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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 10
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Scheffler, Karl: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0402

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genannt — ein Vorwand, um auch gedeckten Tisch und verschiedenes Kleingerät mit
auszustellen. Bei den Deutschen Werkstätten sah man gute Ensembles von Bertsch,
Bruno Paul, Schreck, Hillebrand und Rachlis, während das Einzelne hier und da noch
zu kunstgewerblich, zu sehr im Sinne eines schon etwas altmodisch wirkenden „Werk-
bundstils" erscheint. Beide Ausstellungen waren unmittelbar anregend in der Zeit des
Umzuges, wo so viele die Einzelfragen des Wohnens durchdenken müssen.

*

Einen größeren Rechenschaftsbericht — nach einer spanischen Reise — gab Wilhelm
Kohlhoff in der Galerie Fritz Gurlitt. Kohlhoff ist ein sehr geschickter Maler. Mehr
noch: er ist des Geistreichen fähig. Ja, er zeigt sich dem genau Hinsehenden als ein
Talent. Mehr Talent braucht ein Maler, der seiner Zeit dienen will, garnicht zu haben.
Und doch nicht ein einziges wahrhaft gutes Bild. Ansätze, gute Stellen, hübsche malerische
Einfälle überall; fehlt leider die Zucht, die alles zusammenbringt, die Kräfte verdoppelt
und richtig einordnet. Ein paar Aquarelle versprechen nicht wenig, die drei spanischen
Mädchen sind ein guter Wurf; aber am Ende ist das meiste dann verpatzt. Es ist als ob
diese ganze Generation nicht arbeiten gelernt hat.

Solche Gedanken kehren dann überall in verschiedenen Variationen wieder: vor Maxim
Kopfs, des Pragers, Bildern aus Böhmen und aus der Südsee, die die Kunsthandlung
Victor Hartberg zeigte, vor Hans Jürgen Kallmanns nur äußerlich großen Aquarellen im
Künstlerinnenhaus, vor Martel Schwichtenbergs geschickt konfektionierter Malerei bei
Alfred Flechtheim und vor dem, was Fritz Gurlitts Galerie außer Kohlhoff noch an Öl-
bildern und Aquarellen, an Naturmalereien und mystagogischen Improvisationen zeigte:
die Künstler haben es nicht leicht in der Zeit, aber sie machen es sich in ihrer Ver-
zweiflung leicht mit sich selbst; und die Kunsthändler, die gern wesentliches zeigen
möchten, haben es nicht leicht mit den Künstlern.

Ganz beruhigend wirkten daneben eine anspruchslose Privatsammlung alt-berliner Bilder
Hosemanns und eine Kollektion von Zeichnungen M. Frischmanns bei Hugo Helbing.
Das kleine Genre Hosemanns ist wenigstens bis zum letzten gekonnt; und der Simpli-
cissimus- Zeichner Frischmann bleibt unverbrüchlich in den Grenzen seiner zwar ab-
hängigen aber von Grund auf soliden und dabei geschmeidigen Zeichenkunst.

Die Islamische Kunstabteilung der Museen zeigte viele photographische Aufnahmen Per-
sischer Baukunst von dem Amerikaner Arthur Upham Pope. Die großen Photographien
sind vorzüglich; sie gaben in ihrer Gesamtheit einen sehr lehrreichen und genußvollen
Überblick. Eine Welt tut sich überraschend dem Auge auf; fremdartig und zugleich in
vielem seltsam vertraut.

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