LE CORBUSIER, KLEINES HAUS AM GENFER SEE. 1925
VON DER SEESEITE
LE CORBUSIER
VON
WALTER CURT BEHRENDT
Als Corbusier seine revolutionäre Formel prägte:
l „Das Haus ist eine Wohnmaschine", unter-
lag er der Suggestion der modernen Technik — nicht
Anmerkung der Redaktion: Die Abbildungen dieses
Aufsatzes sind entnommen dem 1930 im Verlag Dr. H. Girs-
berger & Co., Zürich, erschienenen Buch „Le Corbusier und
Pierre Jeannert", ihr gesamtes Werk von 1910—1929, her-
ausgegeben und übersetzt von 0. Stonorov und W. Boesiger,
Einleitung und erläuternde Texte von Le Corbusier im Zu-
sammenhang mit den Herausgebern. Das ausgezeichnete Buch
mit seinen 600 Abbildungen fertiger Bauten, Grundrisse,
Skizzen und Konstruktiondetails, die begleitet werden von
einem sehr lebendigen Text, gibt eine vorzügliche Anschau-
ung von Le Corbusier und von seiner modernen Gedanken-
welt. Es ist ein programmatisches Buch; aber das eben er-
weist seine Berechtigung. Jeder Leser mag selbst sehen, wie
weit er sich überzeugen lassen mag. Zuerst muß er das hier
klug ausgebreitete Material aber einmal kennen.
ihrem bildenden Prinzip, sondern der ästhetischen
Werbekraft und den artistischen Reizen der von
ihr geschaffenen neuen Formenwelt. Corbusier ist
Künstler, und als solcher war er für den sinnlichen
Eindruck ihres schöpferischen Wirkens besonders
empfänglich. Aber Corbusier ist auch ein logischer
Kopf, ein rationaler Denker und überdies ein aus-
gezeichneter und geistreicher Schriftsteller, der vor-
züglich zu formulieren versteht. Auch darin er-
weist er sich durchaus als Franzose, daß er alles
auf die schärfsten Folgerungen zu bringen sucht.
„Dank der Maschine", sagt er, „hat sich unsere
Umwelt ungeheuer verändert in ihrem Aussehen
wie in ihrer Nutzbarmachung. Wir haben eine
neue Optik und ein neues soziales Leben — aber
unser Haus haben wir diesem Wandel noch nicht
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VON DER SEESEITE
LE CORBUSIER
VON
WALTER CURT BEHRENDT
Als Corbusier seine revolutionäre Formel prägte:
l „Das Haus ist eine Wohnmaschine", unter-
lag er der Suggestion der modernen Technik — nicht
Anmerkung der Redaktion: Die Abbildungen dieses
Aufsatzes sind entnommen dem 1930 im Verlag Dr. H. Girs-
berger & Co., Zürich, erschienenen Buch „Le Corbusier und
Pierre Jeannert", ihr gesamtes Werk von 1910—1929, her-
ausgegeben und übersetzt von 0. Stonorov und W. Boesiger,
Einleitung und erläuternde Texte von Le Corbusier im Zu-
sammenhang mit den Herausgebern. Das ausgezeichnete Buch
mit seinen 600 Abbildungen fertiger Bauten, Grundrisse,
Skizzen und Konstruktiondetails, die begleitet werden von
einem sehr lebendigen Text, gibt eine vorzügliche Anschau-
ung von Le Corbusier und von seiner modernen Gedanken-
welt. Es ist ein programmatisches Buch; aber das eben er-
weist seine Berechtigung. Jeder Leser mag selbst sehen, wie
weit er sich überzeugen lassen mag. Zuerst muß er das hier
klug ausgebreitete Material aber einmal kennen.
ihrem bildenden Prinzip, sondern der ästhetischen
Werbekraft und den artistischen Reizen der von
ihr geschaffenen neuen Formenwelt. Corbusier ist
Künstler, und als solcher war er für den sinnlichen
Eindruck ihres schöpferischen Wirkens besonders
empfänglich. Aber Corbusier ist auch ein logischer
Kopf, ein rationaler Denker und überdies ein aus-
gezeichneter und geistreicher Schriftsteller, der vor-
züglich zu formulieren versteht. Auch darin er-
weist er sich durchaus als Franzose, daß er alles
auf die schärfsten Folgerungen zu bringen sucht.
„Dank der Maschine", sagt er, „hat sich unsere
Umwelt ungeheuer verändert in ihrem Aussehen
wie in ihrer Nutzbarmachung. Wir haben eine
neue Optik und ein neues soziales Leben — aber
unser Haus haben wir diesem Wandel noch nicht
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