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151


Iseuilleton. ^


V6r8U8 rQ6iliorlLl68.
(Um unsern Kindem und Enkeln die ohnehin kaum zu bewältigende Last
historischer Zahlen und Namen zu erleichtern, geben wir hier eine leicht faßliche
Zusammenstellung der auf dem Fürstcntage anwesenden Fürsten
und Minister.)
Merk' dir, Kind, der Fürsten Namen, die zu Frankfurts Römer kamen:
Joseph kam vom Donaustrand, Reckberg, Schmerling an der Hand.
Kronprinz Karl von Würtemberg schritt mit Hügel an daS Werk;
Günther Schwarzburg-SonderShausen kam mit Bertrab römisch
schmausen,
Wo mit ihm getäfelt hat Günther auch von Rudolstadt.
Leopold von Anhalt-Köthen kam, zu steuern Deutschlands Nöthen,
Und von Hessens WilhclmShöh' Friedrich Wilhelm mit Abö.
Mit Johann von Sachsen naht Herr von Neust, der Diplomat,
Mit dem dritten Ludewig für Großhessens Politik
Stritten friedlich sich selbander Dalwigk und Prinz Alexander.
DaiernS Maximilian sah mit Herrn von Schrcnck man nahn,
Bernhard auS Meiningens Kreisen nahm Herrn Krosigk mit auf
Reisen;
Vorfuhr an des Römers Rampe Braunschweigs Wilhelm mit Herrn
Campe,
Nassau'S Adolph trat herein mit dem Fürst Sayn-Wittgenstein,
Doch Georg, Hannovers Rex, brachte Platen mit und Lex.
Friedrich Wilhelm, der Strelitze, hatte Bülow mit als Stühe,
Doch Herr Oerhen saß mit Glanz neben dem Schweriner Franz.
Ernst, als AltcnburgS Vertreter und von Oldenburg Fürst Peter,
Auch Johann von Liechtenstein wollten mit!m Rathe sein.
Von Rcuß-SchleizcnS Wohl getrieben, kam Herr Heinrich ScchSzig-
Sieben,
Für Reuß-GreizenS Wohl herbei kam Herr Heinrich Zwanzig-Zwei;
Victor kam von W aldeckS Klippe, Adolph kam von Schaumburg-Lippe,
Und zu Manches Weh und Ach Badens Fritz mit Roggenbach.
Coburgs Ernst, der wackre Schütze, brachte Scebach mit als Stütze,
Watzdorf thät nach Frankfurt wandern froh mit Weimars Alexandern,
Heinrich, Prinz von Niederland, kam, vom Vater abgesandt.
Lippe-Detmolds Leopold hat erscheinen nicht gewollt,
Und eS blieb zurück im Land Hessen-HomburgS Ferdinand.
Lübeck — Röck, und Duckwitz — Bremen mußt noch inS Gedächtnis
nehmen,
Frankfurt — Müller, Hamburg — Haller, dann weißt du die Na-
men Aller,
Aller, die auS deutschen Landen sich zu Francofurt befanden,
Weißt auch, wie zu dieser Frist Deutschland stark regieret ist.
Kladderadatsch.

Die Universitäten müssen geschlossen werden.
Deutsche Arbeit von Carl Mießllik.
Neulich brachte mein Papa die feudale Correspondenz vonZeidler
nach Hause, worin wörtlich steht: „Es würde uns selbst als ein weit
geringeres Unglück erscheinen, wenn nöthigenfalls einmal eine
oder die andere deutsche Hochschule einige Zeit feiern sollte,
als daß das Heranwachsende Geschlecht von Staatüdienern in
übermüthigem Ungehorsam von übermüthigen Professoren er-
zogen wird —" welches mir ganz aus der Seele gesprochen ist, da ich immer
.gegen den Universitäten war, iichem mir eigentlich daS Gymnasium schon zu
weit geht, da man jetzt sogar schon von den Fürsten Primas spricht, und
überhaupt die Wissenschaften nicht glücklich machen, welches man recht an
Hoff sehen kann, der sein Malzbier von selbst erfunden hat, indem daS
Recept in seiner Familie erblich war, so wie auch Da ubip kein Examen ge-
macht haben soll, sondern durch reine Naturanlagen auf den SchnapS gekommen
ist, wcßhalb auch meine Mama immer sagt: waS im Menschen nicht ist, das
kommt nicht in ihm, indem die geistige Nahrung der leiblichen gleicht, und
«ine strenge Diät LaS beßte Mittel ist, ein hohes Alter zu erreichen.
Gehen wir nun von dem Allgemeinen zu den Universitäten selbst über,
so brauchen wir hierzu daS Zeugniß der Reife, welches im siebzehnten bis
achtzehnten Jahre viel zu früh ist, indem so schon vor dem ManncSaltcr die
Fäulniß einkitt, welche durch tägliches Salamanderreiben gefördert und nur
kurz vor dem Examen unterbrochen wird, wo plötzlich Alles in den Kops

