200
c^r Die ZZertmer NmMusstestunq von 1858. ,^>
Die Kunstthätigkeit hat zwei Gebiete: daS der guten Bilder und das der bösen.
Gute Bilder sind solche die unS belehren, bessern, veredeln, erheben, anrezen, stimmen, aus Gedanken bringen, unser Behagen vergrößern und den
Wohlstand vermehren — den de» Maler« nicht ausgeschlossen. Zu ihnen gehören:
Geflügel, Rindvieh, Blumenkohl, Vierländerinnen, Frauen aus Capri, Mittagsruhe, Kinderspiel im Atelier, Scene im Park, Abend
in der Campagne, Mädchen inS Wasser gehend, Schweine nach dem Leben, die Jungfrau in der Schweiz, Knaben mit Assen und ander,
Sonnenaufgänge.
Böse Bilder dagegen sind solche, deren Anblick un« verstimmt und ängstigt, al«:
AussteigendcS Gewitter, plündernde Kosaken, Brandstifter, ConsessionSwechscl, Fieberkranke, geistlicher Zuspruch, Tempel, Geldverlegenheit
Räuberherberge, lauernder Kater, sterbender Bräutigam, Versuchung de« heiligen Antonius, die verlorene Pcrrüke und andere Mondschein-!
landschaften.
Von diesem Gesichtspunkt auS werden wir uriheilen:
1-159. Valentin Ruths. Römische Campagne. Morgendämmerung.
Nr. 712 und 995.
"kW
M
Die glücklich erfolgte Ankunft von zwei muntern Knaben beehren sich
ergebenst anzuzcigcn
Berlin und Düsseldorf, 712. 995. Gustav Richter.
Marie Wiegmann.
3489. Vas erste Hühnerauge.
Wenn auch nicht jeder Erste (sc. eines Monat«), so hat doch alles
Erste seinen eigenen Reiz, und immer wieder sehen wir begabte Künstler
Stoffe wählen, wie: »Der erste Schnee," »Der erste Schulgang,"
.DaS erste Lächeln," „Der crsteZahn," .Da« erste Veilchen,"
.Da« erste Höschen", u.s.w. Unser Maler wählte jedoch ein Motiv, das, so
viel un« bekannt, ncch nie behandelt wurde, wenn nichtviellcichtvon Marianne
Glimmert. DaS junge Mädchen, im Vordergrund deS Bilde«, hat gestern
einen Ball besucht, viel getanzt, und empfindet heut Morgen plötzlich
einen leisen Druck aus der kleinen Zehe de« rechten VorderfuheS. Sie
ruft die Familie; Vater, Mutter und Geschwister eilen herbei, und man ent-
deckt nach freudiger Spannung — daS erste Hühnerauge. DaS Bildchen
ist klar und verständlich eomponirt, und der seelcnvolle Blick, mit dein da«
Hühnerauge die Umstehenden betrachtet, erweckt unsere ganze Thcilnahmc.
157. Slumrulesr für das Fest von Gruzano.
Ein vortreffliches Bildchen — bis auf die Bezeichnung im Katalog.
.Die unvorsichtigen Acltern," oder .Rosen auf den Weg gestreut
und deS Hrmds vergessen" wäre vielleicht bester gewesen.
298. Minna Sundlach: Lin üorb mit ülumen.
Wie sein, wie discret gedacht und empfunden! Die Künstlerin gab un«
einen Korb, aber — Mil Blumen. Leider können wir daS nicht von allen
Damen sagen, denen wir aus unserem dornenvollen Künstlerpfade begegnet.
(Staffage: abziehende Lanzknechte.)
276. Her Hirtenknabe Mir pcnclli, nachmaliger Papst Sirius V.
Wir wissen nicht, welcher Schule dieser Künstler angehört, nur von sei-
nem Knaben Felix wissen wir, daß er keine genossen. Er hütete in seiner
Jugend die Schweine und verstand cS, sich durch fortgesetzte Kränklichkeit znm
Hirten der Christenheit emxorzuschwingen. Noch sehen wir in ihm nichts vom
heiligen Vater. ES ist auch in dem Alter von 12 Jahren, in welchem ihn
der Künstler ausgcfaßt, ncch nicht zu verlangen, obgleich sich SirtuS bekannt-
lich stet« für älter auSzab, als er war. Immer aber bleibt cS ein Verdienst,
einen großen Mann als Knaben zu malen in einer Zeit, in der mancher
Knabe den großen Mann spielt.
