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Fkui 1
Aeüersehunßen aus dem Deutsche» in die Reue
^reu bische Sprache.
ES wäre in der Thal wobl endlich an der Zeit, den Verleumdungen der icklcck
tcn Presse über die barbarische Kriegführung der Russen entgegen zu treten
und zu zeigen, daß dieselben von durchaus'humanen Motiven geleitet wcr-
den. Bereits bat die Krcuzzritung die Entdeckung gemacht, daß iie die Dörfer
»ur darum in Brand stecken, „um den Kampfplatz zu beleuchten".
Wir können jene Entdeckung heut noch durch einige ebenso glaubwürdige
Mittheilungen ergänzen.
ES ist zwar erwiesen, daß die Ruße» wehrlose Gefangene nicdermetzcln;
die» geschieht aber nur, um ihnen ein langes qualvolle« Dasein in den
sibirischen Bergwerken zu ersparen.
ES ist leider nicht zu bezweiseln. daß sie Frauen gemordet; doch nur. um
sic nicht durch den Anblick der Leiden ihrer Familien zu b etrüben.
ES ist festgcsteNt, daß sie den Säugling an der Mutterbrust gespießt;
aber bloß in der gewiß menschenfreundlichen Absicht, ihn des
Glücks, russischer Unterthan zu werden, für immer zu entheben.
Angesichts solcher Tbaksachen ist auch der Vorwurf, den die schlechte euro-
päische Presse Preußen macht, in sein Nickis zurückzuwcisen. Die Truppen-
rermehrung in unseren Gränzprcvinzen bezweckt nickt Beihilfe zur gänz-
lichen Unterdrückung einer verzweifelten Nation; sie geschieht nur,
„um dem Terrorismus der polnischen Action sparte! ent-
gegen zu treten."

Bei unserer Militärmusik soll die tiefere französische Orchcstcr-
stiuimung eingcsührt werden.— Endlich geschieht doch von maßgebender
Stelle etwas, um der bei unS herrschenden Mißstimmung — wenigstens
theilweise — ein Ende zu machen.
Daß die Stimmung nicht erhöht wurde, ist wohl dadurch zu erklären,
daß eben Frankreichs Noten den Ton angebcn, aus welchem ge-
spielt werden soll. _
Tie Zeitungen warnen vor den geheimen Absichten der Reaktion, welche
angeblich den 17. März zu Demonstrationen benutzen will, um Collisioncn
mit dem Militär hcrvorzurusen. Zu diesem Zwecke soll von bezahlten Leuten
rin Ruf erhoben weiden, gegen daS jetzige Regierungssystem gerichtet.
Wie lächerlich! Welch' ein Ruf könnte sich wobl noch mehr gegen das
jetzige Svstem richten, als der — den es schon hat.

Nach Wilhelm von Humboldt hat die Eigenthümlichkeit, geliebte
Personen gern schlafen zu sehen, etwas überaus Ansprechendes. Wie
glücklich sühlt sich die Müller am Lager ihres schlafenden Kindes! Wie ent-
zückt den Jüngling der Anblick der schlafenden Geliebten! Und so haben auch
wir keinen sehnlicheren Wunsch, als unser geliebtes Ministerium endlich
einmal — schlummern zu sehen.

ltt 0 ll.
Seiner Lxcellenz Herrn Lichlenüerg in Hannover.
Ihr habt, o EultuS-Excellenz,
Vertbeidigk meine Existenz,
Habt warm Euch n,einer angenommen —
Mögt Ihr reckt bald doch zu mir kommen!
S a t a n a S.

Hierdurch erkläre ich fcierlickst und ausdrücklichst, daß ich zu dem hanno-
verscken Humoristen gleiches Namen». wclcker dag Reskript des CulluSmini-
stcriumS wegen deS persönlichen Teufels untcrzcicknet, in keiner 'Verwandtschaft,
weder einer leiblichen und noch viel weniger einer geistigen stehe.
Lichtcnberg, Hölle links,
Ilütel llogorlk.

Bo fco ist todt! Er starb auf seiner Villa zu Gruna bei DreSden.
Die Hoffnung, daß sich bei seinem Nacklaffe manches Manuscript finden
würde, das über viele noch unaufgeklärte Wunder des ehedem berühmten Ma-
giers Aufschluß geben könnte, hat sich nickt erfüllt. Man fand nur einen
Zettel, worauf die Worte standen: „Ich habe alle Manuskripte über meine
Kunst vernichtet, weil ich vor meinem Tote zu der Erkenntnis! gekommen bin,
daß ich im Vergleick mit manckem Diplomaten nur ei» Stümper war i» der
Kunst — die höchsten Herrschaften und ein vcrchrlichcS Publicum zu
täuschen.

