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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Cézanne, Paul: Cézanne: Anekdoten und Aussprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0133

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PAUL KLEE, DER BLUMENFRESSER. 1927

MIT ERLAUBNIS DER GALERIE FLECHTHEIM, BERLIN

CEZANN E

Beim Malen

T^in biederer Maler, eine Leuchte von Aix, kommt
vorüber. Er bleibt stehen. Mit einem Mitleids-
lächeln neigt er sich zu dem armen Narren, der
mit so grellem Grün dieses gemalte Schachbrett
kolorierte, in dem er keine Landschaft zu erkennen
vermag. Er empfindet trotzdem eine unbestimmte
Zuneigung für diesen fleißigen Greis. Er nimmt
seine Pinsel. Cezanne sieht ihn an, ganz verstört,
verdutzt.

Anmerkung der Redaktion: Diese Abschnitte sind
dem Buch entnommen, das Joachim Gasquet über Cezanne
geschrieben hat und das —■ mit achtundvierzig Lichtdruck-
tafeln — in diesen Tagen im Verlag Bruno Cassirer er-
schienen ist. Wir haben in „Kunst und Künstler" schon
zweimal Vorabdrucke aus diesem Buch gebracht, einmal vor
einem Jahr, ein anderes Mal im Jahre 1927. Dieses mag als
Beweis gelten, wie hoch wir dieses Buch einschätzen. Es ist
in der Tat eines der schönsten Kunstbücher, die jemals ge-
schrieben sind. Es ist wertvoll durch das, was Gasquet mit-
teilt, wertvoller aber noch durch das, was Cezanne gesagt
hat. Um so mehr als jedes Wort den Stempel gewissenhafter
Berichterstattung trägt. Ein sehr großer Künstler und ein
sehr reiner und tiefer Mensch: so steht Cezanne da.

„— Reichen Sie mir Ihre Palette ... Ich will
Ihnen zeigen, ich... Warten Sie... Warten Sie."

Ein Pinselstrich da, ein Pinselstrich dort. Er
geht gewissenhaft zwei- oder dreimal zu dem Ast,
um den Ton festzustellen, um sein Grün mit dem
Grün der Natur zu vergleichen. Er kommt zurück,
trägt eine Farbe auf, ereifert sich, bemüht sich,
schwitzt, er strahlt. Er erhebt sich, wischt sich
mit einem parfümierten Taschentuch ab. „So, da
haben Sie es ..."

Aber Cezanne hat sich wieder gefaßt. Er hat
nicht ein Wort gesagt. Er nimmt sein Farbmesser,
und langsam, breit, mit einem einzigen Strich,
kratzt er den schönen Baum mit all seinen Blättern
ab, und selbst den kleinen Mann, den der andere
in einer plötzlichen Eingebung schmissig unter den
Schatten seines schönen Baumes gesetzt hat. Und
er sagt mit denselben Worten: „— So, da haben
Sie es."

Im Louvre
Wir steigen die große Treppe Daru hinauf.

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