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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Martin, K.: Wohnungsausstellung: in der Dammerstocksiedlung, Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0153

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MODELLAUFNAHME. DIE SCHWARZEN TEILE ENTSPRECHEN
DEM AUSGEFÜHRTEN ERSTEN BAUABSCHNITT

IN

T^\ie Dammerstock-Siedelung entstand auf der Grundlage
eines Wettbewerbes, dessen Resultate für die Ausführung
zusammengefaßt wurden. Der erste Bauabschnitt, der zur
Zeit als Ausstellung zugänglich ist, wurde unter der Ober-
leitung von Walter Gropius als Kollektivarbeit der Archi-
tekten Haesler-Celle, Riphahn und Grod-Köln, Roeckle-
Frankfurt a. M., Fischer, Lochstampfer, Merz, Roesiger und
Rößler-Karlsruhe gebaut.

Die wesentliche Aufgabe war sozialer Natur. Was er-
reicht wurde, hat man schlagwortartig mit dem Titel der
Ausstellung bezeichnet, es ist: Die Gebrauchswohnung.
Das setzt voraus, was die Erfahrung bestätigt, daß die rest-
lose Ausnützung einer Wohnung durchaus nicht selbstver-
ständlich ist, daß Raum verschwendet wird. Zum richtigen
Gebrauch einer Wohnung soll deshalb erzogen werden, da-
mit der Bewohner lernt, sich sozial zu sich selbst zu ver-
halten. Das zu verwirklichen wäre leicht, wenn das Pro-
blem nicht seine wirtschaftliche Seite hätte: die billige Miete.

Die Architekten der Dammerstock-Siedelung versuchen,
diesen Bedingungen durch die Gestaltung des Wohnungs-
grundrisses gerecht zu werden. Man spart Raum, wo es
geht, indem man gleichzeitig seine Funktion bis zum letzten
ausarbeitet. Unter solchen Umständen kann ein kleineres
Zimmer vorteilhafter werden als ein größeres. Daraus er-
gibt sich die Notwendigkeit, den einzelnen Raum auf seinen
Gebrauch von vornherein festzulegen, woraus sich weiter-
hin die Verteilung der Raumgroße auf die einzelnen Zim-
mer bestimmt. Denn es ist oiFensichtlich, daß ein Zimmer,
in dem man sich hauptsächlich bewegt, groß sein muß, daß

Anmerkung der Redaktion: Alle Photos wurden aufgenom-
men von A. K. Fr. Supper, Karlsruhe.

BLICK ÜBER DIE SIEDELUNG

ein Zimmer, in dem man schläft, so klein sein kann, als
der Luftinhalt für den Schlafenden ausreicht. Man ging
dabei von der Überlegung aus, daß mehrere getrennte
Schlafgelegenheiten günstiger sind, als ein Schlafraum für
viele. Denkt man hier weiter, so muß die moderne Woh-
nung nicht mehr als Zimmerwohnung, sondern nach dem
Vorschlag von Haesler als Bettenwohnung bezeichnet wer-
den, also nicht mehr nach einer räumlichen, sondern nach
einer sozialen Einheit, nach der Anzahl der Menschen, denen
die Wohnung im Höchstfall genügen kann. Mit dieser fort-
schrittlichen Lösung, die unnatürliche Überfüllung einer
Wohnung vermeidet, verbinden einige Architekten die For-
derung nach hygienischer Orientierung. Diejenigen Zimmer,
in denen Morgensonne wichtig ist, also die Schlafzimmer,
werden deshalb nach Osten gelegt, während der Wohnraum,
der besonders nachmittags und abends benutzt wird, nach
Westen gelagert werden muß. Um Untervermietung und
die Abspaltung einer „guten Stube" zu verhindern, um rest-
lose Ausnützung zu erreichen, wurde dieses Zimmer im Sinne
einer Wohndiele gestaltet, sodaß der Raum gleichzeitig als
Durchgang zu den anderen Zimmern gebraucht werden muß.
Dadurch wird in der Regel der Flur gespart, dessen Raum
den Zimmern zugute kommt. Daß in jeder Wohnung Bad
und Küche vollständig eingerichtet wurde, ist selbstver-
ständlich.

Innerhalb dieser Richtlinien haben die einzelnen Archi-
tekten verschiedene Lösungen vorgeschlagen. Ohne darauf
besonders einzugehen, ist die klare Durchbildung des Grund-
risses bei Gropius hervorzuheben. Haesler hat einen neu-
artigen Typus gefunden, indem er sein Haus nicht unter-
kellert, alle Nebenräume — darunter einen Reserveraum —

WOHNUNGSAUSSTELLUNG
DER DAMMERSTOCKSIEDELUNG, KARLSRUHE

VON

K. MARTIN

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