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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 9
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Fried, K.: Edwin Scharffs Krieger-Ehrenmal für Neu-Ulm
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Göpel, Erhard: Zweiggalerien, nicht Monstermuseen! Manchester als Beispiel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0359
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Edwin Scharffs Krieger-Ehrenmal für Neu-Ulm

Auf der Ostseite der Donauinsel zwischen Ulm und Neu-Ulm, an der bis zur Jahrhundert-
wende die Ordinarischiffe nach Wien anlegten, erhebt sich das Krieger-Ehrenmal, das
Edwin Schärft" für seine Heimatstadt Neu-Ulm geschaffen hat. Vier ganz flache Reliefs,
ungemein zart konstruierte Figuren (Trauernde, Greis, Mutter mit Kind, Vater und Sohn)
ergänzen lyrisch die gedrängte, harmonisch ausgewogene Kraft des Blocks. Begünstigt
durch eine leichte Wendung der Donau, über deren Wasserspiegel das elf Meter hohe
Monument um vier Meter liegt, wirkt es für beide Uferseiten unbedingt beherrschend.
Edwin Scharff hatte den Mut, entgegen den Wünschen der Kriegervereine, sein Werk
zu einem steinernen Symbol des Goetheschen „Stirb und Werde" zu gestalten. Volks-
tümlich wird sein „Steinblock" im Lande des Barock kaum werden, dazu ist er zu nord-
deutsch und zu klassizistisch. Bemerkenswert erscheint das Bestreben, das Denkmal
nicht als Architektur zu behandeln, sondern es als plastischen Körper zu geben, es zu
modellieren. Für die Stadt Neu-Ulm bedeutet das Monument, dessen Platz an der Donau
nicht schöner gefunden werden konnte, einen bedeutenden Beitrag zur Kunst der Gegen-
wart. K. Fried

Zweiggalerien, nicht Monstermuseen! Manchester als Beispiel

von ERHARD GÖPEL

Kommt man von Südosten nach Manchester, so begleiten dichte Häusergruppen die
trostlose Straße zehn Kilometer lang bis zum Innern der Stadt. Häuser, die zu bewohnen
wenig verlockt. Einstöckig, mit kleinen Fenstern, die Front grau, die Ziegel der Dächer
verschmutzt rot.

In einer dieser Straßen liegt das Museum der Stadt Manchester. Als einzige Auszeich-
nung vor den anderen Steinbauten der Straße etwas zurückgeschoben. Breit, dunkel in
den schweren Formen antiker Architektur, ohne die ein öffentliches Gebäude in England
nicht repräsentabel scheint. Im Erdgeschoß ist eine kunstgewerbliche Sammlung aufge-
stellt. Im Treppenhaus hängen Bildnisse von Förderern des Museums und anderer für
die Stadt bedeutsamer Männer.

Um das Treppenhaus legen sich im Halbkreis fünf Oberlichträume. Man orientiert sich
rasch — der Vorteil aller kleineren Sammlungen —, und geht dann ruhig und vergleichend
von Bild zu Bild. Der englische Ruhm der Sammlung ist in einigen Hauptwerken der
präraffaelitischen Schule begründet.

Bezeichnend ist es, daß kein einziges deutsches Bild in dieser Sammlung von Werken
des neunzehnten Jahrhunderts hängt. Die Auswahl der französischen Bilder zeigt einen
ähnlichen Geschmack, wie ihn die konservativen Holländer in ihren Sammlungen geübt
haben: ausgehend von der Barbizonschule, von Troyon, von Harpignies, dazu einen
Blumenstrauß von Fantin-Latour, von Monticelli ein Bild, eine silbrige späte Landschaft
von Corot und nur ein neueres impressionistisches Bild, einen Sisley (Weiden, 1876).
Die jüngeren englischen Impressionisten hinterlassen keinen tieferen Eindruck, eine
eigene Note hat Cameron in seinen fast monochromen Bildern, doch drückt er die
gleiche düstere Stimmung in seinen Radierungen noch stärker aus. Ein großes Kriegs-
bild gibt die Remarquestimmung sehr deutlich: gähnende, schlafende, hingegeben trinkende
und essende Soldaten vor einem Vordergrund von Toten und Verwundeten.
Im gleichen Saal stehen einige Köpfe des Plastikers Epstein.

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