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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0148

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EWALD MATARE, STEHENDE KUH. BRONZE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE FERD. MÖLLER, BERLIN

EWALD MATARE, SCHLAFENDE KUH. HOLZ

AUSGESTELLT IN DER GALERIE FERD. MÖLLER, BERLIN

BERLINER AUSSTELLUNGEN

TT" arl Walther hatte, wieder in der Kunsthandlung Victor
Hartberg, neue Bilder ausgestellt. Bildnisse, Landschaften
und einige Stilleben. Er steht jetzt an einem Wendepunkt,
wo es sich entscheiden muß, ob seine Malweise zu einer
Gewohnheit wird und darin notwendig dann langsam er-
starrt, oder ob sein Talent lebendiger Wandlungen fähig ist.
Die letzten Landschaften, die einfacher, breiter und farbiger
gemalt sind, und in denen die etwas kreidige, trockene Ma-
nier aufgegeben ist, machen einen natürlichen Fortschritt
wahrscheinlich. Am besten sind nach wie vor die Land-
schaften; die Bildnisse und Stilleben sind weniger bewäl-
tigt. In den Stilleben ist die Materie, zum Beispiel, nicht
genügend unterschieden; ein Gefieder ist nicht viel anders
gegeben wie Holz und Steinzeug. Walther hat noch viel zu
lernen; wieder aber werden auch die guten Anlagen sicht-
bar. Auch die Gesundheit des Talents bestätigt sich.

Einen Publikums- und Verkaufserfolg hat der Ostpreuße
Lasko in der Kunstkammer mit seiner Ausstellung gehabt.
Der Umstand, daß er etwa dreißig Bilder verkauft hat, ver-
dient erwähnt zu werden, weil er diesen Erfolg zum Teil
den billigen Preisen verdankt, die sich zwischen 100 und
300 Mark bewegen. Im allgemeinen sind Bilder junger
deutscher Künstler viel zu teuer; daß sich bei vernünftigen
Preisen Käufer finden, beweist dieser Fall. Bei Lasko kommt
hinzu, daß er seine Motive geschickt wählt. Er malt vor
allem bekannte Ansichten aus Berlin, aus der Mark und aus
Paris; er tut es mit Geschmack und mit einer Geschick-
lichkeit, die freilich das Oberflächliche, Allzugefällige und
Manierierte nicht ausschließt. Sein Talent weist ihn auf
die Studie vor der Natur. Er arbeitet angeregt, schnell und
darum frisch. Die großen figurenreichen Bilder überzeugen
weniger. Im ganzen wirkt er ein wenig wie ein Nachfolger
Lesser Urys — des Ury der Berliner Straßenbilder. Er hat
eine leichte, gefällige Hand — doch wird er sich zu hüten
haben.

*

Ewald Matare, der in der Galerie Ferdinand Möller
Plastiken und daneben auch Holzschnitte, Aquarelle und
Zeichnungen ausstellte, ist ein Künstler, dem echtes Stilge-
fühl immer wieder zur Manier wird. Es gelingt ihm in
seinen Tierplastiken die völlig geschlossene, undurchbrochene
oder aufgelöste Form zu wahren. Es gelingt ihm zuweilen
auch, mittels dieser Form das Animalische, das eigentlich
Ruhige der Kuh zum Beispiel gut auszudrücken; zuweilen
aber kommt er auch über Formalismus, über den glatt po-
lierten Holzblock, über das nur Stilisierte nicht hinaus. Echte
Originalität ist im Bunde mit dem nur Originellen. Am besten
sind die dekorativen, mehrfarbigen Holzschnitte. Auch unter
den Zeichnungen ist Gutes. Im Ganzen scheint diese Kunst
in raffinierter Weise nach Höhlenmalereien orientiert. Sie
lebt in der Nähe des Kunstgewerblichen; doch ist ein Ele-
ment darin, das Matare zu einem bemerkenswerten Künstler
fern von aller Kunstgewerblichkeit machen könnte, wenn
es auf Kosten des nur Artistischen energisch entwickelt
würde. Matare ist erst vierzig Jahre alt. Das Entscheidende
liegt noch vor ihm. Und er versteht es, neugierig auf seine
Zukunft zu machen.

Fritz Hülsmann ist ein neuer Name. Dieser Maler und
Zeichner stellte zum erstenmal in der Galerie Weber aus.
Man spürt seinen Arbeiten den Einfluß der neuen Düssel-
dorfer Schule an, dieser mit Pinsel und Palette peinlich ge-
schickt hantierenden Schule, die einen Gert Wollheim her-
vorgebracht hat. Hülsmann ist sehr geschickt und malt mit
erstaunlicher Fertigkeit. Aber ohne viel Respekt vor der
Natur und ganz ohne Einfalt. Er wird zum Manieristen
seines eigenen Stils — ein Zeitschicksal! Hülsmann beginnt
erst, er kann seinen nicht alltäglichen Fähigkeiten sicher
höhere Ziele setzen; wenn in diesem flotten Pinselgeschlenkere
nur nicht eine so starke Verführung läge! Es ist kaum
wieder los zu werden.

Viktor Tischler hat in der Galerie J. Casper einen starken
Achtungserfolg. Ein ernster Maler, ein erzogenes Auge, ein

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