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Rr. S«.



Berlin, den 4. November 1855.

8. Jahrgang.

Donna Clara
(frei nach H. Heine.)
In dem abendlichen Ga-.ien Wanten de« Herrn
Geasen lochler ; Pauken, und Tromvei-njnbel kiin,,i
berunler von dem Schlöffe.
.Ach, was sind die andern Ritter gegen ihn,
den Sürst der Surften, dessen Augen Heller blitzen
al« der Stern auf seiner Brust!"
Als- dachte Donna Clara, und sie schaut« auf
den Boden; wie sic ausblickt, steht der schone,
schlanke Fürst Armenien« vor ibr.
..Bist du mir auch treu, Geliebte s Oder hat
mit l!lebe«n,r-n dich umstrickt der reiche Ritter,
der von allcrukustem Adel wird gerübmt im ganzen
Lande
.Glaubt da« nicht! Von solchen Juden laj'
ich nimmer mich umgarnen; denn sie haben krumme
Nasen, woll'ge« Haar und krumme Beine.
Und ich Haffe dies, Juden, diese trocknen


Mapebäcker, diese eklen Börsenjobber«. Golb-
üouron«- und Beuielschnoder!
Haff- sie — bi« aus den Rabbi, der den Tal-
muo abgeschworcn und jetzt schwört auf unsre
Rechte; doch auch er riecht kabbalistisch."
.„Laß die Juden! — spricht der Stiller-Komm
binab ,um «artenqrunde, wo ln süßen Liebeiküffen
un« da« Dunkel beimlich ladet.""
Und sie gehen binab zur Laube. Heißer Odem,
beiße Kusse! Lächelnd lauschl Im leichten Laube
Amor nur dem treuen Märchen
„Horch! Da r»s> «»mich, Geliebter! Doch
bevor wir scheiden, sollst du mir von deinen hohen
Ahne» ein Paar Wort« noch erjädlen! "
Und der Ritter spricht: .„Geliebte! Meine Ahnen
hießen L-vi au« dem Stamme der Leviten, und Ich
selbst bei der Beschneidung ward benamset —
Cassel Le»i. Un« ich babe drum in Leo con-
verliet mich, holte Donna! Alle« weiß, du je,,.
Geliebte!" — Svrach'«, und schlug sich in die
Büsche. — , ^
Kl«ddrr«datsch.

Humoristisch - salyrischetz Mochmlilofl.

Diese« Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 2t Sgr. vierteljährlich für II Nummern bei allen Buchhandlungen,
sowie bei den Postanftalten de« In- und Auslande«. Jede einzelne Nummer kostet t ^ Sgr, Die R edactton.

o^Abcnbltche Belustigungen in einem Lustschloß.^^
Personen: Er, Sie, Einer, Eine, noch Einer, noch Eine, ein Anderer, eine An d crc u. s. w.

I
(Er, Sie u. s. w. sitzen an einem Spieltische, in dessen Mitte eine
große Lampe.)
Sie. Aber lieber Louis, die Karten sind ja genug gemischt —so
gib doch!
Er. Liebe« Jennpchen, das verstehst du nicht! Man muß die Karten
so lange mischen, bis Niemand errathen kann, wie sie fallen müssen.
Sie. Du hast den Buben noch nicht weggesteckl!
Er. Richtig! — Jetzt »ttentio», meine Damen und Herren! Wenn
die Karten auSgetheilt sind,läßt man den Nachbar zur Rechten ziehen —
Einer. Verzeihung! ich halte den Nachbar zur Rechten für so wichtig,
daß ich ihn unter keinen Umständen würde ziehen lassen.
Er. Sehr witzig, aber mißverstanden! Er soll ja gerade dadurch, daß
er seine Karte erhält, engagirt, in unser Spiel verwickelt, wo-
möglich der vupe werden und als schwarzer Peter, wie man es nennt,
sitzen bleiben.
Eine. Ach so ! — Also könnte ich par exemple die vupe werden,
wenn ich-
Er. Reizende Nachbarin, seien Sie unbesorgt — wir dürfen uns
gegenseitig nicht sitzen lassen! — Lassen Sic mich nur beimlich in Ihre
Karten blicken!-So! — Sie haben da zwei Könige — wcrsen Sie
sie sortl
Eine. Schade! der Eine sieht au« wie ein Vetter von mir in Neapel,
und der Andere wie mein Vetter in Athen!
Er. Thut Nichts! Kort damit!
Sie. Lieber Freund, nicht mogeln! Nur keine Unehelichkeit! Wir sind hier
nicht in Rußland.
Er. Gut bemerkt! — (zur Nachbarin) Sie haben ja schon wieder
einen-
Eine, (heimlich) Sieht aus ganz wie mein Letter in Kopenhagen —
Können Sie mir nicht den vierten dazu besorgen?
Er. Noch nicht möglich! Weiß der Geier, wo der Schwede bleibt!
Sie. Ich bin fertig! — Wie weit sind Sie denn, mein Herr
von Holter?

Einer. Ich besinne mich eben, was ich behalten oder fortwerfen, ob
ich aus die Drei spcculiren, oder mich mit Coeur-Dame verhalten, oder aus
die Acht warten soll.
Er. Hüten Sie sich vor der Acht! Schn Sie lieber mit den
Dreien auSzukommen.
Einer. I küß die Hand für gütige Belehrung!
Sie. Jetzt aber sind Alle fertig bis auf dich und deine Nachbarin!
Er. Wollen doch sehen, wer den Buben bekommt! —
Sie. Aber, liebster Freund, was für anstößige Reden!
Eine. Ich mag keinen Buben mehr haben!
Alle. Victoria! Victoria! Sie sind angeführt!
Eine, (ioelelum! Ich bin wirklich der schwarze Peter!
Er. Gratulire ergebenst zum Schnurrbart!
II
(Im Billard-Zimmer.)
Personen: Er, Sie und ein Marqucur.
Eie. Ist doch eine reizende Bewegung, diese« Spiel! — Man kann
sich dabei so nett unterhalten! Du bist daran dich auSzusetzcn!
Er. Leider! Ich wäre gern draufgcgangen, aber-
Sie. Da« kannst du ja vielleicht »och später! — Was gibt'S denn
heut Neue« in der Politik? (Sie versucht einen Ball zu machen.)
Marqueur (zählt): ?c>int!
Er. Nicht«, mein Kind! Der Oestcrrcichischc Gesandte soll auss Neue
sich mehr nach Westen zu neigcn versuchen wollen — ich will doch sehen, ob
ich den da in die Ecke bringen kann! — Dieser Oestcrrcichcr ist ein —
(stößt,
Marqueur. Ein Fuchs! Den Blauen und Caroline gemacht ohne
zu caramboliren, zählt öieuk!
Sie. Du hast wirklich viel Glück! Ist denn der Türke — (sie stoßt)
Marqueur. Gemacht! Huntre!
Sie. — noch nicht zusrieden, da sich jetzt sogar Spanien (stößt)
Marqueur. Verlausen!
Sie. — angeschlosscn hat ? — ES ist abscheulich, sich so zu verlausen!
 
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