hineinzesteckt wird, wodurch lebenslängliche Verstopfungen entstehen, die als-
dann wieder zum Gebrauch der Stiehl'schen Regulative führen. So geht
der Zweck verloren, und sind die Universitäten daher auf Sand gebaut,
welcher, wie jetzt die Turner in Leipzig, heimlich schwören mußte, Kotzebue zn
ermorden, weil derselbe eine Broschüre: „Die Berliner Presse" für
Gebhardt in Leipzig geschrieben hatte, worin er seine uneigennützige Liebe für
das deutsche Vaterland darthat, indem er ein russisches Jahrgehalt von
3lXX) Silbcrrubel heimlich bezog, welches nur durch einen patriotischen Post-
diebstahl entdeckt werden konnte. Eine Folge diese» Unternehmens waren die
Burschenschaften, welche die Tendenzen Oesterreichs verfolgten, in
Frankfurt am Main die deutsche Einheit herzustellen, wozu
ihnen jedoch nicht der Römersaal, sondern die Hausvogtei in Berlin einzeräumt
wurde, um über dieses große Werk fünfzehn bis zwanzig Jahre nachzudenkea,
wa» ihnen jedoch nicht gelang, indem I8i8 Preußen diese schwere Sache in
die Hand nahm, wovon man noch heut die Schwielen sehen kann, so daß
auch hier an unserem Unglück nur die Universitäten schuld sind, wcßhalb
sic geschlossen werden müssen, quock erat «ismonstranckuw.

Die schwarzmeihe Laserne.
Die Kaiserstadt am Maine,
Wie prangt sie festlich heut!
Sie hat sich angezogcn
Ihr schwarzrothgoldncS Kleid.
Geschmückt sind alle Häuser —
Der Kaiser hat'S gewollt —
Vom Kops bis zu den Füßen
Mit flatterndem Schwarzrothgold.
Doch mitten unter ihnen
Mit trotzigem Gesicht
Steht eine schwarzwciße Caserne,
Die theilt den Jubel nicht.
Kein einziges deutsche» Fähnlein
Hat sic sich anzestcckt;
Sie ist mit schwarzwcißen Bannern
Von oben bis unten bedeckt.
Und die dreisarbigcn Häuser,
Mit Fingern zeigen sie
Auf die schwarzweiße Caserne
Und fragen: was will die?
Der Wandrer, vorübergehend,
Hemmt staunend seinen Schritt —
Was sagt die schwarzwciße Caserne?
Sie sagt: ich spiel' nicht mit.
DaS ist die schwarzwciße Caserne;
Da steht sie schroff und kühl,
Und wie einSchutz mann betrachtet
Sie ernst das tolle Gewühl.

Ein Statistiker von Ruf ist so eben damit beschäftigt, die Summe säinmt-
licher Civillisten und Ministerzehalte der in Frankfurt anwesenden Herren
durch Addition zu finden, wahrscheinlich um fcstzustcllen, wie billig Deutsch-
land regiert wird.
Erst im September werde» die deutschen Augenärzte zu einem ophthal-
mologischen Congreß nach Heidelberg reisen. Dies zur Widerlegung de«
Gerüchtes, daß dieselben schon in den nächsten Tagen nach Frankfurt
am Main gehen würden, um neue Studien über Kurzsichtigkeit, Lichtscheu,
und Blindheit zu machen.

Die Nordd. Allgemeine nennt die von Oesterreich vorgeschlazenc
DundeSreform „den letzten Stoß, den man den Verträgen von
1815 versetzt." Die Osficiöse irrt: die BundcSreform ist kein Stoß, sie
ist nur ein — Puff; die Verträge von 1315 aber können schon einen Puf s
vertragen!
 
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