DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Die Holzschneider Bangemann
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0341
MAX SLEVOGT, ZEICHNUNG ZU DEN „KINDERLIEDERN". IN HOLZ GESCHNITTEN VON OSKAR RANGEMANN
DER HOLZSCHNEIDER BANGEMANN
VON
MAX J. FRIEDLÄNDER
Die Kunst hat sich vom Handwerke gelöst.
Der Künstler steht vor der Wahl, ein Genie
oder ein entbehrlicher Zeitgenosse zu sein. Des-
halb strengt er sich so krampfhaft an, für ein
Genie zu gelten.
Es gab einmal eine dienende Kunstübung, die
auf Handwerkstugend angewiesen war, auf red-
lichen Fleiß, Geschicklichkeit der Hand und be-
scheidene Rücksichtnahme. Dies war der repro-
duzierende und interpretierende Bilddruck, der
durch die Photographie ersetzt und erledigt wor-
den ist. Außerordentliche Leistungen hat der re-
produzierende Kupferstich übrigens nach Erfindung
der Photographie, bedroht durch die Photographie,
hervorgebracht. Ich erinnere an Koepping und
E. M. Geyger, von denen der eine tot und ver-
gessen ist, der andere sich grollend zurückge-
zogen hat.
Es gab einmal eine fruchtbare, zur Buchillu-
stration notwendige Xylographie. Sie soll durch
das photomechanische Verfahren der Hochätzung
überflüssig gemacht worden sein. Ich kenne noch
einen Xylographen. Von dem will ich sprechen.
Oskar Bangemann ist in Braunschweig 1882 zur
Welt gekommen, er entstammt einem Geschlechte
von Handwerksmeistern, die mit der Bearbeitung
des Holzes vertraut waren. Er hat bei einem
Braunschweiger Holzschneider gelernt, in dessen
Werkstätte jene mechanische und subalterne Illu-
stration betrieben wurde, die heutzutage billiger,
korrekter und schneller auf photomechanischem
Wege hergestellt wird. Als Bangemann auf die
Wanderschaft ging, war das Urteil über das Hand-
werk, das er erlernt hatte, längst gesprochen.
Mit niedersächsischer Zähigkeit gegen den Strom
schwimmend, hat er seinen Beruf nicht aufge-
DER HOLZSCHNEIDER BANGEMANN
VON
MAX J. FRIEDLÄNDER
Die Kunst hat sich vom Handwerke gelöst.
Der Künstler steht vor der Wahl, ein Genie
oder ein entbehrlicher Zeitgenosse zu sein. Des-
halb strengt er sich so krampfhaft an, für ein
Genie zu gelten.
Es gab einmal eine dienende Kunstübung, die
auf Handwerkstugend angewiesen war, auf red-
lichen Fleiß, Geschicklichkeit der Hand und be-
scheidene Rücksichtnahme. Dies war der repro-
duzierende und interpretierende Bilddruck, der
durch die Photographie ersetzt und erledigt wor-
den ist. Außerordentliche Leistungen hat der re-
produzierende Kupferstich übrigens nach Erfindung
der Photographie, bedroht durch die Photographie,
hervorgebracht. Ich erinnere an Koepping und
E. M. Geyger, von denen der eine tot und ver-
gessen ist, der andere sich grollend zurückge-
zogen hat.
Es gab einmal eine fruchtbare, zur Buchillu-
stration notwendige Xylographie. Sie soll durch
das photomechanische Verfahren der Hochätzung
überflüssig gemacht worden sein. Ich kenne noch
einen Xylographen. Von dem will ich sprechen.
Oskar Bangemann ist in Braunschweig 1882 zur
Welt gekommen, er entstammt einem Geschlechte
von Handwerksmeistern, die mit der Bearbeitung
des Holzes vertraut waren. Er hat bei einem
Braunschweiger Holzschneider gelernt, in dessen
Werkstätte jene mechanische und subalterne Illu-
stration betrieben wurde, die heutzutage billiger,
korrekter und schneller auf photomechanischem
Wege hergestellt wird. Als Bangemann auf die
Wanderschaft ging, war das Urteil über das Hand-
werk, das er erlernt hatte, längst gesprochen.
Mit niedersächsischer Zähigkeit gegen den Strom
schwimmend, hat er seinen Beruf nicht aufge-