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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 7
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Göpel, Erhard: Der Zeichner Greuze
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Berliner Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0330

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Der Zeichner Greuze aber umschließt im Keim die bei-
den großen Möglichkeiten des neunzehnten Jahrhunderts.
In seinen Kopfstudien mit „befohlenem Ausdruck" zwingt
er der Natur die eigene Empfindung auf. In seinen Be-
wegungsstudien aber prüft er seine Vorstellung an der
Natur nach und je unbefangener er sich von dem leiten
läßt, was er sieht, um so mehr erfreut und überrascht er
heute unser Auge.

Das in seinen Blättern mitschwingende Erlebnis der
Wirklichkeit sicherte seinen Zeichnungen Resonanz bis weit

BERLINER

A m 2. und 3. März versteigerte Paul Graupe Berolinen-
sien aus zwei Privatsammlungen. Die zirka achthundert
Gegenstände — graphische Blätter, Bilder, Aquarelle mit
Berliner Ansichten, Bücher, Porzellan, Kleinkunst und Ge-
rät aus den Kgl. Eisengießhütten — wurden fast restlos
von den Käufern aufgenommen.

Eine Gouasche von P. L. Lütke, die Zelten-Promenade,
wurde mit 1800 Mark bezahlt, ebensoviel erzielte die 01-
vedute mit dem Eosander-Portal des Schlosses von E. Gärt-
ner. Am hitzigsten umkämpft wurde Rosenbergs bekannte
Folge mit Berliner Ansichten: zwanzig Radierungen in Se-
piaton mit dem Erscheinungsjahr 1786 wurden mit 3500 Mark
zugeschlagen, für die gut erhaltene „große Linden-Rolle"
gab man 580 Mark, für die etwa zehn Jahre später (um 1840)
entstandene kleinere 200 Mark. F. A. Schmidt, Gartenfront
des Charlottenburger Schlosses, Radierung, 265 Mark; Nagels
Radierung des Lichtenau-Palais 400 Mark; Ansicht des Ber-
liner Schlosses, Aquatinta, nach Schinkel, 470 Mark. Die sel-
tene Volkstypenfolge „Leben und Weben in Berlin" ging
für 340 Mark weg.

Auf der unlimitierten Versteigerung Frederick Rozendaal
bei Wertheim wurde viel, aber zu geringen Preisen gekauft.
Gesucht waren vor allem französische Möbel, süddeutsches
Silberund Meißener Porzellan. Bergere Louis XV., Nußbaum,
1800 Mark, zwei Sofas (um 1750) 3000 Mark, Damenschreib-
tisch Louis XV., i95oMark, fünfteiliger Vasensatz, ostasiatisch,
1500 Mark, fünfteiliges Service, Meißen, 1260 Mark, sechs
Schokoladentassen, um 1735, Meißen, 1060 Mark, zehnteiliges
Service, Meißen, 1500 Mark. Sitzendes Chinesenpaar mit
Papagei, Kändlermodell, 3100 Mark. Ein Deckelpokal um
1550 vom Landshuter Meister P. I. kostete 1200 M.

M. Eisenstadt

in das neunzehnte Jahrhundert. Prudhon knüpfte an ihn an,
in den Anfängen Millets erhält sich noch die umtastende
Führung seines Kreidestriches. Mittelbar wirkt er in der Zei-
chenweise des späteren Corot und der des Daumier, der
in den fünfziger Jahren zu ähnlich starken Kontrastwirkun-
gen strebte, bis Manet, von anderer Seite kommend, diese
Kontraste zum reinen Schwarzweiß seiner Tuschzeichnungen
zu präzisieren vermag. Der individuelle Einfluß des Greuze
ist in dem breiten Strom nicht mehr erkennbar aufge-
gangen.

AUKTIONEN

Vorberichte

Vom 4. bis zum 6. Mai versteigern Hollstein und Puppel
in Berlin die Sammlung Graf R. de V. . . Die Sammlung
enthält Kupferstiche und Zeichnungen alter Meister. Unter
den Stechern und Radierern sind besonders gut vertreten
Dürer (fast alle Hauptblätter), Rembrandt, Lucas van Leyden
und Schongauer (schöne Passionsblätter). Erwähnenswert
sind auch seltene Blätter von Pieter Bruegel d. Ä. und das
fast komplette Werk von Antonio Canale. Unter den Zeich-
nungen sind vor allem interessante Blätter der holländischen
und italienischen Schule.

Im Mai oder Juni wird mit der Auflösung einer bedeuten-
den norddeutschen Sammlung bei Paul Graupe eine Anzahl
interessanter Gemälde auf den Markt kommen, darunter
Werke von Courber, Delacroix, Renoir, Utrillo, Signac, Pissarro,
Marees, Liebermann, Trübner. Im Anschluß daran erfolgt
die Versteigerung der Sammlung moderner Graphik von
R. Ibach-Barmen, die sich im wesentlichen aus Bilddrucken
der französischen und deutschen Expressionisten und dem
Werk Edvard Münchs zusammensetzt.

Die bereits im vorigen Bericht angezeigte Versteigerung
der Sammlung W. v. Dirksen durch Rudolph Lepke am
28. April wird ein früher dem Sebastiano del Piombo, jetzt
dem Tizian zugeschriebenes Frauenporträt enthalten, einen
Cima da Conegliano, zwei als Tintoretto bezeichnete Gemälde.

Unter den Skulpturen befinden sich interessante Porträt-
büsten des Cinquecento, unter den Bronzen eine Büste
Alexanders VII. von Bernini, ferner Arbeiten des Tiziano
Aspetti, Aless. Vittoria, Giambologna, Riccio, Sansoomo und
Bart. Bellano. M. Eisenstadt

PIF.TRO BRACCI ZUGESCHRIEBENE FARBIGE TONBÜSTE DES PAPSTES BENEDIKT XIV. 37 cm HOCH

SAMMLUNG W. V. DIRKSEN. VERSTEIGERT AM 27. APRIL BEI RUD. LEPKE, BERLIN

NEUNUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, SIEBENTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 2o MÄRZ AUSGABE AM T APRIT
NEUNZEHNHUNDERTEINUNDDREISSIG. FÜR DIE REDAKTION VERANTWORTLICH: KARL SCHEFTTER^^^RIJN• VERLAG VON
BRUNO CASSIRER, BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER G M BH LEIPZIG
 
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