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Kladderadatsch: Organ für und von Bummler — 1.1848

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Hefte 1-4, Mai 1848
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https://doi.org/10.11588/diglit.2228#0002
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bereinigtes

St. Petersburg, vom 24. März (Tclcgr. Tcp.)
Nicolas, vLarruski, betreffitch Nachritscbko Bcrlinovu
Barrikadowsky tumultu, ordonnanzitsch sofortatsch knuti
juchtanofi pur Pruski Bukkel-lowina.

Potsdam, vom 24. März. Ihre Hoheit die Prinzessin
Claudine, Aurelie, Camarilla feierten gestern ihr erstes Ge-
burtSfest. Trotz des anhaltenden Rcgeuö, war dock unsere
Einwohnerschaft sofort aus den Beinen, alS sich daS Gerücht
verbreitete Ihre Hoheit dürften sich auf dem Balkon durch
ihre durchlauchtige Kammerfrau zu zeigen geneigt finden.
Ein Gefühl belebte die Brust jedes Preuße», als Ihre Hoheit
nun wirklich erschienen. Selbst der Himmel erheiterte sich
und die Sonne brach durch die Wolke». Leider gestattete
eine plötzlich cingetreteue durchlauchtige Verunreinigung Ihre
Hoheit nur kurze Zeit dieses erhabene Volksfest durch ihre
Gegenwart zu verherrlichen. Noch lauge wird dieser Tag
daö Herz jedes braven Potsdamer mit Freude erfüllen. B.

Frankfurt a. M., den 25. April. (Privatmittheilung.)
Sitzung der deutschen Bundesversammlung vom
22. April 1848. Auf eine Mittheiluug dcö Fünfziger Auö- ,
schusseö ist der Abgeordnete Math« nach Berlin mit der
Weisung zu senden: Die ewige Lampe hat sofort mit
Erscheinen auszuhören; andernfalls im Interesse der Ruhe
und Ordnung TeutschlandS, die Bundesversammlung sich
genölhigt sieht, den in Berlin ansässigen Herrn G. S. Licdkc,
Buchhalter bei der General-StaatSkassc, Vorsteher der 35. Ar-
me» -Comnüss., Vorsteher der 27. Abtheil, dcö Vereins zur
Beaufsichtigung der Haltekindcr und vorst. Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Schulbesuchs armer Kinder, Linienstr. 70.
Morg. 7—8 u. Sonntag Vorm. 10—12 durch Einsendung von
Thaler „Ein" preuß. Cour, zur Anwerbung von drei Patrioten
ä 10 Sgr. zu gewinnen, um den Redakteur und die Mitarbeiter
der „ewigen Lampe", die übrigens stark der Verbindung mit
„Juden, Polen und Franzosen", so wie einer Rotte von

Deutschland.

Bösewichtern, meist uns Fremden bestehend, die obgleich auf-
gesucht, sich doch biö jetzt zu verbergen gewußt haben, — in
Lerdacht stehen — aufzuheben, und durch siegreiches Vordrin-
gen in die, Gottlob! noch uns gehörende Neumannsgasse
im Schritt und mit ein gesteckter Waffe von frechen
und unehrerbietigen Forderungen zu säubern. Gleichzeitig ist
das Haus Rothschild, ebenfalls stark im Verdacht jüdische
Elemente zu bergen, sofort zur Anleihe oben ausgesprochener
Summe zu veranlassen. gez. Soiron.

gegengez. Veuedey.

Für Schule, Kirche und HauS.

ES kommt jetzt Alles darauf an, schon die zartere Jugend
auf die Verführer deS Volkes aufmerksam zu machen. Wir schla-
gen daher den betreffenden Herren Vorständen vor, in den Elemen-
tar- und Bürgerschulen der Hauptstadt, die zum Dcklamiren be-
stimmten Dichtungen von den Lehrern mit zeitgemäßen Aenderun-
gen versehen zu lassen, und wild nachstehendes Beispiel unsere
Absicht näher erläutern.

Das Gedicht: „Hellmuth", Anthologie von Oelsner S. 124
ist folgendermaßen zu ändern:

Schlöffet war ein Friedensstörer,

Und th.tt selten seine Pflicht,

Machte seinem braven Lehrer
Viel Verdruß, und folgte nicht; —

Aus der Straße, in der Stube: —

Schlöffet war ein böser Bube, u. s. w.

Beim Wablacte im Dorolheenstädtischen Bezirk ist in der
Neustädt'schen Kirche geraucht worden. Der WahlcommissariuS
machte auf daö Unangemessene dieser Handlung aufmerksam. Ein
Urwähler aber meinte: „ach wat 1807 war hier Kavallerie,
— da hal'ö von de Pferde gerecht, — nu werden doch
1848 hier die Menschen rochen können."

Ein Wahlcaudivat »md nebenbei Banquier leistete folgendes
Glaubensbekenntniß: Meine Herren! — Meine Devise für Berlin
ist: Mit Gorr, für König und Vaterland. Für Frankfurt
Thue Recht und scheue Niemand —

euilleton.

Elvi ne.

>.

Elvi ne ist Künstlerin, — jung, schön, reich. Sie wohnt FricdrichS-
straße. —

Machowsky, Pole, Student, nicht Graf, sehr viel Schulden, liebte
Elvinc hestig. Seit Januar gab er sich alle mögliche Mühe, Elvinen'S
Gunst zu erreichen.

Vergebens!

Prinzen, BanquierS, GesandtschaftSatlachüS, Theaterintendanten bela-
gerten ihr Antichambre.

Machowolv verzweifelte.

2.

Der achtzehnte März war gekommen. Mit ihm eine furchtbare
Barrikade vor ElvincnS Hause.

Prinzen, BanquierS, GesandtschaftSattachöS und Theaterintendanten
waren heut nicht zum Thec gekommen.

Elvine saß allein in dem hintersten Hinterzimmer ihre» Etage.

Da stellte es heftig.

Elvine ist ein kühnes, großes, herrliches Weib:
m Sie öffnete.

Es ist Stanislaus MachowSky.

Sein Antlitz ist von Pulver geschwärzt und sein linker Arm scheint
zu bluten.
 
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