeisterung bei uns an Dürer und
Grünewald schien mir mehr literarisch; zumal bei
uns Malern war sie ganz äußerlich, denn keiner
hatte in seinen Arbeiten etwas davon verspürt,
wenn er auch dauernd von einem Großen wie
Dürer oder Grünewald in Bewunderung sprach.
Ich ging dem Einfluß Poussins auch bei uns nach,
zumal bei unsern Phantasiemalern, und mußte sehen,
daß unsere ausgesprochen deutschen Maler, wie
Marees, Feuerbach, Böcklin und selbst Thoma nie

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