98«.
Ansicht der Loloste Amrnophis III. (MemnonS-Statuen) bei Uil-
Überschwemmung. (Inockoros.)
Der Zuwachs
an derartigen
Kunstwei!en ist
schon durch die
Belehrung er-
freulich, die sic
unS auf einem
Gebiete geben
daS einem gro-
ßen Theil un-
seres Publikums
noch sein liegt-
Wir sehen näm-
lich hier schon
die alten Aegyp-
ter bei Nilüber-
schwemmungen
im Besitz eines
ebenso prakti-
schen als brauch-
baren Möbels,
und können
den leichte»
Schluß-zie-
hen, daß die
Bedürfnisse der
Menschen zu
allen Zeiten und
unter allenHim-
melSstrichendie-
selben geblieben
sind.
277. vxr 22 Jahr alte Luther im Klostrr zu Erfurt wird von seinen
Freunden durch Musik aus einer «hnmacht erweckt.
Bedenken wir, daß diese« Bild demselben Künstler angehört, der in dem
Gemälde Nr. 276 da« Haupt der Römischen Christenheit zu verherr-
lichen strebt, so kann es »»« nicht Wunder nehmen, den Reformator
Luther von ihm schwach und ohnmächtig Larzestcllt zu sehen. Die Arb
sührung deS Musikstückes ist meisterhaft. Wir glauben fast zu hören, waS tu
Freunde spielen; und fürchteten wir nicht in den so ost gegen un« auSgcsprc-
chencn Verdacht der Frivolität zu gcralhcn, wir würden schwören, die lieblich'"
Töne des bekannten Liede«:
.Steh' nur aus, steh' nur auf, du v. s. w."
zu vernehmen.
insu'«»
Merl dr srrg>
L-ir kennten °°-
,°i-r- r>-n-° °"' ''
Pirk! ev'-ch«, t°°cn >
^.nNeistrrhandl-rz'1
lintc-
»i stiebe mit ihren
,tlr-fftN.
M-A. I
Wir wsj
Besitz uns w
Tiefe und Cä
den zcnueu
Lckruck, web
»t selbst au,i
S-i-beit de« Te
re» teueu wir
trn ein« ss,
c^r Die ZZertmer NmMusstestunq von 1858. ,^>
Die Kunstthätigkeit hat zwei Gebiete: daS der guten Bilder und das der bösen.
Gute Bilder sind solche die unS belehren, bessern, veredeln, erheben, anrezen, stimmen, aus Gedanken bringen, unser Behagen vergrößern und den
Wohlstand vermehren — den de» Maler« nicht ausgeschlossen. Zu ihnen gehören:
Geflügel, Rindvieh, Blumenkohl, Vierländerinnen, Frauen aus Capri, Mittagsruhe, Kinderspiel im Atelier, Scene im Park, Abend
in der Campagne, Mädchen inS Wasser gehend, Schweine nach dem Leben, die Jungfrau in der Schweiz, Knaben mit Assen und ander,
Sonnenaufgänge.
Böse Bilder dagegen sind solche, deren Anblick un« verstimmt und ängstigt, al«:
AussteigendcS Gewitter, plündernde Kosaken, Brandstifter, ConsessionSwechscl, Fieberkranke, geistlicher Zuspruch, Tempel, Geldverlegenheit
Räuberherberge, lauernder Kater, sterbender Bräutigam, Versuchung de« heiligen Antonius, die verlorene Pcrrüke und andere Mondschein-!
landschaften.
Von diesem Gesichtspunkt auS werden wir uriheilen:
1-159. Valentin Ruths. Römische Campagne. Morgendämmerung.
Nr. 712 und 995.
"kW
M
Die glücklich erfolgte Ankunft von zwei muntern Knaben beehren sich
ergebenst anzuzcigcn
Berlin und Düsseldorf, 712. 995. Gustav Richter.
Marie Wiegmann.