Wie so eben verlautet, ist die Garten la u be in Leipzig wegen der darin be-
findlicken Erzählung der Befreiung Kinkels polizeilich mit Beicklag belegt wor-
den, da die gedachte Erzählung gegen Art. >27. deS Strafgesetzbuches verstößt,
indem sie „gesetzlich vcrboteneHandlungen als ebrenvoll oder ver-
dienstlich, oder Personen wegen dergleichen Handlungen als
loben Swertb darstcllt". Nach diesem Vorgänge sieht der Unterzeichnete
sich veranlaßt, sein Gedickt „die Bürgschaft", welches ebenfalls eine edle,
aber gesetzlich verbotene Handlung eines Freundes für eine» Andern als loben«
werth darstcllt, aus seinen Werken vorläufig auSzumärzen, in der Hoffnung,
daß mit dem Einmarsch der Russen in Deutschland eine größere Freiheit der
Presse zu erwarten steht. Schiller.

Trost in Thrünen.
Ein Heller Stern in dunkler Nacht,
Ein Trost bei allem Spott und Hohn:
ES ist — der deutsche Bundestag
Auch gegen die Convention!

Repertoire für die künftige Rische.

Dienstag, den 17. März: .Jeder bei sich!" oder .Ruhe ist die
erste Bürgerpflicht." _
Zum 17.
resp. 18. d. M. sollen noch einige kleine Demonstrationen, Putsche,
Scandäler u. dergl. für verschiedene Straßen und Plätze der Stadt in
Entreprise gegeben werden. Akustisch gebaute Hurrahschreier, sichere
Fensterscheibenschützen und bewährte Kellerhalsredner mit guten
Lungen und schlechten Röcken, sowie die geehrten Herren Mitglieder der Straßen-
knabenschaft werden hiermit auigesordert, in L onalikätsfracktur geschriebene
und versiegelte Submissionsgesuche unter Beifügung ihrer Bedingungen
spätestens am >6. März einzureicken in dem Bureau der bekannten Agsnoe
provocalrice von Breßlcr sel. Nachfolger in der Wilheimsstraße.

Rn die Stettiner.
An allem eurem Jammer — brich endlich, o Geduld! —
Ist »ur die böse Kammer, die böse Presse schuld.
Daß euer Interesse gefährdet und verletzt,
Die Kammer und die Presse verschulden'» einzig jetzt.
Die Prcsie und die Kammer — eS ist zu ändern nickt —
ES bleibt der alte Jammer in der osficiellcn Wcllgesckichl !

Rus einer reaktionären Ivettgeschichte.
-so konnte es denn nicht seblen, daß die über den Rhein drin-
genden Revvlulioneidcen auch bei den Juden in Deutschland freudige 'Auf-
nahme fanden, und daß in Folge dessen der allgemeine Untergang nicht länger
aufgcschobcn werde» konnte. Vergeblich suchten tüchtige Männer wie der
hochbcrzige Haugwitz, der feinfühlende Lombard und der geniale Lucche-
sini das Verbängniß abzuwenden. Der vernichtende Schlag geschah, wie
vorauszusihcn war, bei Jena. Wer da weiß, daß Jena der Hauptsitz des
philosophischen Aufklärichls war, daß daselbst der Literat Schiller
(Verfasser der „Räuber" und der „Niederländischen Rebellion"!!!, seinem ver-
febltcn Beruf nachgehangen batte, daß nicht weit davon, in Weimar, noch zu
jener Zeit der liberale Beamte Götbe hauste, der wird eine näbere Aufklärung
durch die Berliner Revue nicht weiter brauchen. Aber- gleich nach den, Un-
glück zeigte sich der christlich-konservative Geist in seiner ganzen Größe. Mit einer
in jenen Zeiten de« Trotze« und der Ucbeihcbung einzig dastehenden Selbst-
beherrschung übergaben die alte» frommen Generale, obne sich gegen das
Walten der böhercn Mack'l aufzulebncn, die Festungen den, als Geißel von
oben gesendeten Franzmann. Man irrt wobl nicht, wenn man annimmt, daß
dieses schon der Anfang der kommenden Erhebung war. Aus diesem Grunde
entsprangen die zahllosen konservativen 'Vereine, welche immer uikbr an Kraft
zunehmend, bald mit Ungeduld auf das Zeichen warteten, daS von den Burgen
her und von den Landrätbcn zum Kampfe für die heiligen Rittergüter deck
Feudalismus gegeben werden sollte.-
 
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