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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 12
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0520

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CHRONIK

DER BAU DES ZENTROSOYUS IN MOSKAU
Le Corbusier hat nach langen Vorarbeiten und Verhand-
lungen den Auftrag zum Bau des Bureaugebäudes für die
Union der russischen Konsumgenossenschaften in Moskau,
das sogenannte Zentrosoyus erhalten. Es ist ein Auftrag,
der an Bedeutung dem Genfer Völkerbundpalaste nur wenig
nachsteht, und Corbusier hat auch die Grundgedanken des
abgelehnten Genfer Projektes für Moskau verwertet. Die
Straßenfront des Gebäudes wird aus einer geschlossenen
doppelten Glaswand bestehen, in der im Sommer kalte, im
Winter warme Luft zirkuliert, um die Innentemperatur immer
auf gleicher Höhe zu halten. Fenster gibt es nicht, weil
sie des Straßenlärmes wegen doch nicht geöffnet werden
könnten. Die Lüftung erfolgt durch ein System von Ka-
nälen, das jedem Arbeitsplatz das gleiche Quantum frischer
Luft dauernd zuführt. Das Gebäude soll für 2500 Ange-
stellte Raum bieten, es soll außerdem einen großen Ver-
sammlungssaal und alle erforderlichen gemeinschaftlichen Ein-
richtungen, wie Klubräume, Sporthalle, Bibliothek, enthalten.
Wie man hört, werden die Fundamente des Gebäudes bereits
gelegt; die Kosten sind auf fünf Millionen Rubel veranschlagt.
Von besonderem Interesse ist in dieser Verbindung eine
Äußerung Le Corbusiers, die er mit der den heutigen Fran-
zosen eigenen Freundlichkeit über seine früher befolgte Bau-
weise gemacht hat: „Das machen nur noch die Slaven und
die Deutschen".

JOHN COTTON DANA t
Der Begründer und Leiter des Museums in Newark
(U. S. A.) ist, 72 Jahre alt, gestorben. Neben Verdiensten
auf dem Gebiet des Bibliothekwesens verdankt er seinen
Ruf dem Eintreten für die Idee der „Machine Art", „Col-
lective Art", wie er sie nannte, die Ausdruck nicht einer
Persönlichkeit, sondern einer großen Gruppe sei. In den
Dienst dieses Gedankens stellte er sein Museum, wofür ihm
vor allem Louis Bamberger, der Inhaber des großen Newarker
Warenhauses, die Mittel zur Verfügung gestellt hatte. Er
veranstaltete dort eine vielbesuchte Ausstellung unter dem
Stichwort „Beauty has no relation to age, rarity or price".
Die überraschten Besucher fanden an versteckter Stelle die
Notiz, daß alle ausgestellten Gegenstände lediglich mit Ge-
schmack in den verschiedensten Läden von Newark ausge-
wählt worden seien und nicht mehr als ein Dollar das Stück
gekostet hätten.

TE PEERDT-AUSSTELLUNG
Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in
Düsseldorf bereitet für das kommende Jahr eine Ausstellung
zu Ehren des Malers Ernst te Peerdt vor. An alle, die
Werke te Peerdts besitzen und diese für die Ausstellung her-
leihen wollen, ergeht die Bitte, dies der Geschäftsleitung des
Kunstvereins, Düsseldorf, Hindenburgwall 42, mit möglichst
genauer Angabe des im Bilde Dargestellten, des ungefähren
Formates und des Entstehungsjahres mitzuteilen. Besonders
erwünscht ist der Nachweis von italienischen Landschaften
des Künstlers.

PAUL BAUM
Am 22. September vollendet Paul Baum sein siebzigstes
Lebensjahr. Es ziemt sich dieses Tages zu gedenken, ob-
wohl Baum im letzten Jahrzehnt mehr und mehr aus unserem
Gesichtskreis verschwunden ist, weil Baum einer der ehr-
lichsten Kunstarbeiter der verflossenen Epoche gewesen ist,
weil er immer der Sache, nie dem äußeren Erfolg gelebt,
sich nie vorgedrängt, sondern sich ein Leben nach seinen
Bedürfnissen und Überzeugungen geschaffen hat. Was Baum
als Maler und Zeichner war und ist, haben wir einmal in
einem besonderen Aufsatz zu formulieren versucht (Jahr-
gang VI, Seite 327 ff.). So bedarf es bei dieser Gelegenheit
nicht nochmals einer Würdigung der reinlichen, in ihrer
etwas dünnen Trockenheit anmutigen und persönlichen,
Zeichnerisches und Koloristisches fein vereinigenden Land-
schaftskunst Baums; es bedarf nur eines dankbaren Glück-
wunsches.

DOSSENA-FÄLSC HUNGEN
Das Metropolitan Museum of Art in New York hat einen
neuen Raum dem Publikum zugänglich gemacht. Darin sind,
neben Gegenständen, die die technische Herstellung an-
schaulich machen, Fälschungen ausgestellt. Darunter ist eine
94 cm hohe, angeblich römisch-archaistische Mädchenfigur
von Dossena. Nach der Meinung des Bulletin of the Me-
tropolitan Museum of Art vom Mai 1929 sind die einzigen
Merkmale, die die Fälschung erkennen lassen, die allzugroße
Gleichmäßigkeit der Verwitterung im Gesicht und dessen

DOSSENA, FÄLSCHUNG EINES PORPHYRKOPFES
IM RÖMISCHEN STIL

AUSGESTELLT IM METROPOLITAN MUSEUM NEW YORK

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