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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 10
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Posse, Hans: Die neue Galerie des neunzehnten Jahrhunderts in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0369

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Die neue Galerie des neunzehnten Jahrhunderts
in Dresden

von HANS POSSE

Vor einem Jahr wurde die Sammlung der Gemälde des neunzehnten Jahr-
hunderts auf der Brühischen Terrasse der Öffentlichkeit übergeben. Damit
ist ein neuer Weg zur Lösung der seit mehr als zwei Jahrzehnten schwe-
benden Dresdner Galeriefrage beschritten worden. Die schon vor dem
Kriege begonnene Neuordnung der Gemäldegalerie ging von Anfang an
auf eine räumliche Trennung der großen und berühmten Sammlung der
alten Meister und ihres stetig wachsenden Anhanges der modernen Ab-
teilung aus. Die „Moderne" seit etwa 1800, die sich in den letzten zwanzig
Jahren in ihrem Bestand fast verdoppelt hat, sollte der älteren Kunst Platz
machen und in dem 1914 begonnenen Neubau am Zwingerteich ihre Unter-
kunft finden. In Erwartung der Durchführung dieses Planes hat man schon
damals alle Vorarbeiten in Angriff genommen. Die Neuordnung und der
Zusammenschluß der Galerie der alten Meister im Semperschen Bau am
Zwinger ist im Laufe der Jahre zum Abschluß gebracht worden. Die
neuere Abteilung kam vorläufig in die Erdgeschoßräume des Zwingerge-
bäudes, zur Hälfte in ein für Galeriezwecke wenig geeignetes, abgelegenes
Privatpalais. Diese Lösung war selbstverständlich nur als Provisorium ge-
dacht. Doch drohte sie zur Dauerlösung zu werden, als unter den stetig
sich verschlechternden finanziellen Verhältnissen der Plan einer Wieder-
aufnahme des Neubaues schließlich aufgegeben werden mußte. In dieser
Notlage hat die Freigabe des Sekundogeniturgebäudes auf der Brühischen
Terrasse die Möglichkeit zu einer Lösung der Raumfrage auf längere
Sicht geboten.

Das ehemalige königliche Sekundogeniturgebäude, zwischen dem Wallot-
schen Ständehaus und der Kunstakademie gelegen, ist heute das einzige
noch erhaltene Bauwerk der Terrasse aus ihrer Glanzzeit, das nicht der
bedenkenlosen Zerstörungssucht um die Jahrhundertwende zum Opfer ge-
fallen ist. Um 1750 vom Premierminister König Augusts III., dem Reichs-
grafen von Brühl, zwischen seinem Palais an der Augustusstraße und seiner
Bildergalerie im Garten auf dem Wall als Bibliothek erbaut, hat es während
des neunzehnten Jahrhunderts als Kunstakademie gedient. Ludwig Richter,
Schnorr von Carolsfeld, Rietschel u. a. haben dort gelehrt. Seit der Über-
siedlung der Akademie in das jetzige Gebäude waren dann Bibliothek und
graphische Sammlung der königlichen Sekundogenitur darin untergebracht.
Damals erhielt die ursprünglich schmucklose Front bei einem Umbau des
Gebäudes durch den Hofarchitekten Fröhlich ihre jetzige Fassade im Stil

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