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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 9
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Künstler-Anektdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0385

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„Das Unrecht von Meissonier", sagte Degas, „ist, daß er
sich mit Kunst eingelassen hat; er hätte einen ausgezeich-
neten Schwiegervater abgegeben, bei soviel Ordnung, Sorg-
falt, Regelmäßigkeit."

*

Als man eines Tages den Namen des gefeierten Porträt-
malers Carolus Duran in der Gegenwart Kenners aussprach,
sagte dieser:

„Carolus Duran! Carolus Duran! Daß ich nicht lache! Als
wir zusammen auf der Kunstakademie waren, hieß er Char-
les. Als er anfing Erfolg zu haben, wurde er Carolus. Und
wissen Sie denn nicht? Wenn er zu Pferde steigt, läßt er
sich Caracolus Duran nennen, und wenn er Billard spielt,
Carambolus Duran. Ja, das ist ein Schlauberger."

*

„Wenn man nicht zeichnen kann, was macht man dann?"
„Man geht in eine Schule."
„Nein, Herr, man gründet eine."

Der Bildhauer Falguiere hatte in seiner Jugend ein Stecken-
pferd — die Malerei. Eines Tages fordert er seinen Freund
Ilenner auf, zu ihm zu kommen und seine Gemälde zu be-
urteilen.

Henner betrachtete die Bilder und vor jedem äußerte er:
„Großartig! Bewundernswert! Ein Meisterwerk!..." Mit
einem Male, als er eine reizende kleine Statuette auf einem
Gestell erblickt, sagt er:

„Und das da ist gut!"

*

Ein Kunstliebhaber hatte bei einem Maler für seine Samm-
lung ein Gemälde bestellt, auf dem eine Kirche zu sehen sein
sollte. Der Maler, der die menschliche Gestalt nicht gut dar-
zustellen verstand, hatte das Bild ohne Figuren gemalt. Der
Kunstliebhaber, dem er sein Gemälde nach der Fertigstellung
zeigte, war aufrichtig begeistert; doch sagte er:

„Meister, Sie haben die Menschen auf Ihrem Gemälde
vergessen."

„Herr X . . .", entgegnete der Maler, auf die Kirche weisend,
„sie sind beim Gottesdienst."

„Schön, ich werde das Bild kaufen, sobald sie heraus-
kommen."

Eine reiche, ihrer Schönheit wegen gefeierte Amerikanerin
bestellte ihr Porträt bei einem berühmten französischen
Maler, der sich auf der Durchreise in New York aufhielt.
Der Maler arbeitet, trotz seines Alters, mit jugendlichem
Eifer und beendet sein Werk in weniger als vierzehn Tagen.

„Ach, teurer Meister," sagt die Dame ganz entzückt, „Sie
verlieren Ihre Zeit nicht. Wenn ich bedenke, daß Ihr junger
Kollege X . . . zehn Monate gebraucht hat, um das Porträt
meiner Schwester zu machen."

Der alte Künstler lächelt und antwortet:

„In seinem Alter hätte ich zwei Jahre gebraucht, um das
Ihre zu machen."

Degas zu Bonnat:
bei der Malerei?"

„So,

Herr Bonnat; noch immer

Der Sammler: „Ja, es sind nur Gemälde Unbekannter,
auf diese Weise bin ich sicher, daß keine Fälschungen dar-
unter sind."

Ein Maler zeigt einem Freund sein letztes Gemälde mit
den Worten:

„Jetzt sagen Sie mir Ihre aufrichtige Meinung."

„Sie wollen wirklich meine aufrichtige Meinung hören?"

„Danke sehr, in diesem Fall lege ich keinen Wert darauf."

Neulich wurde bei einer Berliner Museumsleitung tele-
phonisch angefragt, ob Truppenteil so und so an dem und
dem Tage sämtliche Berliner Museen besichtigen könne.

Der etwas erschrockene Museumsleiter machte den an-
fragenden Offizier schüchtern darauf aufmerksam, daß das
für einen Tag schon als Marschleistung eine kaum zu be-
wältigende Aufgabe sei.

Ihm wurde die schneidige Antwort: „Ach, was denken
Sie sich, wir sind Soldaten, wir könnten leicht das Doppelte
leisten."

*

Sic transit gloria mundi! Der Fürst von Abessinien hat
eine alte Hofkutsche Wilhelms des Zweiten gekauft, um
sich dar«, seinem Volke zu zeigen.

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