3489. Vas erste Hühnerauge.
Wenn auch nicht jeder Erste (sc. eines Monat«), so hat doch alles
Erste seinen eigenen Reiz, und immer wieder sehen wir begabte Künstler
Stoffe wählen, wie: »Der erste Schnee," »Der erste Schulgang,"
.DaS erste Lächeln," „Der crsteZahn," .Da« erste Veilchen,"
.Da« erste Höschen", u.s.w. Unser Maler wählte jedoch ein Motiv, das, so
viel un« bekannt, ncch nie behandelt wurde, wenn nichtviellcichtvon Marianne
Glimmert. DaS junge Mädchen, im Vordergrund deS Bilde«, hat gestern
einen Ball besucht, viel getanzt, und empfindet heut Morgen plötzlich
einen leisen Druck aus der kleinen Zehe de« rechten VorderfuheS. Sie
ruft die Familie; Vater, Mutter und Geschwister eilen herbei, und man ent-
deckt nach freudiger Spannung — daS erste Hühnerauge. DaS Bildchen
ist klar und verständlich eomponirt, und der seelcnvolle Blick, mit dein da«
Hühnerauge die Umstehenden betrachtet, erweckt unsere ganze Thcilnahmc.
157. Slumrulesr für das Fest von Gruzano.
Ein vortreffliches Bildchen — bis auf die Bezeichnung im Katalog.
.Die unvorsichtigen Acltern," oder .Rosen auf den Weg gestreut
und deS Hrmds vergessen" wäre vielleicht bester gewesen.
298. Minna Sundlach: Lin üorb mit ülumen.
Wie sein, wie discret gedacht und empfunden! Die Künstlerin gab un«
einen Korb, aber — Mil Blumen. Leider können wir daS nicht von allen
Damen sagen, denen wir aus unserem dornenvollen Künstlerpfade begegnet.
(Staffage: abziehende Lanzknechte.)
276. Her Hirtenknabe Mir pcnclli, nachmaliger Papst Sirius V.
Wir wissen nicht, welcher Schule dieser Künstler angehört, nur von sei-
nem Knaben Felix wissen wir, daß er keine genossen. Er hütete in seiner
Jugend die Schweine und verstand cS, sich durch fortgesetzte Kränklichkeit znm
Hirten der Christenheit emxorzuschwingen. Noch sehen wir in ihm nichts vom
heiligen Vater. ES ist auch in dem Alter von 12 Jahren, in welchem ihn
der Künstler ausgcfaßt, ncch nicht zu verlangen, obgleich sich SirtuS bekannt-
lich stet« für älter auSzab, als er war. Immer aber bleibt cS ein Verdienst,
einen großen Mann als Knaben zu malen in einer Zeit, in der mancher
Knabe den großen Mann spielt.
98«.
Ansicht der Loloste Amrnophis III. (MemnonS-Statuen) bei Uil-
Überschwemmung. (Inockoros.)
Der Zuwachs
an derartigen
Kunstwei!en ist
schon durch die
Belehrung er-
freulich, die sic
unS auf einem
Gebiete geben
daS einem gro-
ßen Theil un-
seres Publikums
noch sein liegt-
Wir sehen näm-
lich hier schon
die alten Aegyp-
ter bei Nilüber-
schwemmungen
im Besitz eines
ebenso prakti-
schen als brauch-
baren Möbels,
und können
den leichte»
Schluß-zie-
hen, daß die
Bedürfnisse der
Menschen zu
allen Zeiten und
unter allenHim-
melSstrichendie-
selben geblieben
sind.
277. vxr 22 Jahr alte Luther im Klostrr zu Erfurt wird von seinen
Freunden durch Musik aus einer «hnmacht erweckt.
Bedenken wir, daß diese« Bild demselben Künstler angehört, der in dem
Gemälde Nr. 276 da« Haupt der Römischen Christenheit zu verherr-
lichen strebt, so kann es »»« nicht Wunder nehmen, den Reformator
Luther von ihm schwach und ohnmächtig Larzestcllt zu sehen. Die Arb
sührung deS Musikstückes ist meisterhaft. Wir glauben fast zu hören, waS tu
Freunde spielen; und fürchteten wir nicht in den so ost gegen un« auSgcsprc-
chencn Verdacht der Frivolität zu gcralhcn, wir würden schwören, die lieblich'"
Töne des bekannten Liede«:
.Steh' nur aus, steh' nur auf, du v. s. w."
zu vernehmen.
insu'«»
Merl dr srrg>
L-ir kennten °°-
,°i-r- r>-n-° °"' ''
Pirk! ev'-ch«, t°°cn >
^.nNeistrrhandl-rz'1
lintc-
»i stiebe mit ihren
,tlr-fftN.
M-A. I
Wir wsj
Besitz uns w
Tiefe und Cä
den zcnueu
Lckruck, web
»t selbst au,i
S-i-beit de« Te
re» teueu wir
trn ein« ss,