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Kladderadatsch: Organ für und von Bummler — 1.1848

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Hefte 27-30, November 1848
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https://doi.org/10.11588/diglit.2228#0124
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Unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: <£r. (Uil L Lomp. in Leipzig. — Druck von Aleranver Wiede in Leipzig

Theodor Br

Schreiben -es Baron von Prudelwitz an Sen Baron von Strudelwitz.

Potsdam den 13. November.

Soyez-vcnu ä Berlin, mon eher Baron I
Ich war eben bei Manteuffels, als ich Ihren Brief be-
kam — mich sehr gefreut — auf Ehre! mich sehr gefreut. -
Wünschte immer, dieses Massakre ging bald loS. — Gestern
kam hier die Nachricht von dem Tode des wie heißt er doch —
Robert Blum — gleich große Mittagstafel, auf Ehre! Winvisch-
gratz ein Genie! auf Ehre! Aber erschossen! viel zu viel Ehre!
an den Beinen aufgehangen, oder Blei in den Mund gegossen!
oder eine lebendige Ratte in den Leib gejagt und solchem Bür-
gerhunde die Eingeweide ausfressen lassen, — das lieber Ba-
ron! auf Ehre und Seeligkeit! das machen wir mit diesen
Berliner Bourgeois! das Volk muß endlich Respekt kriegen!
Diese Lumpen „Unruh und Bornemann^ müssen lebendig verbrannt
werden! Auf Seeligkeit! Was macht Julchen! Sie soll voller
geworden sein! War schon Pauline bei Ihnen? Sie wissen

schon, — die Schwarze auS dem.Jottvolles Mächen!

Hat während der sechs Monate, wo wir fort waren, die Ber-

liner Bürgercanaille zum Narren gemacht! Keinen ankommen
lassen. Reizende Taille auf Ehre! Küssen Sie sie von mir!
Der Jude, der Jakoby muß gliedweise zerschnitten werden!
Was kosten die Austern in Berlin! Hier in Potsdam find sie
noch theuer! Schicken Sie mir 800 St., mon eher Baron! der
Meier — der Jude, der sich immer eine Ehre draus machte,
unS zu fetiren, wird Ihnen für mich 10 Lsdr. geben! Die Ju-
den sind die einzigen, die noch Geld haben, die Kerle müssen
alle todt gemacht werden! Uebrigens reacrionäres Volk! auf
Ehre! passen Sie auf! Wenn Berlin in Belagerungszustand er-
klärt wird, steigen die Staatsschuldscheine! Hundegeflnnung bei
diesemBürgerpack! Wenn ich Wrangel wäre, tch ließe das ganze Nest
das Berlin wie Winvischgrätz vlündern! Donnerwetter! Baron!
Wenn Sie bei S'S gewaltsam eindrängen! und die reizende
17jährige Henriette sich auf Gnade und Ungenade ergeben müßte!
Tolle Lust, auf Ehre und Seeligkeit! welche Seeligkeit! auf

Ehre!

Ihr

Prudelwitz'

Lustige

Geschichte

einem Schneider

von

einem Rock.

Der Schneider hatt' ein großes Maul,
Doch bei der Arbeit war er faul!

Er nähte drei und dreißig Jahr,

Eh' noch das Röcklein fertig war.

Er schnitt vlel Ltücke Tuch entzwei;
Das gab der Lappen vielerlei,

Die wurden alle zugericht,

Doch leider passen wollt' e6 nicht.

Und die das Röcklem ya'n bestellt,

Die glaubten schier, sie sei'n geprellt;
Unv weinten bitterlich und schwer:

„O Gott, wie wird das Herr so schwer!"

Da kam der Monat März heran;

Seht, wie der Schneider nähen kann!
Bis daß die Sonne neu erwacht.

Hat er genäht die ganze Nacht.

Doch ach! das Röcklein paßte nicht.

Der Schneider macht ein dumm Gesicht.
„£ lieber Schneider, nimm es bin.

„Und änd're es nach unsrem Sinn!"

Der Schneider bar sich dran gemacht.
Und hat sich in die Faust gelacht:

„Da and'r ich noch viel Jahre dran,
Daß nie das Röcklein paffen kann!"

Ein Schneiderlein, ein keckes Blut,
Der rief einmal voll Uebermuth:

„Ich mach' ein Röcklein groß und weit
Für unsre Deutsche Einigkeit!"
 
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