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Kladderadatsch: Organ für und von Bummler — 1.1848

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Hefte 18-21, September 1848
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https://doi.org/10.11588/diglit.2228#0073
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Sonntag, den 3. September.


Wockenknlender.

Montag den 4. September.
HauSsuckung beim fliegenden EorpS der
Kaufmannschaft. 25Zündh.,3 Putzlappen
u. 7 Sä'wanzfcl'rauben consisscirt.

Dienilag den 5. September.
Haussuchung bei dem Studenten-CorpS:
I rothes Schnupftuch, 10 rothe Mützen,
3 P. Sporen. 10 Patrcntaschen, 40 zerbr.
Rapiere, 3 Pfb. schon einmal gebrauchtes
Pulver entdeckt und consiScirt.

Mittwoch den 0. September.
Haussuchung bei den Borsigschcn Maschi-
ncnarbcitcrn. Die (Konstabler finden u.
bekommen nichts als gehörige Prügel.
Diese werden confiScirt. Das Arbeiter-
Bataillon, die Studenten u. Kaufleutt
sollen die Waffen niederlegen.

Woclienkalender.

ÖS?



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-



/

Donnerstag den 7. September.

Die Entwaffnung rer Bürgerwehr wird
von der Kammer genehmigt.

Freitag den 8. September.

Die Entwaffnung geschieht durch das Mi-
litair, welches plötzlich gesund geworden u.
aus den Lazarelhen entlaffen ist. Krawall.

Sonnabend den 9. Scpkcmbcr.

'S ist wieder Sonnabend. «5 geht wieder
los. Die Bürger n. sogar das Steinpflaster
erheben sich. Es gebt sehr los. Während
des Schießens lernt Prcd. Syddo zwei
Leichen-Predlgten: die eine für den <\al(,
daß die Demokraten siegen, die andere
für den Sieg der Reaktion. Um 7 Uhr
Abends steht an seiner Barrikade in der
Friedrich-Straße Kladderadats ä'.

Organ für und von Bummler.

Dieses Blau erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage für den Preis von 1t Sgr. ES kann jeden Sonnabend von fünf Uhr
ab aus fämmtlichen Buchhandlungen abgeholt werden. Abonnements für 13 Nummern vierteljährlich werden mit I7t Sgr. in
allen Buchhandlungen und bei den König!. Postämtern angenommen, (Jür die Monate Mai, Juni wird das Blatt mit
irrt Sgr. für rr Nummern von den König!. Postämtern geliefert.) — Beiträge erbittet unter Adresse der Verlagshandlung.
Unter Verantwortlichkeit der Vertagsbandluny: A. Holmann & Comp, in Berlin, Sr. Friedrichsstrafl.- 172. — Druck non 3 Draeger.

Wollt Ihr, daß endlich Ruhe sei —

Sperrt ganz Berlin in die Stadtvoigtei. —

Stadtvoigtei, am 1. September

Wir armen politischen Arrestanten, wir Opfer der Vigilanten und Denunzianten, wir. die durch verrottete und verspottete, die
Neuzeit habende. nicht mehr passende Folianten. Verbannten, wir. denen der Freiheit Licht geraubt ist und denen zu handeln nickt er-
laubt ist. wir erheben mit verhaltnem Grimme unsre flebende Stimme. Sie dringe zu Dir auS unserm Kerker, Du Mann des RechtS,
Minister Märker! sie rute — wozu erst das Namenregister? — Euch wach einmal, Ihr Herrn Minister, und sende unS endlich einen
Erretter durch Dich, (Konstabler-ZeuS Kühllvetter!

Wir sitzen, der kommenden Zcu Vertreter, auf der Festung hier wie Uebeltbäter; zu LeibeS'nahrung und LeibeSnötben giebtS
nur fünf Groschen als Diäten, inbeß die Vertreter zu Berlin drei Tbaler für ibr Sitzfleifcl, ziehn. „Wird erst die Ver-
fassung fertig fein, dann könnt ihr der Freibeit gewärtig fein!" so will man unS trösten — Du lieber Gott! — das ist mehr als
Spott: denn säßen bis dahin wir gefänglich — eS wäre schlimmer alö lebenslänglich und die Amnestie, die jetzt vorgeschlagen, wird
man bis zum jüngsten Tage vertagen. Denn die Anträge, die man nennt wichtig, sind meist kurzsichtig, weitschichlig, unrichtig und
nichtig und die Dringlichkeit (&\ircr Propositionen ist nichts als Zudringlichkeit Eurer Personen.

Well zwei Rampen sind eingeriffen und zwanzig Lampen eingeschmiffen und well man der guten Sine zum Hobu. statt einer
Lescheidenen Interpellation.mil einem kühngegriffncn Stcinwurf gemacht einen ungeschliffnen Einwurs und weil, was man schmcrzlichst
empfindet, ein Minister auf ein Hühnerauge erblindet, wird ein großes Kammer- und Janlinergeschrei erhoben unaufhaltsam,
und unsre Sache verschoben gewaltsam.

Ww Halten s für Selbstentweihung, durch Verzeihung und Gnadcnverleihung. zu erhallen unsre Befreiung und es hat mit
dieieö Briefs Entsenden, meine Herrn, ein ganz andres Bewenden:

Es kommen nämlich aus unsre Veste tagtäglich neue, liebe Gäste und wir bitten deßhalb, in Eurem Gcbahren
ganz wie bishero fortzufahren: zu walten und zu strafen nach den alten Paragraphen und zu erhalten das alte Landrccht, (das dick-
sclliger ist als der Stter von Ury) zum Trotz der jetzt verlangten Jury; damit es werde ein wahres Standrechl und absolutes Straud-
und Sck and recht, damit sich endlich Eure Feinde, bier sammeln bei nnS zu einer Gemeinde, banltr ihr bald geschlossen schafft
uns unsre ganze Gen offen schafft. Drum rubr nicht eher mit Denunziren. biö sich alle Demokraten hier einquartieren, bis alle gescheute
und ehrlichen Leute, bis die äußerste Linke vollständigst hier eingespunnl sei inwendigst. Solches bitten wir inständigst und un-
bändigst, jetzt in drei Teufels-Namen. Amen!

Kladderadatsch.
 
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