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Berlin, den 4. Juli 1875.

HG

M

ZA

3tr. 81.

XXVIII. Jahrgang.

-satirisches

HJcidjcniinfcnöcr.

Montag, den 5. Juli.

Der fromme Her, VeniUot bittet die De-
rutirten Frankreichs, alle für die Oper und die
anderen paiifer Tbeater bestimmten Gelder für
die durch lieber,'chwemin»»ge» Geschädigten zu

rerwende».

Dienstag, den 6. Juli.

Die Vcrlaiiimlmig I» Versailles erklärt
sich bereit, dem Wunsch deS Hern, Veuillot
nachznkommen, wenn die für den Bau betSacro-
coeur -Kirche zu verausgabenden Millionen
für denselben Zweck bestimmt werden.

Mittwoch, den 7. Juli.

Herr Mac Mahon beeilt sich, ein JabreS-
einkommc» ans den Altar der Wohlthatigkeit zu
Gunsten der lleberschwcminten niederzulegen.

Humoristisch

lisachenliastndcr.

Donnerstag, den 8. Juli.

Der Je s»! t c n o rd en beschließt, die auS dem
Verkans des I?a„-,Ie-I.«iir>Ios und anderer
Wnnderwasser gelosten Snmmen cen armen.
Ileberschwemmten zu Gute komnien zu laffen.

Freitag, den g. Juli.

Der beilige Vater in Rom erklärt sich
bereit, die Petert-psennigMasse d-S Jubel-
jahreS zum Bebten der Neberschwemmten in Frank-
reich auszuschütten.

Sonnabend, den 10. Juli.

Die Flut der von den Frommen zu Gunsten
der Ueberschwemmten geopserten Gelder steigt so
hoch, daß die heimgcsnchte» Gegenden den Him-
mel anflchen, sie jedes Jahr mit einer solchen
Ueberschwemniung zu segnen.

Kladderadatsch.

Mochkulifntt.

Mit dieser Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den Kladderadatsch mit 2 M. 25 Pf. vierteljährlich für In- und Ausland. — Wir
bitten um rechtzeitige Erncuerung deS AboniicmcntS. da wir später nicht dafür einstehen können, die bereits erschienenen Nummern noch vollständig
nachzulieferu. — Einzelne Nummern, soweit dieselben »och vorräthig, » 25 Pf. Die verlagshandlung. A. Hofiiiaim & Co. in Berlin.



Mit Wundrrmär' klingt's hrut ins Land hinein
Vom deutschen Strom, des Römers pfaffengassc:
Ist das der Wnllfahrtsschwindcl, das drr Schein
Der Heiligkeit, vermählt mit frommem Hasse?

Seht jenes Mannes angcfcindct Bild,

Den man vor Kurzem „Lästrrr" noch gescholten,
Emporgrhobcn aus der Volksgunst Schild,

Da jüngst noch der Empörung Wogen grollten.

And war' es selbst rin kleiner Bruchtheil nur,

Der, seines Joches müd', es abgeschüttelt
Und, schamergtüht ob Roma's Dictatur,

An seiner Tempel morschen Säulen rüttelt —

Die tau send Fackeln, srrndig dargcbracht
Dem tapsern Mann bei Sang und Bcchcrklingcn,

Sind ein Symbol, dass, morgcusrisch erwacht,

Des Volkes Geist sich auf zum Licht will ringen.

ohnmächtig eure Wuth, ihr schwarzen Herrn,

Umsonst eu'r Fluchen und verzweifelt Klagen!

Die tausend Fackeln hättet ihr wohl gern,

Wie eh', zum Schcitcrhaus herbeigetragen?

Du dauerst in drr That mich, armer Schalk
Im Vatican, dem einst sich Welten beugten!

Die Fackeln hoch! Es gilt dem tapfcrn Falk,

Helft ihm dem Psaffcntrutzc hrimzulcnchtcn!

Im eignen Lager sucht den Feind er aus,

Mit schncid'gcr Waffe tritt er, ein Gebannter,

In ihre Mitt', und-Frisch und muthig draus!

Mein Wahlspruch hciszt: „Ziueere et constanter!“
Ich hab's gewagt! — Und aus dem cölncr Dom
Besiegt und heulend stichn die schwarzen Horden:

„Weh uns! Drr Rhein, einst ein kathol'schcr Strom,
Ein Ketzer ist, ein Deutscher er geworden!"

*?»!! _ Müddmrdüsscb.

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